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Die Aldi-Welt

Die Aldi-Welt

Titel: Die Aldi-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Hintermeier
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»Sunil«. Einen Rückschlag dagegen bei den Maschinengeschirrspülmitteln: Da schnitt der »Alio Geschirr-Reiniger« (Aldi Süd, Test 3/97) mit »nicht empfehlenswert« ab.
    Ausgerechnet da, wo man wegen Junk-Food keinerlei Ansprüche gestellt hätte, gibt es wieder die volle Punktzahl: bei den Kartoffelchips. Die Aldi-Marke »Ibu« war nicht nur am billigsten, sondern auch ökologisch am unbedenklichsten. Wer hätte das gedacht, angesichts der Tatsache, daß gerade bei Chips Glaubenskriege ausgefochten wurden, die denen der Ketchup-Fundis in nichts nachstanden. Ähnliche, nie vermutete Triumphe auch in früheren Tests für den »Albrecht Premium Kaffee – Der Feine« (500 Gramm für 5,98) – der ökologisch korrekte, weltanschauliche durchdrungene »Demeter Mexiko Hochland Kaffee Finca Islande« erhielt zwar ebenfalls bei Ökotest das Prädikat »empfehlenswert«, kostete aber für 500 Gramm schlappe 21,20 Mark.
    Die größte Überraschung dürfte sich aber in der Kategorie Shampoo verbergen. Das Aldi-Produkt »Caribic Shampoo Aktiv« (im Nordbereich unter dem Namen »Kyrell« vertrieben), erntete ebenfalls ein »empfehlenswert«, bei einem Preis von 53 Pfennig pro 100 ml. Konkurrent »Crisan« bekam dieselbe Note, kostet aber viermal soviel. Und das »Fluance Extra Rich Milky Shampoo« von Lancöme kostete 11,60 Mark für 100 ml und war »nicht empfehlenswert«.
    Diese Ergebnisse müßten auch grünen Fundamentalisten das Wasser in die Augen und sie selbst in die Aldi-Filialen getrieben haben. Daß Aldi dennoch nie ein Laden für eine genuin grüne Klientel werden kann, steht außer Frage: Da passen nicht bloß die Produkte nicht zusammen. Das Bewußtsein für Bewußtsein fehlt den Aldi-Managern vollkommen; vielleicht sehen sie es auch deshalb nicht ein, die Ökotest- Empfehlung auf die Waren drucken zu lassen.
     
     
    Vielleicht ist das ja ein Signal aus einer fernen Galaxie, mit dem die Bodenstationen in Essen und Mülheim noch gar nicht umgehen können? Die halten sich derweil an Handfestes, an Hardware, wie sie sonst in Baumärkten zu finden ist. Und so locken sie die Millionenheere der Heimwerker mit Bohrmaschinen, Handkreissägen, Winkelschleifern, Gummibesen, Spaten, Gartenschläuchen, Schlüsselsätzen, Schraubensortimenten, Werkzeugkoffern und ähnlich männlichem Gerät in die Läden. Wer es gerne technisch ausgereift, aber preiswert hat, findet immer wieder Fotoapparate, Föns, Weltempfänger, Faxgeräte, Stereoanlagen, Fernseher – stets verbunden mit einer Einjahresgarantie plus Reparaturadresse. Das gibt es nicht einmal bei allen Geräten im Fachhandel.
    Sie nehmen ihre Präambel mit der umfassenden Garantie ziemlich ernst, die Brüder Albrecht. So haben sie die Gewähr, wasserdicht zu arbeiten. Wo kein Kläger, da ein zufriedener Kunde. Ein solcher kommt gern wieder. Der sagt auch gern kostenlos und effizient weiter, daß er zufrieden war. Ein Selbstläufer, der nicht erkennen läßt, welch hoher Organisationsgrad sich hinter ihm verbirgt. Das paßt in gute wie in schlechte Zeiten, zu Traumhochzeiten und in sämtliche Lindenstraßen: Aldi ist einfach immer da.

Nachrichten aus dem Bauch des Wals
     
     
     
    »Wer nichtige Götzen verehrt,/der handelt treulos. Ich aber will dir opfern/und laut dein Lob verkünden« – so fleht Jona, im Bauch des Fisches zu Gott, seinem Herrn. Der Herr hat ein Einsehen und befiehlt »dem Fisch, Jona ans Land zu speien«. Früher war der Fisch ein Wal. Bis die Zoologie den Wal als Säugetier einstufte. So ändern sich die Zeiten. Das Bild des verzweifelt in einem Riesentier gefangenen Menschen hat nichts von seiner zeitlosen Modernität verloren. Sind wir als Mitglieder der Angestelltenkultur nicht alle »irgendwie« gefangen in einer Peristaltik, die uns – je nach Verdauung – mal hierhin, mal dorthin (eher doch dorthin) befördert? Oder ist das ein überholtes Bild, wo doch neuerdings auf uns alle das Schicksal des voll verkabelten Arbeiters wartet: moderne Nomaden ohne Festanstellung, heute hier in Lohn und Brot, morgen schon wieder wegrationalisiert. Bis zur Unkenntlichkeit flexibel und wetterwendisch, immer auf der Suche nach dem nächsten Claim, bis die Schürfrechte entzogen werden. Wer tief im Walbauch sitzt, braucht schon einen sehr hellhörigen Herrn und Meister, der obendrein gewillt ist, die lauten Klagerufe zu hören. Solches ist im Konzept eines aufrechten Unternehmers nicht vorgesehen, Wer bei fast fünf Millionen Arbeitslosen nicht spuren will,

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