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Die Ärzte der Galaxis

Die Ärzte der Galaxis

Titel: Die Ärzte der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Verschiedene Dinge waren ihm nun absolut klar geworden.
    »Sie haben recht«, begann er. »Sie wissen absolut gar nichts über uns, aber sie hassen unseren Schatten. Dieses Biest hier besonders intensiv, denn die Flugkörper der Roller, die die Atombomben transportierten, warfen einen ziemlich ähnlichen Schatten auf die Pflanzen, kurz bevor sie weite Flächen zerstörten oder verseuchten.«
    »Wir landen in etwa vier Minuten«, sagte Harrison plötzlich, »an der Küste, so befürchte ich, denn dieser Eimer hat zu viele Löcher in seinen Schwimmern. Die DESCARTES hat uns auf dem Radarschirm und schickt uns einen Hubschrauber entgegen.«
    Das verkniffene Gesicht des Piloten reizte Conway zum Lachen. Er sah aus wie ein halbgeschminkter Clown. In ungeheurer Konzentration berührten sich fast seine Augenbrauen, und seine Unterlippe, an der er seit dem Start herumnagte, war ein großer, blutroter Bogen, so daß es aussah, als würde er lachen.
    Conway beruhigte ihn. »Die Werkzeuge können in dieser Gegend nicht operieren, und außer einer schwachen Radioaktivität, verursacht durch eine Bombenexplosion, haben wir nichts zu befürchten. Sie können sicher landen.«
    »Sie. vertrauen auf meine beruflichen Fähigkeiten«, entgegnete sarkastisch der Pilot, »das rührt mich.«
    Aus ihrem schlingernden Flug kurvten sie in einen kaum noch zu kontrollierenden Landeanflug. Die Landefläche schlich näher und raste dann auf sie zu. Harrison fing den Sturzflug mit einer vollen Notbremsung der Landeraketen ab. Ohrenbetäubendes, metallenes Kreischen ertönte, und der Rest der Lampen am Armaturenbrett blinkte rot.
    »Harrison, Stücke von Ihnen stürzen ‘runter«, hörten sie den Funker der DESCARTES, dann waren sie unten.
    Der Rettungshubschrauber schwebte fast genau über ihnen.
    »Alle ‘raus!« befahl Harrison. »Die gesamte Kanzelwandung ist beschädigt.«
    Auf die tote und farblose Oberfläche um sie herum schauend, dachte Conway erneut an seinen Patienten. Ärgerlich sagte er: »Ein wenig mehr Strahlung hier würde auch nicht viel ändern.«
    »Für Ihren Patienten nicht«, entgegnete der Leutnant ernst haft. »Aber eigensüchtig wie ich bin, dachte ich an meine eigene Zukunft. Nach Ihnen.«
    Während der kurzen Flugdauer zum Mutterschiff DESCARTES starrte Conway schweigend zum Bordfenster hinaus und versuchte, seine Furcht und Niedergeschlagenheit zu unterdrücken. Seine Angst war die Reaktion auf die gefährliche Bruchlandung, die sie gerade hinter sich hatten, und die Vorstellung der noch bevorstehenden und womöglich noch gefährlicheren Flüge, die er in einigen Tagen unternehmen mußte. Jeder Arzt mit einem Patienten von einer Ausdehnung, die nach allen Richtungen weit über den Horizont hinaus reichte, mußte sich winzig fühlen. Er war einer Mikrobe vergleichbar, die versuchte, den Körper zu heilen, der sie erhielt. Er bekam Sehnsucht nach den normalen Arzt-Patient-Beziehungen in seinem Hospital – obwohl man von nur wenigen seiner Patienten oder Kollegen sagen konnte, daß sie normal waren.
    Manchmal meinte er, daß es besser gewesen wäre, einen General an eine medizinische Fakultät zu berufen, als einem Arzt die Verantwortung über eine komplette Sektor-Luftflotte zu übertragen.
    Nur sechs schwere Monitor-Schiffe waren auf Drambo verankert, ihre Landungsbeine fest in einer Meeresuntiefe nur wenige Meilen von einer toten Stelle an der Küste entfernt.
    Die anderen füllten von früh bis spät den ganzen Himmel aus wie ferngelenkte Sterne. Seine medizinischen Teams waren in und nahe den verankerten Schiffen stationiert, die aus der suppigen und dicken See aufstiegen wie graue Bienenkörbe. Erdwesen wie er selbst lebten an Bord, während es die anderen recht zufrieden am bewegten Meeresboden aushielten.
    Er hatte alle zu einem – wie er hoffte, letzten – präoperativen Meeting im Laderaum der DESCARTES zusammenrufen lassen. Er war gefüllt mit Drambo-Seewasser, dessen Gehalt an Pflanzen und Tieren ausgefiltert worden war, so daß die Lichtstrahlen der Projektoren eine reelle Chance hatten, sich ihren Weg zur Leinwand zu bahnen, die an dem Schott angebracht war.
    Nach dem Protokoll hatten die Drambons das Vorrecht zur Eröffnung des Meetings. Ihren Sprecher Surreshun beobachtend, der sich wie ein großer, verwelkter Pfannkuchen in der Mitte des freigehaltenen Raumes auf dem Deck drehte, wunderte sich Conway zum wiederholten Male, wie es so einer lächerlichen und leicht verwundbaren Art möglich gewesen war,

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