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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Sein Name wurde in den Schmutz gezogen, und das wirkte sich auch auf seine Mutter und seine Schwester aus. Er konnte nur hoffen, dass ihm noch genug Zeit blieb, sein Ansehen wiederherzustellen, wenn die ganze Sache erst einmal öffentlich war.
    Als er um die Ecke bog, fegte ihm eine launische Herbstböe um die Beine. Er zog das Jackett enger um sich und bedauerte, dass er keinen Schal trug. Er überquerte die Rue Saint-Marc, noch immer ganz in Gedanken – dachte an die kommenden Tage und Wochen und nicht an die Gegenwart, durch die er ging.
    Erst nach einer Weile nahm er Schritte hinter sich wahr. Zwei Fußpaare, die schnell näher kamen. Er merkte auf. Er blickte an seinem Abendanzug hinab und begriff, dass er wie leichte Beute aussehen musste. Unbewaffnet, unbegleitet und vielleicht sogar noch mit den Spielgewinnen der letzten Nacht in den Taschen.
    Anatole ging schneller. Die Schritte beschleunigten sich ebenfalls.
    Jetzt war er sicher, dass er verfolgt wurde, und er eilte schnurstracks in die Passage des Panoramas. Er hoffte, den Boulevard Montmartre auf der anderen Seite zu erreichen, wo die Cafés gerade aufmachten und bestimmt schon frühmorgendlicher Verkehr herrschte, Milchlieferungen, Karren.
    Die letzten verbliebenen Gaslampen brannten mit einem kalten blauen Licht, als er durch die enge Schaufensterpassage ging und an Geschäften vorbeikam, die Stempel und Votivgaben verkauften, an einem Schreiner, der einen alten Schrank mit abblätternder Goldfarbe anbot, an den verschiedenen Antiquitätenhändlern und Verkäufern von
objets d’art.
    Die Männer folgten.
    Anatole packte die Angst. Seine Hände glitten in die Taschen und suchten nach irgendwas, womit er sich verteidigen könnte, fanden jedoch nichts, was sich als Waffe eignen würde.
    Er ging noch schneller, widerstand dem Impuls, in Laufschritt zu fallen. Es war besser, sich nichts anmerken zu lassen. So zu tun, als wäre alles in Ordnung. Darauf hoffen, dass er es auf die andere Seite schaffte, wo Zeugen wären, ehe die beiden Gelegenheit hatten, zuzuschlagen.
    Doch auf einmal wurden die Schritte hinter ihm deutlich schneller. Eine blitzartige Bewegung, als Spiegelung im Schaufenster des Graveurs Stern, ein Brechen des Lichts, und Anatole wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um eine Faust abzuwehren, die auf seinen Kopf zielte. Er bekam einen Schlag über dem linken Auge ab, konnte aber das Schlimmste verhindern und sogar selbst einen Hieb landen. Sein Angreifer trug eine flache Wollmütze und hatte sich ein schwarzes Taschentuch vors Gesicht gebunden. Er grunzte auf, doch im selben Moment wurden Anatole die Arme nach hinten gerissen, so dass er schutzlos war. Der erste Schlag in die Magengrube raubte ihm den Atem, dann traf eine Faust sein Gesicht, links, rechts, wie ein Boxer im Ring, eine Salve von Schlägen, sein Kopf schleuderte hin und her, und Schmerz jagte ihm durch den ganzen Körper.
    Anatole spürte Blut von seinem Augenlid tropfen, doch es gelang ihm, sich etwas wegzudrehen und den brutalsten Schlägen auszuweichen. Auch der Mann, der ihn festhielt, hatte das Gesicht verhüllt, mit einem Schal, doch sein Kopf war unbedeckt und der Schädel mit schlimmen roten Blasen bedeckt. Anatole hob das Knie an und rammte dem Mann mit voller Wucht den Fuß gegen das Schienbein. Der Klammergriff lockerte sich einen Moment, gerade lange genug für Anatole, um den Mann am offenen Hemdkragen zu packen und ihn mit einem Ruck gegen die scharfkantigen Säulen am Eingang des Ladens zu schleudern.
    Anatole warf sich mit dem ganzen Körpergewicht nach vorn und schaffte es auch fast an dem anderen vorbei, doch dann traf ihn ein Aufwärtshaken seitlich am Kopf. Er sank stolpernd auf die Knie, schlug im Fallen um sich und landete einen Hieb in den Rippen des Mannes, richtete aber wenig Schaden an.
    Anatole spürte, wie die geballten Fäuste des Mannes auf seinen Nacken krachten. Von der Wucht des Schlages taumelte er nach vorne und sackte auf alle viere. Ein brutaler Tritt von Stiefeln mit Stahlkappen hinten gegen seine Beine schickte ihn endgültig zu Boden. Er warf die Hände über den Kopf und zog die Knie hoch bis ans Kinn, versuchte vergeblich, sich halbwegs gegen die Attacke zu schützen. Als ihn ein Schlag nach dem anderen in die Rippen, die Nieren und auf die Arme traf, wurde ihm zum ersten Mal klar, dass die beiden vielleicht nicht aufhören würden.
    »He!«
    Anatole meinte, im Dunkel am Ende der Passage ein Licht zu sehen.
    »He! Was ist da

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