Die Angebetete
zu.
Offenbar vier Insassen. Der Erste war ein Leibwächter, das sah man gleich. Ein kräftiger Kerl mit Sonnenbrille, eins neunzig groß und blass. Er warf einen prüfenden Blick in die Runde und flüsterte dann etwas ins Innere des Wagens. Der Nächste, der ausstieg, war ein schlanker, nachdenklich wirkender Mann mit schütterem Haar. Der Dritte trug ebenfalls einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte, war deutlich größer und hatte eine Frisur wie ein Politiker.
Was einen Sinn ergab, denn genau das war er auch, erkannte Kayleigh: einer von Kaliforniens bekanntesten Kongressabgeordneten, William Davis, Demokrat, derzeit in seiner zweiten Amtsperiode.
Kayleigh schaute zu Dance, die alles aufmerksam beobachtete.
Als letzte Person stieg eine Frau aus dem Navigator. Sie trug ein konservatives marineblaues Kostüm und fleischfarbene Strümpfe.
Der Sicherheitsmann blieb beim Wagen, und die anderen folgten Bishop und seiner Frau ins Haus.
Drinnen umarmte Bishop seine Tochter und – als wäre es ihm nachträglich eingefallen – erkundigte sich nach ihrem Befinden. Für Kayleigh klang das so, als würde er einen Bühnenarbeiter, dessen Namen er sowieso nicht kannte, danach fragen, wie der mit dem Verlust eines alten Elternteils zurechtkam. Er schien sich außerdem nicht mehr daran zu erinnern, dass er sie bereits vor einigen Stunden hier aufgesucht hatte.
Was, zum Teufel, hatten all diese Leute überhaupt hier verloren?
Bishop musterte Dance, als wären sie sich noch nie begegnet. Darthur Morgan wurde von ihm vollständig ignoriert.
»Das hier ist der Kongressabgeordnete Davis«, sagte er zu seiner Tochter. »Außerdem seine Berater Peter Simesky und …«
»Myra Babbage.« Die schmale Frau mit der ernsten Miene und dem brünetten Pagenkopf nickte formell. Kayleighs Anwesenheit schien ihr Ehrfurcht einzuflößen.
»Miss Towne, es ist mir eine Ehre«, sagte der Abgeordnete.
»Nennen Sie mich ruhig Kayleigh. Sie machen mich älter, als ich sein möchte.«
Davis lachte. »Und ich bin Bill.«
Kayleigh rang sich ein Lächeln ab. Und sie stellte Dance und Morgan vor.
»Wir sind vor ein paar Tagen nach San Francisco geflogen und arbeiten uns nun langsam nach Süden vor. Ich hatte mich mit Ihrem Vater in Verbindung gesetzt, weil ich Ihr Konzert besuchen wollte. Oh, ich zahle für die Tickets, keine Angst. Ich fürchte nur, wir werden zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen benötigen.«
»Wir kümmern uns bereits darum«, sagte Bishop.
»Ich hatte gehofft, Sie persönlich treffen und Hallo sagen zu können. Ihr Vater hat vorgeschlagen, mich heute einfach mal mitzunehmen, noch vor dem Konzert.«
Das also war der Grund. Kayleigh verstand. Verflucht. Ihr Vater hatte versprochen, sie würden in Erwägung ziehen, das Konzert abzusagen, und gleichzeitig tat er alles in seiner Macht Stehende, um dafür zu sorgen, dass es stattfinden würde. Hauptsache, ihre Karriere blieb auf dem richtigen Kurs. Indem Bishop sie wissen ließ, dass der Kongressabgeordnete – und demzufolge auch mehr Presse – im Publikum sein würde, wollte er sie zwingen, nicht zu canceln.
Kayleigh kochte vor Wut, lächelte jedoch freundlich – oder versuchte es zumindest –, während Davis wie ein Schuljunge von den Liedern aus ihrem Repertoire schwärmte, die ihm am besten gefielen. Er war tatsächlich ein begeisterter Fan. Und er schien all ihre Songtexte auswendig zu kennen.
»Wir können Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass wir ›Leaving Home‹ auf unserer Website benutzen dürfen«, fügte Myra Babbage hinzu. »Es ist zu einer Art Hymne für Bills Kampagne geworden.«
»Ich habe Sie im Autoradio gehört«, sagte Kathryn Dance. »Auf der Fahrt hierher lief eine Aufzeichnung der Debatte über Einwanderungsfragen. Da ging es ganz schön zur Sache.«
»Oh, das können Sie laut sagen.«
»Ich finde übrigens, dass Sie gewonnen haben. Sie haben die Gegenseite in Grund und Boden geredet.«
»Danke. Es hat viel Spaß gemacht«, sagte Davis mit funkelndem Blick. »Ich liebe Debatten. Das war schon in der Schule meine – in Anführungszeichen – ›Sportart‹. Reden ist nicht so schmerzhaft, wie auf dem Footballfeld über den Haufen gerannt zu werden. Zwangsläufig sicherer ist es allerdings auch nicht.«
Kayleigh interessierte sich nicht besonders für Politik. Manche ihrer Bekannten aus der Musikbranche engagierten sich für bestimmte Themen, aber Kayleigh hatte sie schon gekannt, als sie noch keine Berühmtheiten gewesen waren,
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