Die Angebetete
und haben mich, meinen Wagen und sogar den Abfall überprüft.«
»Ich verstehe.«
»Hören Sie, ich bin nicht das Scheusal, als das ich hier von allen dargestellt werde. Und was die Deputys Madigan und Lopez betrifft: Es tut mir leid, dass ich ihre Suspendierung veranlassen musste, aber ich habe nicht damit angefangen. Durch meine Festnahme und die Durchsuchung meines Hauses haben die beiden gegen den vierten und vierzehnten Zusatzartikel sowie mehrere kalifornische Gesetze verstoßen. Die Souvenirs, die sie mir weggenommen hatten, waren mir wichtig. Und wer das Gesetz bricht, muss die Konsequenzen tragen. Genau darum geht es doch bei Ihrem Job, oder? Ich habe den Artikel gelesen, den Sie vor ein paar Jahren als Reporterin über das Justizsystem geschrieben haben. Bei dieser Zeitung in Sacramento. Das war ein guter Artikel. Und Sie haben darin betont, wie wichtig die Unschuldsvermutung ist.«
Dance musste sich schon wieder zusammenreißen, damit man ihr die Überraschung nicht ansah.
»Haben Sie erkennen können, wer Sie da beobachtet hat?«
»Nein. Die haben sich im Schatten gehalten.« Wurde sein Lächeln bei dem Wort »Schatten« etwas breiter? Gab es da eine schwache Reaktion? Sie vermochte es nicht zu sagen.
»Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich es nicht getan hätte?«
Sie wusste von dem Anruf; er hatte Madigan im Verhörraum davon erzählt, während sie im Beobachtungszimmer gesessen hatte. Die Frage diente zur Überprüfung seiner Reaktionen. »Sie haben?«
Seine Augen verengten sich. »Ich habe den Notruf gewählt. Und die haben mich gefragt, ob der Mann unbefugt mein Grundstück betreten hätte, und ich schätze, genau genommen hatte er das nicht.«
»Sind Sie sicher, dass es ein Mann war?«
Edwin zögerte einen Moment. »Äh, nein. Ich bin bloß davon ausgegangen.« Sein seltsames Lächeln. »Das ist gut, Kathryn. Sehen Sie, das habe ich damit gemeint, als ich sagte, dass Sie klug sind.«
»Weshalb sollte jemand Sie zum Sündenbock machen?«
»Ich weiß es nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, meine Unschuld zu beweisen. Ich weiß nur, ich habe niemandem etwas getan, während jemand anders sich nach Kräften bemüht, es so aussehen zu lassen.« Seine Augen musterten durchdringend ihr Gesicht. »Und hierbei benötige ich Ihre Hilfe. Ich war allein, als Bobby getötet wurde, und für den Mord an dem Filesharer gilt das Gleiche. Aber für den Anschlag auf Sheri Towne habe ich ein Alibi.«
»Haben Sie den Deputys davon erzählt?«
»Nein. Weil ich denen nicht traue. Daher wollte ich heute mit Ihnen reden. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob das eine gute Idee ist – weil Sie eine Freundin von Kayleigh sind –, aber nachdem ich Ihren Artikel gelesen und Sie kennengelernt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass Sie nicht zulassen würden, dass diese Freundschaft Ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt. Vielleicht weil Sie eine Mutter sind.« Er ließ diesen letzten Satz fallen, ohne etwas hinzuzufügen oder auch nur auf eine Reaktion zu warten. Dance fragte sich, ob ihre Miene den Schreck verriet, den er ihr eingejagt hatte.
»Erzählen Sie mir von dem Alibi«, bat sie ruhig.
»Ich wollte zu diesem Mittagessen für den Fan. Ich habe zwar nicht damit gerechnet, reingelassen zu werden, aber ich dachte, ich könnte womöglich aus einiger Entfernung zuschauen oder Kayleigh von Weitem singen hören, keine Ahnung. Wie dem auch sei, ich habe mich verfahren. In der Nähe des Universitätsgeländes habe ich angehalten und nach dem Weg gefragt. Da war es zwölf Uhr dreißig.«
Ja, das war ziemlich genau der Zeitpunkt des Anschlags.
»Mit wem haben Sie gesprochen?«
»Den Namen weiß ich nicht. Es war eine Wohngegend beim Sportstadion. Die Frau hat in einem der Gärten gearbeitet. Sie hat aus dem Haus eine Straßenkarte geholt, und ich habe an der Tür gewartet. Der Fernseher lief, und die Mittagsnachrichten sind gerade zu Ende gegangen.«
Zur selben Zeit sind mir die Kugeln um die Ohren geflogen, und ich wurde vom Splitter des Feuerlöschers getroffen, erinnerte sich Dance.
»Wie hieß die Straße?«
»Keine Ahnung. Aber ich kann das Haus beschreiben. Da hingen haufenweise Körbe mit Pflanzen darin. Diese leuchtend roten kleinen Blumen. Wie nennt man die doch gleich?«
»Geranien?«
»Kann gut sein. Kayleigh hat viel für Gärten übrig. Ich nicht so sehr.« Als würde er über seine Frau sprechen. »Meine Mutter war auch so. Sie hatte – Klischeealarm! –
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