Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
Anruf?«
    »Tut mir Leid.« Felicia rieb an ihrer Nasenwurzel. Das tat sie meist, wenn sie nachdachte, und Gropius fand es amüsant. »Mich würde wirklich brennend interessieren«, meinte sie schließlich, »welche Kostbarkeit in der Kassette verschlossen war. Diamanten vielleicht? Mein Mann verstand von Edelsteinen so gut wie gar nichts. Diesen Ring«, sie legte ihre rechte Hand, an der ein Brillantring funkelte, mit gespreizten Fingern auf den Tisch, »diesen Ring habe ich mir selbst geschenkt. Arno hätte vermutlich ein Schmuckstück mit Glasperlen gekauft. Obwohl …«
    Gregor sah Felicia fragend an: »Obwohl?«
    »Wenn ich daran denke, was bisher über sein Doppelleben ans Tageslicht kam, dann kann ich nicht ausschließen, dass er auch mit Diamanten gehandelt und den Unwissenden nur gespielt hat.«
    »Warum hätte er das tun sollen?«
    Felicia schob die Unterlippe nach vorne. »Womit verdiente er zehn Millionen, ohne darüber ein Wort zu verlieren?«
    »Da haben Sie Recht. So gesehen sind die zwanzigtausend Euro bei dem Geschäft in Berlin natürlich eine Kleinigkeit. Trotzdem ist es ein Rätsel, warum Signora Colella so mir nichts, dir nichts verschwand und de Luca nichts von sich hören lässt.«
    »Er wartet auf Schlesingers Anruf!«
    »Vielleicht.«
    Während Gropius aus dem Fenster blickte, wurde er von Felicia genau beobachtet. »Ich glaube zu ahnen, was in Ihrem Kopf vorgeht«, sagte sie mit einem Gesichtsausdruck, der deutlich ihre Missbilligung erkennen ließ.
    »So? Meinen Sie?« Gropius rang sich ein bitteres Lächeln ab.
    Und Felicia entgegnete: »Wie lange wollen Sie eigentlich noch auf eigene Faust weitermachen? Es wäre besser, wir überließen das der Polizei. Finden Sie nicht?«
    Der Professor holte tief Luft. Er war weit davon entfernt, einfach nur gegenteiliger Meinung zu sein. Zweifellos gab es erstrebenswertere Beschäftigungen, als sich mit einem unbekannten Gegner herumzuschlagen, der ein unbekanntes Ziel verfolgte. Doch er hatte seine Recherchen bereits so weit vorangetrieben, dass kaum noch eine Chance bestand, die Nachforschungen einzustellen, ohne sich selbst verdächtig zu machen. Plötzlich sagte er: »Ich fliege morgen nach Turin.«
    Felicia sah Gropius an, als habe er ihr eine unerwartete Eröffnung gemacht. Dabei hatte sie geahnt, dass ihre Unterhaltung darauf hinauslaufen würde. »Sie geben wohl nie auf«, meinte sie resignierend.
    »Nein, nie!«, erwiderte Gropius. »Und in diesem Fall schon gleich gar nicht.«
    Felicia überlegte kurz, dann sagte sie entschlossen: »Also gut, wenn ich Sie nicht davon abbringen kann, dann komme ich mit. Schließlich ist es in erster Linie meine Angelegenheit!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Gropius. »Ich glaube, dass die Geschichte uns beide angeht. Im Übrigen halte ich es für keine gute Idee, wenn wir zusammen nach Turin reisen. Früher oder später würde es doch herauskommen und einen falschen Eindruck vermitteln.«
    Dem konnte Felicia nichts entgegensetzen. »Aber Sie halten mich auf dem Laufenden«, ermahnte sie den Professor, bevor sie das Haus verließ.

K APITEL 6
    F lug LH 2760 startete um 10 Uhr 35 in München, ein Canada Air Jet mit achtundvierzig Sitzen und einer einzigen Toilette ganz hinten. Gropius hasste den Kurzstrecken-Jet mit geringer Spannweite, weil er unruhig in der Luft lag und auf geringste Turbulenzen mit Durchsacken reagierte, dass einem der Mageninhalt vom vergangenen Tag hochkam. Viel hätte nicht gefehlt, und Gropius hätte den Dienst der grauen Tüte vor sich im Gepäcknetz in Anspruch nehmen müssen. Nach eineinhalb Stunden landete das Flugzeug vorzeitig auf dem Turiner Flughafen Caselle, und Gropius bestieg ein Taxi in Richtung Lingotto, etwa zehn Minuten südlich des Stadtzentrums gelegen.
    Wie die meisten Städte des italienischen Nordens empfing Turin den fremden Besucher mit gewaltigen Industrieanlagen, riesigen Wohnblocks und Hochhäusern in den Außenbezirken. Der Taxifahrer, ein, wie er mit heftigen Bewegungen beteuerte, geborener Turiner, trotz seines germanischen Aussehens mit blonden Haaren und blauen Augen, meinte, eine gute Stunde Fahrzeit müsse der Fahrgast schon rechnen, trotz einiger Abkürzungen, die nur ihm geläufig seien. Und dabei zwinkerte er Gropius, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, zu. Er sollte Recht behalten.
    Sie waren schon eine gute Stunde unterwegs, als der Fahrer, vom Corso Vittorio Emanuele kommend, in die Via Nizza einbog. Das Hotel ›Le

Weitere Kostenlose Bücher