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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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oder Letzteres besonders motivierte, doch tat er sein Bestes, um ihr das kleine Einmaleins des norwegischen Immobiliengeschäfts, das sich kaum vom dänischen unterschied, begreiflich zu machen.
    Â»Im Großen und Ganzen«, dozierte Krog, »muss sich die Bank einen Überblick über Ihre finanziellen Mittel verschaffen, um festzustellen, wie teuer die Immobilie denn sein darf. Sodann leihen wir Ihnen das Geld, das Sie benötigen, zu einem attraktiven Zinssatz.«
    Â»Gelten dieselben Konditionen denn auch, wenn ich mir Geld für eine Restaurierung leihen will?«
    Â»Nicht ganz. Wenn die Immobilie bereits mit einer Hypothek belastet ist, können Sie nur zu einem sehr viel höheren Zinssatz leihen und benötigen unter Umständen einen Bürgen.«
    Maja nickte und lächelte zufrieden.

    Â»Aber warum etwas kaufen, das noch restauriert werden muss?« Krogs Miene nach zu urteilen fiel es ihm schwer, sich Maja im Blaumann vorzustellen.
    Sie zuckte nonchalant die Schultern. »Offenbar gibt es im Heringsviertel eine ganze Reihe von Häusern, die erst auf Vordermann gebracht werden müssten.«
    Â»Im Heringsviertel? Wollen Sie wirklich im Heringsviertel wohnen?«
    Â»Ich wohne da schon zur Miete, warum also nicht dort was kaufen, dachte ich mir.«
    Krog beugte sich in seinem Stuhl vor und sah sie bekümmert an. »Es geht mich natürlich nichts an, wo Sie wohnen, aber hier in der Stadt gibt es doch auch ganz … andere Wohngegenden.«
    Jetzt war es an Maja, sich vorzubeugen.
    Â»Ich finde, das Viertel hat etwas Faszinierendes an sich, einen ursprünglichen Charme.«
    Â»Charme?« Krog schaute sie verwundert an.
    Â»Ein bisschen Farbe kann manchmal Wunder bewirken«, entgegnete sie. »Ich habe dort schon mehrere Häuser gesehen, die gerade saniert werden.«
    Â»Ach wirklich?«
    Â»Haben Sie das nicht gewusst?«
    Krog schüttelte den Kopf und entgegnete, dass er schon seit geraumer Zeit nicht mehr in dieser Gegend gewesen sei. Was Maja dazu veranlasste, ihm detailliert zu berichten, welche Häuser entlang der Wasserlinie gerade instandgesetzt wurden.
    Â»Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf …« Krogs Augenbrauen hatten sich zu einem besorgten Strich über der Nasenwurzel zusammengezogen.
    Â»Bitteschön.«
    Â»Dann würde ich das Geld an Ihrer Stelle behalten und mich erst mal in einer anderen Gegend umsehen.«

    Â»Aber warum?«
    Â»Weil die Häuser dort unten … gelinde gesagt … das Holz nicht wert sind, aus dem sie bestehen. Sie können Ihr Geld ebenso gut zum Fenster hinauswerfen.«
    Eine interessante Information in Anbetracht des lebhaften Handels in dieser Gegend. Doch sie verbarg ihre Zufriedenheit. »Ich kenne mich in der Stadt natürlich längst nicht so gut aus wie Sie. Vielleicht sollte ich mich wirklich woanders umsehen.«
    Â»Glauben Sie mir, es wäre rausgeschmissenes Geld, und keine Bank würde Ihnen dafür ein Darlehen gewähren.«
    Maja stand auf und verabschiedete sich in aller Form. Als sie sich gerade zur Tür umdrehen wollte, fiel ihr eine letzte Frage ein. »Da gibt es noch etwas, das mich beschäftigt.«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Schon möglich, dass mir die Zusammenhänge immer noch nicht klar sind.« Erneut schenkte sie Krog ihr Blondinenlächeln. »Aber wenn die Häuser nichts wert sind, warum werden sie dann überhaupt gekauft und instandgesetzt?«
    Krog zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Wie gesagt, es gibt so viele, die so etwas tun, ohne sich richtig zu informieren.«
    Maja bedankte sich erneut bei ihrem Bankbetreuer, der erwiderte, sie solle sich gern wieder an ihn wenden, wenn ihre Pläne konkreter geworden seien.
    Auf dem Weg nach Hause war ihr einiges klar geworden: Was auch immer im Heringsviertel vor sich ging, so handelte es sich bestimmt nicht um das vereinzelte Erbe irgendwelcher Bohrarbeiter. Darauf deuteten der schwunghafte Handel und das suspekte Auftreten des Immobilienmaklers nicht hin. Hingegen musste der Gesamtwert der verkauften Häuser trotz allem in die Millionen gehen. Vielleicht steckte doch die Hjemstavn-Kette dahinter. Die hatte mit Sicherheit genug Geld und auch die richtigen Verbindungen,
dennoch konnte sich Maja nur schwerlich vorstellen, dass die angesehene landesweite Maklervereinigung in so eine lokale Angelegenheit verwickelt sein sollte. Außerdem würde es ein

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