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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte; Lester Coggins war ein lebenslänglicher Junggeselle, der als Heranwachsender Alpträume gehabt hatte, dass er beim Onanieren von Maria Magdalena erwischt wird, die plötzlich in der Tür seines Zimmers steht.
    Die Kirche war fast so neu wie das Notstromaggregat und aus teurem Rotahorn erbaut. Außerdem war sie bis zur Kargheit schlicht. Unter der Balkendecke hinter Lesters nacktem Rücken erstreckten sich drei Ränge mit Bankreihen. Vor ihm stand das Katheder: nur ein Lesepult, auf dem eine Bibel lag, und ein großes Kreuz aus Sequoiaholz vor einem Wandbehang in Kardinalspurpur. Die Empore für den Chor befand sich rechts oben, und die Musikinstrumente - darunter die Stratocaster, die Lester manchmal selbst spielte - waren an einem Ende zusammengedrängt.
    »Gott, höre mein Gebet«, sagte Lester mit seiner knurrenden Ich-bete-ernstlich-Stimme. In einer Hand hielt er ein starkes Seil mit zwölf Knoten -- einen Knoten für jeden Apostel. Der neunte Knoten, der Judas verkörperte, war schwarz eingefärbt. »Gott, höre mein Gebet, darum bitte ich dich im Namen des gekreuzigten und auferstandenen Heilands.«
    Er begann seinen Rücken mit dem Seil zu peitschen, erst über die linke Schulter, dann über die rechte, wobei er den Arm flüssig hob und beugte. Beim Auftreffen auf seine vielfach vernarbte Haut klang das Knotenseil wie ein Teppichklopfer. Dies hatte er schon oftmals gemacht, aber noch nie mit solcher Inbrunst.
    »Gott, höre mein Gebet! Gott, höre mein Gebet! Gott, höre mein Gebet! Gott, höre mein Gebet!«
    Knall und Knall und Knall und Knall. Heißes Brennen wie Feuer, wie Nesseln. Entlang den Autobahnen und Landstraßen seiner elenden menschlichen Nerven einsinkend. Schrecklich und zugleich schrecklich befriedigend.
    »Herr, wir in dieser Stadt haben gesündigt, und ich bin der Erste unter allen Sündern. Ich habe auf Jim Rennie gehört und seinen Lügen Glauben geschenkt. Ja, ich habe geglaubt, und dies ist der Preis dafür, der heute nicht anders ist als einst. Es ist nicht nur einer, welcher für eines Menschen Sünden büßt, sondern es sind viele. Du gerätst nicht rasch in Zorn, doch wenn er losbricht, gleicht dein Zorn den Stürmen, die ein Weizenfeld verwüsten und nicht nur einen Halm oder einige Dutzend, sondern jeden einzelnen niederwalzen. Ich habe Wind gesät und Sturm geerntet, nicht nur für einen, sondern für viele.«
    In The Mill gab es weitere Sünden und weitere Sünder - das wusste er, er war nicht naiv, sie fluchten und tanzten und trieben Unzucht und nahmen Drogen, von denen er zu viel wusste, und die hatten es zweifellos verdient, bestraft zu werden, gegeißelt zu werden, aber das traf auf jede Kleinstadt zu, und dies war die einzige, die für diese schreckliche Manifestation höherer Gewalt auserkoren worden war.
    Und dennoch ... und dennoch ... war es möglich, dass nicht seine Sünde diesen seltsamen Fluch bewirkt hatte? Ja. Möglich. Aber nicht wahrscheinlich.
    »Herr, ich muss wissen, was ich tun soll. Ich stehe am Scheideweg. Ist es dein Wille, dass ich morgen früh an diesem Katheder stehend bekenne, wozu ich mich von diesem Mann habe überreden lassen - die Sünden, die wir gemeinsam begangen haben, die Sünden, die ich allein begangen habe -, dann gehorche ich. Aber das würde das Ende meiner Tätigkeit als Geistlicher bedeuten, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das in dieser schlimmen Zeit dein Wille sein soll. Ist es dagegen dein Wille, dass ich noch warte ... warte und beobachte, was als Nächstes geschieht ... warte und mit meiner Herde darum bete, dass diese Last von uns genommen werde ... , dann warte ich noch. Dein Wille geschehe, 0 Herr. Jetzt und immerdar.«
    Er stellte seine Geißelung vorübergehend ein (er konnte spüren, wie beruhigend warme Tropfen seinen bloßen Rücken hinunterliefen; mehrere Seilknoten waren bereits rot verfärbt) und hob sein tränennasses Gesicht der Balkendecke entgegen.
    »Weil diese Menschen mich brauchen, Herr. Du weißt, dass sie es tun, jetzt mehr denn je. Deshalb ... ist es also dein Wille, dass dieser Kelch an mir vorübergeht ... gib mir bitte ein Zeichen.« Er wartete. Und siehe, der Herr sprach zu Lester Coggins: »Ich will dir ein Zeichen geben. Geh zur Bibel, genau wie du es als Kind nach diesen hässlichen Träumen getan hast.«
    »Gleich«, sagte Lester. »Sofort.«
    Er hängte sich das Knotenseil um, so dass es ein blutiges Hufeisen auf Brust und Schultern zeichnete, und trat ans Katheder, während

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