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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Rothaarigen. Sie holte einen Lederbeutel und kam zu ihnen an den Tisch.
    Die Frau stellte den Beutel vor Sauger hin. Er schob ihn zu Hadrian hinüber. Der öffnete ihn und fand darin vier Dosen Hühnersuppe vor.
    »Wie teuer ist solch ein Schatz?«
    Sein Gastgeber lächelte wieder. »Das ist ein Geschenk. Es ist mir stets eine große Freude, wenn jemand etwas wirklich zu würdigen weiß.«
    »Bekämen doch nur all Ihre Gefangenen eine solche Behandlung.«
    Sauger zuckte die breiten Schultern. »Den Jungen am Tisch haben Sie ja vorhin gesehen. Sagen wir, es betrifft zwei von drei.«
    Der Gastwirt sah ihn unverwandt an, aber Hadrian entging nicht, dass Sebastian einen Blick auf die Tür warf, hinter der die Blondine ein ums andere Mal verschwand. Hadrian erhob sein Glas. »Auf größere Welten«, sagte er. Die beiden anderen stießen mit ihm an, dann stand Sauger mit rauem Lachen auf und ließ sie allein.
    Hadrian zwang sich zum Trinken, langsam, aber stetig, und achtete darauf, dass sein Begleiter Glas für Glas mit ihm Schritt hielt. Er forderte den großen Erstgeborenen zu einer Runde Darts heraus und verpatzte dann angeheitert die Hälfte seiner Würfe. Als ein Fiedler zu spielen anfing, stimmte Hadrian in das Lied mit ein, zog die Rothaarige von ihrem Hocker und tanzte mit ihr. Ihre Haut schien zu schimmern. Dann erkannte er, dass sie mit
Engelsglanz
geschminkt war, der Kosmetik aus der Fischverarbeitungsfabrik von Carthage.
    Ein grobschlächtiger Kerl in dreckigem Overall drängte einen jungen Mann beiseite, der mit einer der Frauen tanzte. Einige Minuten später forderte der Jüngere seine Partnerin zurück. Der andere schlug ihn mit der Faust zu Boden. Als er sich umdrehte, um auch noch zuzutreten, erkannte Hadrian den mürrischen Maschinisten der
Anna
.
    »Tull!«, rief Sauger und deutete auf den Ausgang.
    Der eindeutig betrunkene Maschinist hielt inne, starrte Sauger wütend an, schnappte sich dann eine Flasche und verließ die Taverne.
    Während der Raum sich zu leeren begann, klammerte Hadrian sich mit der Inbrunst eines Säufers an die Rothaarige. Wheeler widmete sich in der Ecke einem Krug Bier, und Sebastian schlief an seinem Tisch. Sauger flüsterte der jungen Frau etwas zu. Sie führte Hadrian zu der Seitentür, hinter der all die anderen Frauen verschwunden waren. Mit schwerer Zunge ermahnte Hadrian sie, seine kostbare Suppe mitzunehmen, und folgte ihr dann in den trüben Korridor.
    Er hatte insgesamt sechs Frauen gezählt, die diesen Gang benutzt hatten. Seine Begleiterin führte ihn nun zu Tür Nummer sieben. Bis zum Ende des Flurs gab es noch drei weitere.
    Flink und geübt legte die Rothaarige ihre Kleidung ab. Als sie nur noch ihre Leinenunterwäsche trug, drehte sie sich um, zog Hadrian das Hemd aus und zögerte einen Moment, als sie den fleckigen Verband an seinem Arm sah. Sobald sie seinen Gürtel berührte, torkelte er zurück und drehte sich im Fallen, so dass er bäuchlings mit dem Gesicht zur Wand landete. Sie lachte. Als sie sein lautes Schnarchen hörte, stieß sie ihn mehrmals an. Vergeblich.
    »Du alter Narr«, nörgelte sie, setzte sich auf die Bettkante und zog sich wieder an. Hadrians ausschweifende Gewohnheiten hatten ihm zu einer beachtlichen Alkoholtoleranz verholfen. Nachdem die Frau gegangen war, wartete er einigeMinuten, stand auf und fing an, den Wodka mit Liegestützen aus seinem Kreislauf zu vertreiben.
    Er schätzte, dass es nach Mitternacht war, bis er vorsichtig hinaus in den Korridor spähte. Niemand zu sehen. Hadrian nahm seinen Lederbeutel, ging ans Ende des Flurs und öffnete die letzte Tür. Ihm stieg ein modriger Geruch in die Nase. In dem Raum stapelten sich Kisten. Als er den Griff der nächsten Tür berührte, ertönte von drinnen ein verängstigtes Stöhnen, gefolgt von einem Möbelstück, das umfiel. Die Tür rührte sich nicht. Er wich ein Stück zurück und bemerkte erst jetzt das Vorhängeschloss.
    Er nahm eine Laterne von der Wand und ging zurück in den Lagerraum. Nach kurzer Suche fand er ein Stemmeisen. Gleich darauf hakte er es in die Halterung des Vorhängeschlosses ein, warf einen nervösen Blick den Flur hinunter und drückte das Eisen mit aller Kraft nach unten. Die Schrauben lösten sich mühelos aus dem alten trockenen Holz des Türrahmens.
    Als Hadrian den Raum betrat, kroch eine Gestalt hektisch von ihm weg und zog dabei den Tisch hinter sich her. Er lief zu ihr und hielt ihr den Mund zu. Als sie sich wehrte, ohrfeigte er sie und hielt ihr

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