Die 4 Frau
wieder angefangen.
Meistens haben wir uns bei mir getroffen. Ab und zu mal in einem Motel. Übrigens, soviel ich weiß, hat sich Lorelei nicht die Bohne für Caitlin interessiert – komisch, nicht wahr?
Aber Ben und ich haben uns mit der Situation arrangiert, so gut es ging. Wir haben ein Spiel daraus gemacht. Er hat mich Camilla genannt und ich ihn Charles. Seine Königliche Hoheit. Es war so lustig. Und er fehlt mir so. Ich weiß, dass Ben mich geliebt hat. Ich weiß es.«
Ich sagte
nicht:
»Sofern so ein mieser Drecksack, der seine Frau betrügt, überhaupt jemanden lieben kann.« Stattdessen öffnete ich die Tür des Wandschranks und forderte die Immobilienmaklerin auf einzutreten.
»Bitte, Emily.«
Ich zeigte ihr das zweite Guckloch in der Rückwand.
»Dieses Loch geht ganz durch die Wand – in Caitlins Zimmer.«
Emily schnappte erschrocken nach Luft und schlug beide Hände vors Gesicht.
»Das habe ich nicht gesehen.
Davon weiß ich nichts!
Ich muss jetzt gehen«, sagte sie, machte auf der Stelle kehrt und stürmte aus dem Schlafzimmer. Ich konnte ihre hohen Absätze auf der Treppe klappern hören.
Ich holte sie ein, als sie gerade die Schlüssel von dem Tischchen in der Diele schnappte und die Tür öffnete. Sie ging hinaus.
»Emily.«
»Ich habe genug«, sagte sie schwer atmend, während sie die Tür hinter uns zuzog und abschloss. »Das tut zu weh. Begreifen Sie denn nicht? Ich habe ihn geliebt!«
»Das sehe ich«, sagte ich. Ich ging mit ihr zu ihrem Wagen und blieb vor der Fahrertür stehen, während sie den Motor aufheulen ließ.
»Beantworten Sie mir nur noch eine Frage«, beharrte ich. »Kannte Ben einen Mann namens Dennis Agnew?«
Emily löste die Handbremse und wandte mir ihr tränenüberströmtes Gesicht zu.
»Was? Was sagen Sie da? Er soll diesem
Kotzbrocken
unsere Videos verkauft haben?«
Emily wartete meine Antwort nicht mehr ab. Sie riss das Steuer herum und trat aufs Gaspedal.
»Ich deute das als ein Ja«, sagte ich zu mir selbst.
123
Ich fuhr langsam an dem Streifenwagen vorbei, der mit laufendem Motor an der Einmündung der Sea View Avenue stand, und hob kurz die Hand zum Gruß. Dann bog ich nach rechts in Cats Einfahrt ein und stellte den Explorer neben dem Bonneville ab. Offenbar hatte Keith die alte Kiste während meiner Abwesenheit zurückgebracht.
Ich ließ Martha ins Haus und gab ihr einen Hundekeks. Dann wandte ich mich dem blinkenden Anrufbeantworter zu. Ich drückte die »Play«-Taste und machte mir auf einem Zettelblock Notizen.
Joe, Claire und Cindy hatten angerufen; sie machten sich alle Sorgen und baten mich, möglichst schnell zurückzurufen. Nachricht Nummer vier war von Carolee Brown, die mich zum Abendessen bei ihr in der Schule einlud.
Und dann drang Chief Starks erschöpfte Stimme aus dem Lautsprecher.
»Boxer, wir haben die Laborergebnisse zu diesem Gürtel. Rufen Sie mich zurück.«
Chief Stark und ich hatten uns den ganzen Tag über gegenseitig auf den AB gequatscht. Fluchend blätterte ich den Block auf der Suche nach seiner Nummer durch. Endlich hatte ich sie gefunden und wählte.
»Einen Augenblick, Lieutenant«, sagte der Diensthabende. »Ich funke ihn an.«
Im Hintergrund hörte ich das Gequake des Polizeifunks. Ich trommelte mit den Fingernägeln auf den Küchentisch und hatte schon bis neunundsiebzig gezählt, als der Chief sich endlich meldete.
»Boxer.«
»Das ging ja schnell mit dem Labor«, sagte ich. »Und, was ist dabei rausgekommen?«
»Es ging nicht ohne Grund so schnell. Es gab keine Fingerabdrücke, was mich nicht weiter überrascht. Aber auch sonst ist das Ergebnis gleich null, falls wir unsere Ermittlungen nicht auf die Tierwelt ausdehnen wollen. Lindsay, diese Dreckskerle haben einfach ein bisschen Rinderblut auf die Schnalle geschmiert.«
»Ach, das darf doch wohl nicht wahr sein!«
»Hab ich mir auch gedacht. Zu dumm. Hören Sie, ich muss jetzt Schluss machen. Unser Bürgermeister will kurz mit mir plaudern.«
Der Chief legte auf, und in dieser Minute tat er mir so richtig Leid.
Ich ging hinaus auf die Veranda, setzte mich auf einen Plastikstuhl und legte die Beine übers Geländer, wie Claire es mir geraten hatte. Über meine Sandalen und die Nachbarsgärten hinweg starrte ich auf die türkisfarbene Bucht hinaus.
Ich musste dringend über diesen Gürtel nachdenken, der heute Morgen auf dem Rasen gelegen hatte, und über die Blutflecken, die uns keinen Schritt weiter gebracht hatten.
Eines war klar: Die Täter
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