Die Asklepios Papiere (German Edition)
Sicherheitschef hat einen unschuldigen Menschen ermorden lassen. Ist dir klar, was das bedeutete?“
Carter stand auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging zur Fensterfront, die einen idyllischen Ausblick auf den Park rund um das Gelände von PSU bot. Als CEO eines der führenden Pharmaunternehmens der Welt war es Devon Carter gewohnt, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Doch diesmal lag der Fall anders. Es ging nicht einfach nur um den Abbau von einigen Arbeitsplätzen oder dergleichen. Es ging um moralische Integrität, um Schuld und nichts weniger als die Zukunft der Firma. An dem Wahrheitsgehalt der Informationen von Camelia bestand kein Zweifel.
„Und nun?“, fragte er nach einer Weile ungewohnt leise und mit einem sachlichen Tonfall.
„ Ich würde sagen, dass diese Informationen das Unternehmen wohl besser nicht verlassen sollten“, sagte sie mit übertriebener Selbstverständlichkeit.
Sie sah zu Carter, der ihr weiterhin den Rücken zuwandte, während er aus dem Fenster starrte.
„Ich gehe jetzt zurück in mein Büro. Wenn ich bis heute Nachmittag end of business wie man so schön sagt einen Anruf bekomme, dass ich ab morgen die vakante Stelle der Abteilungsleitung Management Solutions antreten werde, erfährt niemand etwas vom Inhalt dieses Umschlags.“ Sie machte eine dramatische Pause.
„ Sonst…na ja…das kannst du dir ja bestimmt vorstellen. Salut!“
Ohne eine Antwort abzuwarten stand Camelia auf und verließ mit einem süffisanten Grinsen das Büro.
Sobald die Tür geschlossen war, sprang der CEO regelrecht zu seinem Schreibtisch und brüllte wutentbrannt in die Gegensprechanlage.
„Dr. Hutton soll in mein Büro kommen und zwar SOFORT!“
21.
Hannah Bachmayer fühlte sich erleichtert, nach ihrem Abenteuer in schwindelerregender Höhe endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch auf die Gefahr hin, einen überteuerten Touristenpreis zahlen zu müssen, konnte sie nicht anders, als bei einem Händler mit Bauchladen eine Flasche Limonade zu erstehen. Sie zitterte noch immer und ihr Körper verlangte nach Zucker.
„Cinq Euros“, sagte der junge Verkäufer und überreichte Hannah eine Dose Cola.
Sie zückte einen Fünf-Euro-Schein aus ihrem Portemonnaie und leerte das eiskalte Getränk in einem Zug. Ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen suchend, überlegte Hannah, was sie jetzt, da sie tatsächlich eine von Peter versteckte Speicherkarte gefunden hatte, als nächstes tun sollte.
Ins Hotel zu fahren und versuchen, die Datei zu öffnen? Doch irgendwie traute sie sich nicht zu, die Datei ohne die Hilfe von Lennard oder Kiki zu dechiffrieren. Sie würde damit also wohl oder übel bis zum Abend warten müssen. Hannah sah sich um und ging unter dem Eiffelturm hindurch in den direkt gegenüber gelegenen Parc du Champ De Mars , einen wunderschönen großzügigen Park. Auf der riesigen Grünanlage mit Wiesen, Blumenbeeten und Bäumen fand Hannah schnell ein lauschiges Plätzchen unter einer großen Eiche. Vom Angstschweiß noch am ganzen Körper klebend, ließ sie sich auf eine hölzerne Bank nieder und hielt sich unbewusst den Bauch. Die Aufregung hatte sich scheinbar auch auf das Baby übertragen, das gerade zu rebellieren anfing und von innen gegen die Bauchdecke trat.
Auf der Wiese vor ihr genossen unzählige Menschen den imposanten Anblick bei herrlichstem Sonnenschein. Sie sah auf die Uhr: Halb zwölf Uhr mittags. Am liebsten wäre sie noch einmal in Peters WG gefahren, um in seinem Zimmer nachzusehen, ob es dort möglicherweise einen Hinweis darauf gäbe, was mit ihm passiert sein könnte. Doch damit müsste sie sich leider noch eine Weile gedulden müssen. Sie besaß keinen Schlüssel und wollte eigentlich auch Lennard nicht auf der Arbeit stören, um zu fragen, ob sie in dem Zimmer ihres Ex-Verlobten herumschnüffeln dürfte.
In Hannahs Kopf herrschte Chaos. Vielleicht war alles ja auch nur ein Hirngespinst und Peter war schlicht und einfach untergetaucht, weil er die E-Mail an sie bereute.
In einem Punkt würde sie jedoch gleichwohl relativ schnell Gewissheit über Peters E-Mail erlangen können. Sie müsste einfach nur bei Peters Arbeitgeber nachfragte, ob er dort noch arbeitete. Falls er tatsächlich gekündigt hatte, würde sie das schon erfahren. Vielleicht gab es sogar einen Arbeitskollegen, der etwas über seinen Verbleib sagen konnte.
Hannah wusste noch ganz genau, wie die Firma hieß, die das Ende ihrer Beziehung
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