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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Also habe ich mich schlau gemacht im Kriminalchemischen Institut. Das Ergebnis wird Sie überraschen: Bei Olibanum, Benzoe, Storax und Tolubalsam handelt es sich um Harze, also eingetrockneten Wundsaft, der zur Herstellung von Weihrauch Verwendung findet.«
    »Weihrauch?« Caterina machte ein ungläubiges Gesicht.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Mesomedes fort, »Benzoeharz und Tolubalsam sind extrem selten und demgemäß außerordentlich teuer. Siambenzoe trema und Sumatrabenzoe bestehen in der Hauptsache aus Benzoesäureester des Coniferylalkohols. In geringen Mengen enthalten sie auch Vanillin und werden zur Herstellung exklusiver Parfüms verwendet. Noch kostbarer ist Tolubalsam. Dieses Baumharz wird vor allem schweren orientalischen Parfüms beigemengt. Beide sind also viel zu schade, um sie zu verbrennen. Auf der Welt gibt es jedoch nur einen einzigen Produzenten, der Weihrauch mit dieser Zusammensetzung verkauft. Das Gramm für angeblich fünfhundert Euro. Der sitzt in der Lombardei, und er hat nur einen einzigen Abnehmer – den Vatikan.«
    Caterina atmete tief durch. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie wollte spontan in ihre Handtasche greifen. Doch die Aufregung dauerte nur Sekunden, dann hatte sie sich wieder im Griff. »Dazu könnte ich Ihnen auch etwas sagen«, bemerkte sie mit gespielter Ruhe. »Allerdings …«
    »Es soll Ihr Schaden nicht sein, Signora«, deutete Mesomedes Caterinas Zögern. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist Ihnen an der Aufhebung des Haftbefehls gegen diesen Malberg gelegen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Hören Sie, es ist geradezu mein Job, die Flöhe husten zu hören. Ich wäre ein schlechter Staatsanwalt, wenn ich nicht aus geringfügigen Andeutungen meine Schlüsse ziehen würde.«
    Caterina rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Und natürlich blieb Mesomedes auch dies nicht verborgen.
    »Ich will Ihnen keine Versprechungen machen«, fuhr er fort, »aber wenn der Fall eine neue Wende nimmt, versichere ich Ihnen, dass ich mich für eine Aufhebung des Haftbefehls gegen Malberg einsetze.«
    »Ich nehme Sie beim Wort«, entgegnete Caterina. Sie sah den Staatsanwalt prüfend an. Einen Augenblick zögerte sie, ob sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen sollte. Dann zog sie einen Umschlag aus ihrer Umhängetasche und reichte ihn Mesomedes.
    Der sah sie fragend an.
    Caterina schwieg. Mit einer Handbewegung deutete sie an, er solle den Umschlag öffnen. Schließlich kam der Staatsanwalt der Aufforderung nach.
    Er zog vier Fotos im Format dreizehn mal achtzehn hervor und die Kopie eines Zeitungsausschnitts. Etwas ratlos breitete er den Inhalt des Umschlags vor sich aus. Der Zeitungsausschnitt bezog sich auf den Unfall von Kardinalstaatssekretär Philippo Gonzaga und zeigte ein Bild des Kardinals.
    »Und diese Fotografien? Was haben die zu bedeuten?« Mesomedes schüttelte den Kopf.
    »Das sind Bilder, die ich bei der Beerdigung von Marlene Ammer geschossen habe. Vielleicht erkennen Sie den kahlköpfigen Herrn im schwarzen Anzug. Normalerweise läuft er in leuchtendem Purpur herum.«
    »Gonzaga!«, rief der Staatsanwalt erstaunt.
    »Und hier, und da, und hier!« Caterina deutete auf die übrigen Bilder: »Kardinalstaatssekretär Philippo Gonzaga.«
    Mesomedes musterte die Bilder mit kritischem Blick. Schließlich meinte er: »Sie haben recht, Signora Lima. Und Sie sind sicher, dass diese Bilder bei der Beerdigung von Marlene Ammer entstanden?«
    »Absolut sicher.«
    »Es gibt in den Akten über den Fall seltsamerweise keinen einzigen Hinweis auf die Bestattung.«
    »Das hätte mich auch sehr gewundert.«
    »Aber woher wussten Sie …«
    »Als Journalistin hat man Informationsquellen, von denen sogar Staatsanwälte nur träumen können. Und Sie wissen, dass Sie mich nach dem Pressegesetz nicht zwingen können, meine Informanten zu verraten.«
    »Ich weiß, Signora. Und ich weiß, dass Sie das wissen.«
    Caterina schmunzelte selbstbewusst. »Aber wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann wäre es der folgende: Nachdem ich die Fotos geschossen hatte, trat ein Mann auf mich zu. Er forderte den Chip aus meiner Kamera und nahm dabei eine so drohende Haltung ein, dass ich seiner Forderung wohl oder übel Folge leisten musste. Ich öffnete meine Kamera; aber statt des Speicherchips händigte ich ihm den Programmchip aus. Ein alter Taschenspielertrick unter uns Reportern.«
    Mesomedes schob die Unterlippe vor, eine Geste, mit der er Caterina Respekt

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