Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)
Vermögenden, wäre ohne die Methoden der wundersamen Kapitalvermehrung nicht denkbar. Die Banken ermöglichen den Lebensstil der Oberschicht.
Die Aktivitäten der Sozialwirtschaft sind auf die Unterschicht als ihren zentralen Markt ausgerichtet. Sie haben ein starkes ökonomisches Interesse daran, dass möglichst viele Menschen Hilfe in Anspruch nehmen. Helfer brauchen Hilfsbedürftige. Mit ihren Methoden organisiert die Hilfsbranche das Leben von Millionen auf der Basis von leistungslosem Transfereinkommen. Sie erleichtert die Lebensformen, die sich in der Unterschicht entwickelt haben.
Die Geschäftsmodelle der Finanzwirtschaft und der Wohlfahrtsindustrie basieren also auf einem möglichst großen Abstand der Parallelgesellschaften zur Mitte. Die stärksten Mächte der deutschen Volkswirtschaft sind die ökonomischen Zentrifugen des Gemeinwesens. Und beide leben auf Kosten des Steuerzahlers. Wie hoch die Kosten jeweils sind, kann niemand exakt beziffern. Auch nicht ungefähr. Nicht mal auf ein paar Milliarden genau. Intransparenz gehört zu den wesentlichen Gemeinsamkeiten zwischen der Wohlfahrt und dem Finanzmarkt. Weder Banker noch Helfer haben ein Interesse daran, dass Kosten und Nutzen – die volkswirtschaftlichen Basisinformationen – für ihre Geschäftsfelder ermittelt und erkennbar werden. Bürger und Politik sind auf Daumenpeilungen angewiesen, auf plausible Abschätzungen der Größenordnung.
Etwa zwei Millionen Arbeitnehmer verdienen ihren Lebensunterhalt als professionelle Helfer. Das sind drei Mal so viel Beschäftigte wie in der gesamten Automobilindustrie. 1 Rechnet man alle Personal- und Sachkosten zusammen, kommen Experten auf Summen von 115 bis 140 Milliarden Euro, die jährlich aus öffentlichen Mittel aufgebracht werden müssen. Vermutlich fließt jeder fünfte Steuereuro auf das Konto eines Hilfsunternehmens.
Selbst diese grobe Kalkulation wirkt beinahe wie eine exakte Rechnung, wenn man sie mit dem Versuch vergleicht, die Kosten abzuschätzen, die das Geldgeschäft dem Steuerzahler aufbürdet. Teuer wurde es für den Staat erst durch die Bankenkrise. Die Steuerzahler mussten einspringen, um gescheiterte Finanzinstitute vor der Pleite zu retten. Anders als bei der Hilfsindustrie, konnte der Fiskus diese ungeplanten Ausgaben in Milliardenhöhe nicht aus dem laufenden Haushalt finanzieren. Der Finanzminister musste neue Schulden aufnehmen. Sie belaufen sich auf etwa 20 Prozentpunkte des Bruttoinlandsproduktes ( BIP ). Die Kosten, die der Staat für die Bankenrettung aufbringen muss, erreichen also die gleiche Dimension wie die der Wiedervereinigung. 2
Damit wird eine weitere Parallele zwischen Hilfsindustrie und Finanzwirtschaft deutlich: Beide sind die mit Abstand teuersten Kostgänger des Staates.
Jede Belastung der Steuerzahler ist in Wahrheit eine Belastung der Mittelschicht. Die Unterschicht trägt nicht zum Steueraufkommen bei und lebt von Transferzahlungen des Sozialstaates. Die Oberschicht hat ihren Anteil am gesamten Steueraufkommen in den letzten Jahrzehnten halbiert. Die fehlenden Einnahmen gleicht das Finanzamt aus, indem es sich vor allem bei der arbeitenden Mitte bedient. Sie finanziert inzwischen drei Viertel aller staatlichen Ausgaben. 3 Über den Umweg der Helfer und der Banker wird das Geld vom Zentrum in die Ränder gepumpt. Die Mittelschicht subventioniert die beiden Branchen, die sie in ihrer Existenz bedrohen.
Banken und Hilfsfirmen erleben die öffentliche Hand vor allem als gebende Hand, nicht als nehmende. Ihre Sonderbehandlung zeigt der Staat nicht nur bei der großzügigen Verteilung von direkten Zahlungen. Zusätzlich genießen sie weitgehende Steuerprivilegien. So werden die Unternehmen der Sozialwirtschaft vom Finanzamt fast durchgängig als »gemeinnützig« anerkannt. Meist wählen sie die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.) oder einer gemeinnützigen GmbH. Auf diese Weise sind sie von der Körperschaftssteuer und der Gewerbesteuer befreit.
Auch für Finanzinstitute gelten einmalige Steuervorteile. Beim Verkauf jeder Ware verlangt das Finanzamt Mehrwertsteuer. Ist die Ware jedoch ein Wertpapier, wird keine Steuer fällig. Die Bevorzugung von Geldgeschäften wird auch beim Einkommen deutlich. Vom Arbeitseinkommen zieht der Fiskus Einkommenssteuer bis zu einem Steuersatz von 45 Prozent ab. Wer jedoch sein Geld für sich arbeiten lässt, für den gilt die niedrige Kapitalertragssteuer von pauschal 25 Prozent.
Die größten und für den Staat
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