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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Sterne verdeckte. »Die Kirche Christus der Heilige Erlöser«, sagte sie. »Ihr gehört der Sender WCIK, an dem wir gerade vorbeigefahren sind. Manchmal auch als Jesusradio bekannt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Mag sein, dass ich den Kirchturm schon mal gesehen habe. Und ich kenne den Sender. Wer in dieser Gegend lebt und ein Radio hat, kann ihm kaum entgehen. Fundamentalisten? «
    »Gegen die sehen selbst hartgesottene Baptisten weich aus. Ich selbst gehe in die Congo. Ich kann Lester Coggins nicht ausstehen, ich hasse dieses ganze Ha ha ihr fahrt zur Hölle und wir nicht Zeug. Jeder braucht eben was anderes, vermute ich. Allerdings habe ich mich schon gefragt, wie sie sich einen Fünfzig-Kilowatt-Sender leisten können.«
    »Liebesgaben?«
    Sie schnaubte. »Vielleicht sollte ich Jim Rennie fragen. Er ist einer der Diakone.«
    Julia fuhr einen kleinen Prius Hybrid - einen Wagen, den Barbie der Herausgeberin einer stramm republikanischen Zeitung nicht zugetraut hätte (obwohl er vermutlich zu einem Gemeindemitglied der First Congregational Church passte). Aber er war leise, und das Radio funktionierte. Das einzige Problem war, dass der Sender WClK hier im Westen der Stadt so stark war, dass er alles andere im UKW-Bereich übertönte. Und heute Nacht sendete er irgendwelchen heiligen Akkordeonscheiß, von dem Barbie Kopfschmerzen bekam. Die Musik klang wie Polkas, die ein an der Beulenpest sterbendes Orchester spielte.
    »Versuchen Sie's mal mit Mittelwelle«, sagte sie.
    Das tat er, bekam aber nur nächtliches Gebrabbel herein, bis er fast am unteren Ende der Skala auf einen Sportsender stieß. Dort hörte er, dass es vor dem Playoff-Spiel zwischen den Red Sox und den Mariners im Fenway Park eine Schweigeminute für die Opfer des »Events in West-Maine«, wie der Ansager es ausdrückte, gegeben hatte.
    »Event«, sagte Julia. »Ein Sportsenderausdruck, wenn ich je einen gehört habe. Stellen Sie das Ding lieber ab.«
    Ungefähr eine Meile nach der Kirche sahen sie einen ersten schwachen Lichtschein durch die Bäume. Nach einer Kurve fuhren sie in gleißend helle Scheinwerfer, die fast die Größe von Jupiterlampen bei einer Hollywoodpremiere hatten. Zwei leuchteten ihnen entgegen; zwei weitere waren senkrecht nach oben gerichtet. Jedes Schlagloch im Asphalt trat in deutlichem Relief hervor. Die Birkenstämme beiderseits der Straße sahen wie schmalbrüstige Gespenster aus. Barbie hatte das Gefühl, in einen Film noir aus den späten Vierzigern hineinzufahren.
    »Stopp, stopp, stopp«, sagte er. »Näher wollen Sie nicht heranfahren. Es sieht zwar so aus, als gäb's hier nichts Außergewöhnliches, aber glauben Sie mir, es gibt etwas. Und es würde zumindest die Elektronik Ihres kleinen Wagens ruinieren.«
    Sie hielt, und die beiden stiegen aus. Einen Augenblick lang standen sie nur vor dem Auto und blinzelten ins grelle Licht. Julia hob eine Hand schützend über ihre Augen.
    Jenseits der Scheinwerfer parkten Motorhaube an Motorhaube zwei braun-grüne Militärlaster mit Plane und Spriegel. Zusätzlich waren die Fahrbahnen mit Sägeböcken abgesperrt, deren Füße mit Sandsäcken an Ort und Stelle gehalten wurden. In der Dunkelheit dröhnten gleichmäßig Motoren - nicht nur ein Notstromaggregat, sondern mehrere. Barbie sah dicke Elektrokabel, die sich von den Scheinwerfern weg in den Wald schlängelten, in dem weitere Lichtquellen durch die Bäume schienen.
    »Sie wollen das Grenzgebiet ausleuchten«, sagte er und ließ einen erhobenen Zeigefinger kreisen wie ein Schiedsrichter, der einen Homerun anzeigt. »Die ganze Stadt von Lichtern eingekreist, die reinleuchten und nach oben leuchten.«
    »Wozu nach oben?«
    »Die senkrechten sollen den Luftverkehr warnen. Falls überhaupt ein Flugzeug durchkommt. Ich denke, dass sie sich vor allem wegen heute Nacht Sorgen machen. Bis morgen ist der Luftraum über The Mill dichter abgeriegelt als Onkel Dagoberts Tresor.«
    Im Halbdunkel hinter den Scheinwerfern, aber im Streulicht doch sichtbar, standen mit dem Rücken zu ihnen ein halbes Dutzend Soldaten in Rührteuchstellung. Auch wenn der Prius sehr leise war, mussten sie ihn doch kommen gehört haben, aber kein einziger von ihnen sah sich auch nur um.
    Julia rief: »Hallo, Jungs!«
    Keiner drehte sich um. Damit hatte Barbie auch nicht gerechnet - auf der Fahrt hierher hatte Julia ihm erzählt, was sie von Cox erfahren hatte -, aber er musste es versuchen. Und weil er ihre Abzeichen kannte, wusste er, was er

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