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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Gegenteil. Zwischen all den verrotteten Brettern, geborstenen Scheiben und undichten Dächern musste es also etwas geben, das ihr bisher verborgen geblieben war. Sie näherte sich dem Ende des Heringsviertels und damit
den letzten Grundstücken, die sich auf ihrer Liste befanden. Hier stand auch der kleine Bungalow. Zunächst bemerkte sie den Unterschied nicht und wollte schon daran vorbeirollen, doch dann sah sie plötzlich, dass alle Fenster sowie die Haustür kürzlich erneuert worden waren. Das helle, unbehandelte Holz stand in markantem Kontrast zur abgeblätterten Fassade. Es war nur eine kleine Veränderung und doch der Beweis dafür, dass jemand mit dem Haus gewisse Pläne hatte. Sie fuhr weiter langsam die Straße entlang und hörte plötzlich das Geräusch einer Kreissäge. Zwei Arbeiter waren damit beschäftigt, die Fensterrahmen eines Hauses zu erneuern, dessen ursprüngliche Dachkonstruktion ebenfalls sorgsam restauriert wurde. Haus und Grundstück waren alles andere als wertlos, wenn noch der Giebel hergerichtet und frisch gestrichen, die Hecke gestutzt und die Bäume beschnitten sein würden. Offenbar gab es auch Bohrarbeiter, die ihren Wohnsitz in ein romantisches Schmuckstück verwandeln wollten.
    Sie fuhr zur Losgata zurück. Kurz bevor sie Osebakken erreichte, fiel ihr ein blitzender, silbergrauer Porsche auf, der halb auf dem Bürgersteig parkte. Im Vorbeifahren betrachtete sie sich den protzigen Wagen etwas genauer, als sie dessen Besitzer bemerkte, der in diesem Moment aus dem Haus trat. Es war der Immobilienmakler. Sie fuhr an ihm vorbei und behielt ihn im Rückspiegel weiter im Auge. Die Lichter des Porsches blinkten, als er den Wagen mit der Fernbedienung aufschloss. Hinter einer Kurve zog sie die Handbremse und riss das Steuer herum, sodass sich der Mercedes um 180 Grad drehte.
    Langsam fuhr Maja erneut an dem Haus vorbei, aus dem der Mann gekommen war. Im Giebelfenster flatterte immer noch die weiße Gardine. Sie hielt an und stieg aus. Das ganze Viertel hatte seine eigene beklemmende Ruhe und sein bedrückendes Zwielicht, selbst an so einem strahlenden Tag
wie diesem. Es kam ihr vor, als würde sie von allen Seiten beobachtet. Als würden sie die dunklen Fenster der Nachbarhäuser mit großen Pupillen anstarren. Dennoch betrat sie den Weg, der zum Haus führte, passierte einen rostigen Bootsmotor, der im Vorgarten lag, und ging zur Eingangstür. Obwohl das Haus verlassen wirkte, klopfte sie an. Was sie sagen würde, falls doch jemand die Tür öffnete, wusste sie nicht. Hingegen wusste sie, wem das Haus gehörte, nämlich Sverkmos Kollegen, Herrn B.
    Sie ging um das Haus herum. Die Fenster waren so schmutzig, dass es unmöglich war, drinnen etwas zu sehen. Das Äußere des Hauses ließ vermuten, dass es zum Abriss bereitstand, doch konnte man nie wissen, was sich in seinem Inneren verbarg. Sie kam zu dem Fenster mit der geborstenen Scheibe. Als sie ihre Hand nach der flatternden Gardine ausstreckte, wurde diese von innen zur Seite gerissen. Maja sprang erschrocken zurück, stolperte über die ramponierte Dachrinne, die hinter ihr auf dem Boden lag, und landete so hart auf der Erde, dass ihr für einen Moment die Luft wegblieb. Die große, dunkle Gestalt, die im offenen Fenster thronte, schaute auf sie herab. Das Gesicht des kahlköpfigen Mannes war knochig und grobschlächtig wie das eines Boxers. Jetzt erinnerte sie sich daran, dass er Bjørnson hieß.
    Â»Was machen Sie hier?«, schnauzte er sie an, schien Maja aber nicht wiederzuerkennen. Sie bemühte sich um eine Antwort, während sie sich aufrappelte.
    Â»Ich … ich bin Ärztin«, stammelte sie. Maja streckte ihm ihre Ausweiskarte entgegen, was ihn nicht im Geringsten zu interessieren schien.
    Â»Und weiter?«
    Â»Hier ist doch … Osebakken … 14, oder nicht?«
    Er musterte sie kühl. »Nicht mal die Hausnummer stimmt.«

    Maja entschuldigte sich mehrmals, bevor sie sich rasch zur Eingangspforte zurückzog. Sie spürte, wie ihr sein bohrender Blick folgte, während sie zu ihrem Auto eilte.
    Â 
    Als sie die Osebakken hinunterfuhr, zitterten ihre Hände unkontrolliert. Hätte die Lenkung nicht so viel Spiel gehabt, wäre sie von der Straße abgekommen.
    Bjørnsons Arbeitskleidung signalisierte, dass auch er mit der Renovierung seines Hauses beschäftigt war. Plötzlich kam

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