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Die Alptraum-Frau

Die Alptraum-Frau

Titel: Die Alptraum-Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich nicht. Wir müssen hier weg. Ich will nicht, dass wir die nächsten Opfer sind.«
    »Dann wären wir bei Daddy!«
    »Vergiss ihn endlich!« brüllte sie ihren Sohn an. »Vergiss deinen verfluchten Vater und…«
    Sie wurde unterbrochen, denn in diesem Moment schlug die Klingel im Flur an. Beide schauten sich an. Janine hatte rasch einen Entschluss gefasst. »Ich gehe nicht hin.«
    »Vielleicht ist es…«
    »Sag nur nicht, dass es dein Vater ist!«
    »Nein, nein!« Benny senkte den Kopf und drehte sich um.
    »Ich öffne trotzdem«, sagte er.
    Janine Calderon sagte nichts. Sie sank zurück auf die Couch und schüttelte nur den Kopf.
    ***
    Ein Junge, etwa zehn Jahre alt, öffnete und schaute uns erstaunt an.
    Suko und ich lächelten ihm zu. Wir wollten kein Misstrauen aufkeimen lassen. »Heißt du Calderon?« fragte ich ihn.
    Der Junge überlegte einen Moment. Er wirkte plötzlich sehr altklug.
    »Ja, ich bin Benny Calderon.«
    »Das ist gut. Dann hätten wir gern deine Mutter gesprochen, falls sie zu Hause ist.«
    »Sie ist zu Hause, Mister. Aber ich weiß nicht, ob meine Mutter Sie sprechen will. Mum ist nicht gut drauf. Ihr seid fremd. Ich kenne euch nicht. Ich darf keinen in die Wohnung lassen.«
    Der Kleine reagierte prächtig. Dafür lobte ich ihn auch. Zugleich erklärte ich ihm, woher wir kamen und erkundigte mich, ob er unsere Ausweise sehen wollte.
    Benny war überrascht. Er überlegte, kämpfte mit sich. Dabei blieb er still, doch unsere Stimmen waren in der Wohnung gehört worden, denn eine fragende Frauenstimme klang an unsere Ohren.
    »Wer ist denn gekommen, Benny?«
    »Zwei Männer, Mum!«
    »Was?«
    »Polizei!« rief ich, bevor sich Mrs. Calderon noch weiter erschrecken konnte.
    Wir hörten auch keine Antwort. Statt dessen erschien sie selbst. Aus dem Halbdunkel des Flurs tauchte sie auf, und sie brauchte nicht einmal weit zu gehen, um uns erkennen zu lassen, dass es ihr gar nicht gut ging.
    Es war ihr anzusehen. Das Gesicht sah verweint aus. Die Wimperntusche war verschmiert. Ihr Blick flackerte. Möglicherweise deshalb, weil sie uns nicht einschätzen konnte.
    »Sind Sie wirklich von der Polizei?« Suko bestätigte dies.
    Janine Calderon rieb ihre Hände gegeneinander. »Ich weiß nicht, was ich mit der Polizei zu tun haben könnte, wirklich nicht. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.«
    »Sie sind doch Mrs. Janine Calderon?« fragte Suko.
    »Das schon.«
    »Dann sind wir hier richtig.«
    Davon war sie noch immer nicht überzeugt. »Worum geht es denn, bitte schön?«
    »Um Ihren verschwundenen Mann!«
    Die Antwort haute sie zwar nicht um, aber sie blieb starr stehen und lehnte sich für einen Moment gegen die Wand. So hatten wir Zeit, uns vorzustellen, zeigten auch die Ausweise, die Janine Calderon nicht zur Kenntnis nahm. Sie bat uns allerdings, hereinzukommen. Etwas verloren standen wir im Flur, bis Mrs. Calderon uns bat, in ein Zimmer zu gehen. Sie selbst ging vor.
    Es war kein großer Raum. Er passte zu der gesamten Wohnung, die nicht zu den besten gehörte. Wir wussten ungefähr, womit der verschwundene Ross Calderon sein Geld gemacht hatte. Sicherlich hatte er mit seiner Familie auch entsprechend gewohnt. Das hier war jetzt ein Absturz.
    Im Wohnzimmer herrschte eine dumpfe Atmosphäre. Zumindest keine normale. Es war zu spüren, dass etwas geschehen war, und einiges davon war zurückgeblieben.
    Wir nahmen Platz. Mrs. Calderon ließ sich vorsichtig in einen Sessel nieder. Benny blieb neben ihr stehen. Den Blick hatte er gesenkt. Wie jemand, der auf keinen Fall angesprochen werden wollte.
    »Wenn Sie meinen Mann suchen, werden Sie ihn hier nicht finden.«
    »Das glauben wir Ihnen gern«, sagte ich. »Er ist verschwunden, das steht fest, und Sie können sich auch nicht denken, wo wir ihn suchen sollten?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Sie hatte die Antwort schnell gegeben. Beide glaubten wir ihr nicht so recht, aber wir konnten uns auch nicht vorstellen, dass sie uns bewusst belog. Janine Calderon war eine Frau, die Schweres durchgemacht und auch gelitten hatte. Daran hatte sie noch zu knabbern und schaffte es auch nicht, zu schauspielern. Etwas lag wie ein mächtiger Druck auf ihr, und das gleiche nahmen wir auch von ihrem Sohn Benny an, der ziemlich still war.
    Wir mussten das Eis brechen oder vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen. Ich fing damit an und erklärte ihr, wer wir waren und welcher Aufgabe wir nachgingen. Dass wir uns nicht mit den normalen Fällen beschäftigten, sondern mit

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