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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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tat sie dann doch nicht vor allem weil sie zu sehen glaubte, wie Howie den Kopf schüttelte und sie aufforderte, sich nicht so albern zu benehmen.
    Stattdessen ging sie in sein kleines Arbeitszimmer, weil sie ihn irgendwie berühren wollte, solange seine Gegenwart dort noch frisch war. Weil sie das Bedürfnis hatte, ihn zu berühren. Draußen hinter dem Haus brummte ihr Notstromaggregat. Fett und glücklich, hätte Howie gesagt. Sie hatte es verabscheut, so viel Geld für dieses Ding auszugeben, als Howie es nach dem 11. September bestellt hatte (Rein vorsorglich, hatte er ihr erklärt). Aber jetzt bedauerte sie jedes abfällige Wort, das sie darüber gesagt hatte. Im Dunkel um ihn zu trauern, wäre noch schrecklicher, noch einsamer gewesen.
    Sein Schreibtisch war leer bis auf sein Notebook, das aufgeklappt dastand. Sein Bildschirmschoner war ein Foto aus einem lange zurückliegenden Little-League-Spiel. Chip, damals elf oder zwölf, und Howie trugen beide das grüne Trikot der Sanders Hometown Drug Monarchs; die Aufnahme war in dem Jahr gemacht worden, in dem das Sanders-Team es dank Chip und Rusty Everett ins Finale der Landesmeisterschaft geschafft hatte. Chip hatte einen Arm um seinen Vater gelegt, und Brenda umarmte sie beide. Ein guter Tag. Aber zerbrechlich. Zerbrechlich wie ein Kristallkelch. Aber wer wusste das zu einem Zeitpunkt, an dem es vielleicht möglich gewesen wäre, ihn noch etwas länger auszukosten?
    Sie hatte Chip bisher nicht erreichen können, und der Gedanke an diesen Anruf - falls sie überhaupt dazu imstande war gab ihr den Rest. Sie sank schluchzend neben Howies Schreibtisch auf die Knie. Sie faltete die Hände nicht, sondern legte die Handflächen aneinander, wie sie es als Kind gemacht hatte, als sie im Flanellpyjama neben ihrem Bett gekniet und ihr Mantra heruntergeleiert hatte: Gott segne Mama, Gott segne Papa, Gott segne meinen Goldfisch, der noch keinen Namen hat.
    »Gott, hier ist Brenda. Ich verlange ihn nicht zurück ... nun, ich möchte schon, aber ich weiß, dass du das nicht kannst. Gib mir nur die Kraft, das zu ertragen, okay? Und ich frage mich, ob du ... ich weiß nicht, ob das Gotteslästerung ist oder nicht, es ist vermutlich eine ... ob du ihn nochmal mit mir reden lassen könntest. Vielleicht nochmal mit einer Berührung wie heute Vormittag.«
    Bei dieser Erinnerung - seine Finger auf ihrer sonnenwarmen Haut - musste sie noch mehr weinen.
    »Ich weiß, dass du dich nicht mit Geistern abgibst - außer natürlich dem Heiligen Geist, versteht sich -, aber vielleicht in einem Traum? Ich weiß, dass das viel verlangt ist, aber ... O Gott, ich fühle mich heute Nacht so leer. Ich wusste gar nicht, dass man solch ein Loch in sich haben kann, und ich habe Angst, ich könnte hineinfallen. Wenn du das für mich tust, tue ich etwas für dich. Du brauchst nut etwas zu verlangen. Bitte, lieber Gott, nur eine Berührung. Oder ein Wort. Selbst wenn es bloß im Traum ist.« Sie holte tief und schnorchelnd Luft. »Danke. Natürlich geschehe dein Wille. Ob's mir gefällt oder nicht.« Sie lachte matt. »Amen.«
    Brenda öffnete die Augen und stand auf, wobei sie sich am Schreibtisch festhielt. Als ihre Hand den Computer streifte, wurde der Bildschirm sofort hell. Er vergaß immer, ihn auszuschalten, aber diesmal hatte er ihn zumindest eingesteckt gelassen, damit die Batterie sich nicht entlud. Und sein Desktop war immer viel aufgeräumter als ihrer, der ständig mit Downloads und elektronischen Haftnotizen zugemüllt war. Auf Howies gab es stets nur drei sauber gestapelte Dateien vor dem Festplatten-Ikon: AKTUELL, in dem er Berichte über laufende Ermittlungen speicherte; GERICHT mit einer Liste, welche Polizeibeamten (auch er selbst) wann, wo und in welcher Sache als Zeugen vorgeladen waren. In der HAUS MORIN STREET benannten dritten Datei speicherte er alles, was mit ihrem Haus zu tun hatte. Ihr fiel ein, dass darin etwas über das Notstromaggregat zu finden sein könnte, mit dem sie sich auskennen musste, damit es so lange wie möglich lief. Henry Morrison vom Police Department würde ihr den jetzigen Propanzylinder bestimmt gern wechseln, aber was war, wenn es keinen Ersatz gab? Dann musste sie bei Burpee's oder dem Gas & Grocery neue Zylinder holen, bevor alle ausverkauft waren. 
    Sie legte den Zeigefinger auf die Maustaste, dann zögerte sie.
    Auf dem Desktop befand sich noch eine vierte Datei, die ganz links unten lauerte. Die hatte sie noch nie gesehen. Brenda versuchte sich zu

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