Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Informationen vor. Anders als zum Beispiel in Großbritannien, wo die Vorlage von Passdaten obligatorisch war, mussten die Namen und Passdaten in Spanien nicht vorab schriftlich an die Flugsicherung übermittelt werden.
„Das müssen sie sein“, sprach Jules in sein Handy. „Und du bist dir sicher, mit Barcelona? Keine Änderung des Flugplans? Gut.“ Und ergänzte: „Hör zu, du musst mir noch einen weiteren Gefallen tun.“
„Schieß los.“
„Hast du einen Mann an der Hand, der eine Basis in Barcelona unterhält?“
„Mal sehen. Ich rufe gleich zurück.“ Drei Minuten später erfolgte der Rückruf: „Ich habe jemanden. Saul Kaschinski.“
„Nationalität?“ Auch wenn der Name nicht so klang, wollte sich der Libanese vergewissern, dass er kein Amerikaner war. Er hegte von Natur aus Misstrauen gegen alles Amerikanische.
„Australier. Er arbeitet auf eigene Rechnung. Könnte teuer werden.“
„Kein Problem. Wie sieht es mit Felderfahrung aus?“
„Ja“, lautete die knappe Antwort.
„Wo hält er sich momentan auf?“
„Frankreich, Marseille. Der Erkennungscode lautet `Haldeman´.“
„Gut. Gib mir seine Nummer.“ Jules bedankte sich und wählte sofort die Nummer an. Der Mann meldete sich beim zweiten Klingeln.
„Ein gemeinsamer Freund gab mir Ihre Nummer. Code ´Haldeman`. Ich habe einen Auftrag.“
„Lassen Sie hören.“
„Eine Auftragsentführung. Die Spur der Kidnapper führt nach Barcelona. Wir haben weniger als 24 Stunden. Ich schätze, dass wir gegen 19:30 Uhr in Barcelona sind. Treffpunkt wäre das GAT. Sind Sie dabei?“
„Tausend pro Tag, plus Spesen. Keine Euro, Pfund.“
„In Ordnung.“
„Gut. Ich werde vor Ihnen dort sein. Wie sieht es mit Waffen aus?“
„Könnten Sie uns welche beschaffen?“
„Wird erledigt. Für wie viele Personen?“
„Drei.“
„Gut, ich warte in Barcelona am General Aviation Terminal auf Sie.“ Er legte auf.
Jules ließ das Handy sinken. „Das wäre erledigt. Als Nächstes müssen wir ein Flugzeug auftreiben“, sprach er mehr zu sich selbst. Lukas, der sich die ganze Zeit über wie ein überflüssiger Statist vorgekommen war, konnte endlich selbst mit etwas aufwarten: „Nicht nötig. Wir nehmen das Flugzeug meines Vaters. Ich weiß, dass es da sein muss, weil Lucie heute damit angekommen ist. Mein Vater fliegt nie am Sonntag. Es steht hier in der Halle des GAT. Wir brauchen aber einen Piloten.“
„Nicht nötig“, grinste Jules. „Hast du vergessen, dass ich den Pilotenschein habe? Ist es immer noch die gleiche Maschine wie vor zwei Jahren?“
„Weiß ich nicht genau. Ich glaube, es ist eine Beech Premier.“
„Ah, Raytheon, die ehemalige Firma von Howard Hughes. Schnittig. Ist sie aufgetankt?“
„Hoffentlich, aber das Aushallen dauert auch immer einige Minuten. Wir rufen stets vorher an.“
Jules hielt ihm daraufhin sofort sein Mobiltelefon unter die Nase.
„Ich habe die Nummer des Hallenmeisters nicht im Kopf, aber Lucie. Ich ruf sie an.“ Lukas wählte Lucies Handy-Nummer.
„Hallo Lukas“, meldete sich Lucie aufgeregt.
„Pass auf. Wir fliegen gleich nach Spanien. Kannst du dem Hallenmeister Bescheid geben, Vaters Maschine sofort auszuhallen und nachzusehen, ob sie aufgetankt ist?“
„Natürlich, ich kümmere mich darum. Aufgetankt ist sie schon, das machen die immer gleich, wenn sie reinkommt. Viel Glück, Bruderherz. Ich bete dafür, dass du Magali und Matti gesund nach Hause bringen wirst.“
Jules hatte bereits den Türgriff in der Hand, als Lukas ein Missgeschick passierte: Jemand rief auf Jules' Handy an, das auf Vibrationsalarm eingestellt war. Lukas entglitt das Telefon und es schlug auf dem gefliesten Boden auf. Deckel, Akku und Chip spritzten in alle Richtungen davon. Jules sparte sich jeglichen Kommentar und sammelte die Einzelteile ein. Während die beiden noch auf dem Boden hockten, riss plötzlich jemand die Tür der kleinen Kammer auf. Grelles Neonlicht flutete herein.
Die ältliche Frau, deren Kittel sie als Mitglied des Reinigungspersonals auswies, sah die beiden Männer, und was immer sie denken mochte - es genügte, um genau das herbeizuführen, was Jules und Lukas jetzt am wenigsten gebrauchen konnten: Aufmerksamkeit. Die Frau fing sofort an zu schreien. Jules schnappte sich seine Tasche und drückte sich an der Frau im Türrahmen vorbei. Lukas wollte sich ebenfalls an ihr vorbeidrücken, doch die Frau klammerte sich an seinen Arm und hielt ihn fest, ermutigt dadurch, dass ihre
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