Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
wegbleiben mußtest, warum du diesen schrecklichen Haarschnitt hast und warum wir uns unbedingt in einem Hotelzimmer in irgendeiner hessischen Kleinstadt treffen müssen?«
    Miller wurde ernst. Kurz entschlossen stand er auf, ging, immer noch nackt, durch das Zimmer und kam mit seinem Attachékoffer zurück. Er setzte sich auf die Bettkante.
    »Du würdest ohnehin sehr bald erfahren, was ich vorhabe«, sagte er, »ich kann es dir also ebensogut auch jetzt schon erzählen.«
    Er redete nahezu eine Stunde lang. Sein Bericht begann mit der Auffindung des Tagebuchs, das er ihr zeigte, und er endete mit dem Einbruch in das Haus des Fälschers. Sie hatte ihm mit wachsendem Entsetzen zugehört.
    »Du bist verrückt«, sagte sie, als er schwieg. »Du bist ja gänzlich übergeschnappt, total irre. Du hättest leicht dabei draufgehen oder wegen hunderterlei Dinge ins Gefängnis kommen können.«
    »Ich mußte es tun«, sagte er. Er war außerstande, für das, was auch ihm in diesem Augenblick unsinnig erschien, eine Erklärung vorzubringen.
    »Und das alles wegen eines gräßlichen alten Nazis? Du bist ja bescheuert. Das ist doch vorbei, Peter, längst vorbei. Wozu willst du deine Zeit auf diese Leute verschwenden?«
    Ratlos und verwirrt starrte er sie an.
    »Aber ich habe es doch nun mal getan«, sagte er trotzig.
    Sie seufzte tief und schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, wie unverständlich ihr sein Verhalten war.
    »Na gut«, sagte sie. »Und jetzt ist es geschafft. Du weißt, wer er ist und wo er ist. Du mußt nur nach Hamburg zurückfahren und die Polizei anrufen. Die erledigt dann schon alles übrige. Dafür wird sie schließlich bezahlt.«
    Miller wußte nicht, was er ihr darauf antworten sollte.
    »So einfach liegen die Dinge nicht«, sagte er. »Ich gehe heute vormittag da hinauf.«
    »Du gehst wo hinauf?«
    Er deutete mit dem Daumen zum Fenster hinaus, zu den dunklen Berghängen.
    »Zu seinem Haus.«
    »Zu seinem Haus? Wozu?« Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken.
    »Du gehst doch nicht etwa hin, um ihn zu treffen?«
    »Doch. Frag mich nicht warum, denn ich kann es dir nicht sagen. Es ist etwas, was ich ganz einfach tun muß.«
    Ihre Reaktion überraschte ihn. Sie setzte sich ruckartig auf, drehte sich zu ihm um und starrte ihn an. Er hatte sich ein Kissen unter den Nacken geschoben und lag rauchend da.
    »Dafür wolltest du den Revolver haben.« Sie sagte es ihm auf den Kopf zu.
    »Du willst ihn umbringen …«
    »Ich will ihn nicht umbringen …«
    »Na gut, dann bringt er dich um. Und du gehst da ganz allein hinauf, mit einem Revolver gegen ihn und seine Bande. Du elender, verfluchter, dämlicher Mistkerl du …«
    Miller starrte sie verwundert an.
    »Weswegen? Worüber regst du dich so auf? Über Roschmann?«
    »Ich rege mich nicht wegen des gräßlichen alten Nazis auf. Ich rede von mir. Von mir und dir, du sturer, behämmerter, blöder Kerl. Du riskierst es, von denen da oben kaltgemacht zu werden, bloß um irgend etwas Verrücktes zu beweisen und eine Story für deine dämlichen Illustrierten-Leser an Land zu ziehen. Du hast bei der ganzen Sache auch nicht einen Augenblick lang an mich gedacht …«
    Sie hatte angefangen zu weinen, und während sie mit unverminderter Heftigkeit weitersprach, glitten ihr die Tränen über die Wangen und hinterließen dort schwarze Spuren von Wimperntusche.
    »Sieh mich an, sieh mich an, und schau aber mal genau hin – für wen hältst du mich eigentlich? Für eine, die sich bloß gut bumsen läßt? Meinst du vielleicht, ich schlafe jede Nacht mit so ’nem ungehobelten Reporter, damit er sich selber großartig findet, wenn er dann loszieht, um irgendeiner idiotischen Story nachzujagen, bei der er draufgehen kann? Hältst du mich wirklich für so blöd? Hör mal zu, du bekloppter Hornochse, ich will heiraten. Ich will Frau Miller werden, ich will Kinder haben. Und du bist drauf und dran, dich umbringen zu lassen … O Gott …«
    Sie sprang aus dem Bett und rannte in das Badezimmer, warf die Tür hinter sich zu und schloß sie ab.
    Miller lag wie vor den Kopf geschlagen da und vergaß, an seiner Zigarette zu ziehen, die bis an seine Finger herunterbrannte. Er hatte Sigi noch nie so wütend gesehen und war zutiefst beunruhigt. Er dachte über alles nach, was sie gesagt hatte, während er hörte, wie sie Wasser einlaufen ließ.
    Er drückte die heruntergebrannte Zigarette im Aschenbecher aus und klopfte an der Badezimmertür.
    »Sigi.«
    Keine Antwort.
    »Sigi.«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher