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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Indianer von Natur aus Mörder waren, hinterhältig und falsch. Vielleicht seien sie auch für den mysteriösen Tod des zweiten Soldaten verantwortlich, aber man könne nicht ausschließen, dass es die Bestie gewesen sei. Das einzig Vernünftige sei daher, die Fallen aufzustellen, mit etwas Glück würden sie die gesuchte Kreatur fangen, bevor sie noch jemanden umbrachte, und dann sollten sie schleunigst nach Santa María de la Lluvia zurückfahren, wo sie Hubschrauber bekommen könnten. Die anderen staunten nicht schlecht: Offensichtlich hatte das Kerlchen durch sein Bad in dem Kothaufen etwas dazugelernt.
    »Hauptmann Ariosto wird es nicht wagen, einem Ludovic Leblanc seine Unterstützung zu verweigern«, sagte der Professor. Mit jedem Tag, den sie auf unbekanntem Gebiet verbracht hatten, und mit jedem Lebenszeichen der Bestie war der Tick des Anthropologen, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, schlimmer geworden.
    Die meisten waren mit Leblancs Vorschlag einverstanden. Kate Cold jedoch zeigte sich wild entschlossen weiterzufahren und bat Timothy Bruce, sie zu begleiten, denn was hätte sie schon davon, wenn sie das Geschöpf fand und es nicht mit Fotos beweisen konnte? Der Professor schlug vor, dass sie sich trennten, und wer wolle, könne in einem der Boote zum Dorf zurückfahren. Sofort meldeten sich die drei Soldaten und Matuwe. Die Panik war ihnen anzumerken, und sie wollten nichts wie weg. Dr. Omayra Torres aber sagte, sie sei so weit gereist, um Indianer zu impfen, und hätte womöglich in absehbarer Zeit nicht noch einmal die Gelegenheit dazu, deshalb denke sie gar nicht daran, beim ersten Hindernis die Flinte ins Korn zu werfen.
    »Du bist sehr mutig, Omayra.« César Santos nickte anerkennend. »Ich bleibe. Ich bin der Führer, ich kann euch hier nicht allein lassen.«
    Alex und Nadia warfen sich einen vielsagenden Blick zu: Es war ihnen nicht entgangen, dass César Santos die schöne Ärztin nicht aus den Augen ließ und jede Gelegenheit beim Schopf packte, um in ihrer Nähe zu sein. Noch ehe er es ausgesprochen hatte, war beiden klar, dass er bleiben würde, wenn sie blieb.
    »Und wie sollen wir anderen ohne Sie zurückfahren?«, wollte Leblanc ziemlich beunruhigt wissen.
    »Karakawe kann euch hinbringen«, sagte César Santos.
    »Ich bleibe«, erklärte Karakawe, kurz angebunden wie immer.
    »Ich auch, ich kann doch meine Großmutter nicht allein lassen«, sagte Alex.
    »Ich brauche keinen Aufpasser und Kleinkinder schon gar nicht, Alexander«, knurrte Kate, aber alle konnten sehen, wie ihre Raubvogelaugen bei der Entscheidung ihres Enkels vor Stolz funkelten.
    »Ich werde Verstärkung holen«, sagte Leblanc.
    »Sind Sie nicht der Leiter dieser Expedition?«, fragte Kate Cold frostig.
    »Aber ich bin doch dort, dort, also dort bin ich doch nützlicher als hier …«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber dann kümmere ich mich persönlich darum, dass es im International Geographic steht und alle Welt erfährt, was für ein Held Professor Leblanc ist.«
    Schließlich kamen sie überein, dass Matuwe und einer der Soldaten Joel González nach Santa María de la Lluvia zurückbringen sollten. Ihre Reise würde nicht so lange dauern, weil sie mit der Strömung fuhren. Die anderen, Ludovic Leblanc eingeschlossen, der sich mit Kate Cold lieber nicht anlegen wollte, würden bleiben und auf die Verstärkung warten. Als der Vormittag halb verstrichen war, hatten sie das eine Boot bepackt, und die Expeditionsteilnehmer verabschiedeten sich von dem Verletzten und seinen Begleitern, die flussabwärts verschwanden.
    ~
    Den Rest des Tages mühten sie sich damit ab, nach den Anweisungen von Professor Leblanc eine Falle für die Bestie zu bauen. Der Entwurf bestach durch überwältigende Schlichtheit: ein großes Loch im Boden, darüber ein Netz, das mit Blättern und Zweigen getarnt wurde. Wenn die Bestie darauf trat, würde sie in das Loch fallen und sich dabei in dem Netz verheddern. Ein batteriebetriebener Alarm am Grund der Grube sollte unverzüglich losgehen und die Expeditionsteilnehmer auf den Plan rufen. Die hofften, sich dem Untier nähern zu können, ehe es das Netz abgeschüttelt hatte und wieder aus dem Loch geklettert war, und wollten ihm eine Ladung Betäubungsmittel verpassen, die ausreichte, ein Rhinozeros in den Tiefschlaf zu befördern.
    Nur mussten sie eine Grube ausheben, die für ein Geschöpf von der Größe der Bestie tief genug war, und das entpuppte sich als recht

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