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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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machten, Gott hätte einen verschlagenen Sinn für Humor.
    «Ich frage mich, ob Sie mir vielleicht helfen können», begann ich salbungsvoll. «Das Hotel Adlon möchte Herrn Breitmeyer - Arno Breitmeyer - zu einem in zwei Wochen stattfindenden Gala-Empfang einladen. Wir möchten gerne erfahren, wie die korrekte Anrede lautet und an welche Abteilung wir die Einladung senden sollen.»
    «Ich wünschte, ich würde auch mal zu so einer Gala eingeladen», seufzte der Mann hinter dem Schalter und konsultierte eine dicke, ledergebundene Liste vor sich auf dem Schreibtisch.
    «Um ehrlich zu sein, diese Empfänge können manchmal sehr steife Angelegenheiten sein. Ich mag beispielsweise keinen Champagner. Ich ziehe Bier und Würstchen jederzeit vor.»
    Der Schalterbeamte seufzte melancholisch, als wäre er noch längst nicht ganz überzeugt, und fand den Namen, nach dem er besucht hatte. «Da ist er ja. Arno Breitmeyer. Er ist SS-Standartenführer. Für gewöhnliche Leute wie Sie und mich ist das ein Oberst. Er ist außerdem der Stellvertretende Reichssportführer.»
    «Tatsächlich? Dann lädt man ihn wohl deshalb ins Adlon ein. Aber wenn er nur der Stellvertreter ist, dann sollten wir seinen Chef vielleicht gleich mit einladen. Wer wäre das, können Sie das sagen?»
    «Das ist Herr Hans von Tschammer und Osten.»
    «Ah. Ja, natürlich.»
    Ich hatte den Namen schon häufiger gehört und auch in den Zeitungen gelesen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich gedacht, dass es mal wieder typisch war für die Nazis, einen von ihren sa-Schlägern aus Sachsen zum Reichssportführer zu ernennen. Einen Mann, der geholfen hatte, einen dreizehn Jahre alten jüdischen Knaben zu Tode zu prügeln. Ich schätze, die Tatsache, dass der Junge in einer Dessauer Sporthalle ermordet worden war, hatte von Tschammer und Osten sportliche Referenzen gebracht.
    «Danke sehr, Sie waren sehr hilfreich.»
    «Muss schön sein, im Adlon zu arbeiten.»
    «Man könnte auf den Gedanken kommen, doch allein dank der Schlösser an den Zimmertüren ist die Arbeit dort nicht die Hölle.»
    Es war einer der Sprüche, die ich von Hedda Adlon gehört hatte, der Frau des Eigentümers. Ich mochte Hedda sehr. Wir hatten denselben Humor, auch wenn ich glaube, dass sie mehr davon besaß als ich. Hedda Adlon besaß von allem mehr als ich.
     
     
    Wieder im Hotel, rief ich Otto Trettin an und informierte ihn über das, was ich im Museum herausgefunden hatte.
    «Dieser Reles», sagte Trettin. «Der Hotelgast. Scheint so, als wäre er ganz legitim im Besitz dieses Kästchens gewesen.»
    «Kommt darauf an, was man unter legitim versteht.»
    «In diesem Fall hat diese kleine Stenotypistin, die nach Danzig gefahren ist...»
    «Ilse Szrajbman.»
    «Vielleicht hat sie dieses Kästchen ja tatsächlich gestohlen.»
    «Vielleicht. Aber sie wird einen guten Grund gehabt haben.»
    «Der da wäre?»
    «Woher soll ich das wissen? Aber ich kannte die junge Frau, Otto, und ich habe Max Reles kennengelernt.» «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Ich würde gerne mehr herausfinden, bevor Sie sich auf den Weg nach Danzig machen.»
    «Und ich würde gerne weniger Steuern zahlen und häufiger Liebe machen. Was kümmert es Sie, wenn ich nach Danzig fahre?»
    «Wir wissen beide, dass Sie, falls Sie fahren, eine Verhaftung vornehmen müssen, um Ihre Ausgaben zu rechtfertigen.»
    «Das stimmt. Das Hotel Deutsches Haus in Danzig ist nicht billig.»
    «Warum rufen Sie nicht zuerst bei der dortigen Kripo an? Vielleicht können Sie einen Kollegen dazu bringen, sie aufzusuchen? Falls sie tatsächlich im Besitz dieses Kästchens ist, kann er sie vielleicht überreden, es zurückzugeben?»
    «Was habe ich davon?»
    «Das weiß ich nicht. Nichts, wahrscheinlich. Aber sie ist Jüdin. Und wir wissen beide, was mit ihr geschieht, falls sie verhaftet wird. Sie wird in eines der Konzentrationslager gesteckt. Oder in dieses Gestapo-Gefängnis in Tempelhof, im Columbia-Haus. Das hat sie bestimmt nicht verdient. Sie ist noch ein halbes Kind, Otto.»
    «Sie werden allmählich sentimental, wissen Sie das?»
    Ich dachte an Dora Bauer und wie ich ihr geholfen hatte, nicht mehr auf den Strich gehen zu müssen. «Ja. Vermutlich haben Sie recht.»
    «Ich hatte mich auf ein wenig Seeluft gefreut.»
    «Kommen Sie irgendwann im Hotel vorbei, und ich lasse Ihnen vom Küchenchef einen hübschen Teller Bismarckheringe servieren. Ich schwöre, Sie fühlen sich, als wären Sie auf Rügen.»
    «Also gut, Bernie, einverstanden. Aber

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