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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Schilfrohr neben dem Kühlschrank war umgekippt. Rick durchfuhr ein kalter Schauer. Hatte erneut jemand das Haus durchsucht? Die Küche hatte er nicht überprüft, als er nach Hause gekommen war. Er war mit seinen Gedanken ganz bei den Schmerztabletten gewesen. Aber irgendetwas sagte ihm, dass das hier nicht die Eindringlinge der letzten Nacht gewesen waren.
    Er nahm eine Rolle Küchenpapier von der Arbeitsplatte und kniete sich neben den umgedrehten Mülleimer. Bei der Bewegung wurden seine Rippen zusammengedrückt, und er zuckte zusammen. Der Kaffeesatz von heute Morgen war überall verstreut, zusammen mit den Tabletten, die er vor vier Tagen fortgeworfen hatte, und der Zeitung.
    Er begann, das Chaos zu beseitigen, und fing mit der Zeitung an, die ganz feucht vom Kaffeesatz war. Als er die Sportseiten anhob, sah er die Maus. Als er das reglose kleine Fellbündel erblickte, wurde ihm beinahe schwarz vor Augen. Sein Köper fühlte sich plötzlich wie betäubt und eiskalt an.
    Oh nein.
    Es sah nicht so aus, als ob die Maus noch atmen würde. Wie in Zeitlupe beugte Rick sich vor, obwohl er wusste, dass es sich um einen Notfall handelte. Er verspürte keinen Schmerz mehr, aber er konnte sich kaum noch rühren. Aber er musste sich bewegen. Vielleicht war die Maus noch nicht tot.
    Sie hielt eine rote Pille zwischen den Füßchen. Es war eine von Ricks Tabletten. Sie war angenagt. Das arme Tier musste so hungrig gewesen sein, dass es sich über die Medikamente hergemacht hatte. Rick begann, die restlichen Tabletten auszusortieren. Er fand mehrere intakte, und ein winziger Hoffnungsschimmer ließ ihn weitersuchen. Mit bloßen Fingern durchwühlte er den nassen stinkenden Müll. Wenn die Maus nur diese eine Pille angeknabbert hatte, hatte sie vielleicht noch eine Chance.
    “Tut mir leid, das hier ist eine Praxis für Katzen. Wir behandeln keine Mäuse.”
    Rick war gerade beim Tierarzt durch die Tür gekommen. Er hatte die Maus in ein Küchenhandtuch gewickelt und trug sie vorsichtig in den Händen. Eigentlich war er unterwegs zu einem anderen Tierarzt gewesen, dessen Adresse er im Telefonbuch gefunden hatte. Dann war ihm das Schild an diesem Haus aufgefallen, und er hatte angehalten.
    “Was heißt das, Sie behandeln keine Mäuse?” Rick starrte die dickköpfige junge Frau hinter dem Tresen an, als wäre sie verrückt. Sie
war
verrückt. “Es muss doch hier irgendwo einen Tierarzt geben, richtig? Jemanden, der Tiere behandelt. Nun, und das hier ist ein Tier. Sie hat etwas von meinen Medikamenten gefressen, und sie stirbt. Hier, sehen Sie!”
    Rick fischte das Pillenfläschchen, das er ebenfalls aus dem Müll geklaubt hatte, aus seiner Tasche und stellte es auf den Tresen. Dann schlug er das Handtuch zurück, sodass die Frau den leblosen Körper der Maus sehen konnte. “Tun Sie etwas, um Himmels willen. Helfen Sie ihr!”
    “Wir behandeln hier nur Katzen, Sir. Es tut mir leid. Wenn es ein Notfall ist, fahren Sie bitte in eine Klinik in der Stadt …”
    “Dazu reicht die Zeit nicht! Tun Sie etwas! Haben Sie eine Lizenz zur Behandlung von Tieren? Ich werde dafür sorgen, dass man Ihnen die Lizenz entzieht!”
    Die Frau blinzelte ihn an, offensichtlich verängstigt, aber sie kam näher, um sich die Maus anzusehen. Sie berührte sie am Hals und tastete nach dem Puls. Dann schüttelte sie den Kopf.
    “Es tut mir leid, aber die Maus ist tot.”
    “Nein …” Rick senkte die Stimme und sagte bedrohlich leise: “Nein, sie ist nicht tot. Diese Maus ist zu blöde und zu dickköpfig, um zu sterben. Haben Sie mich verstanden? Diese Maus kann nicht tot sein.”
    Er drehte sich und ging zur Tür, außer sich vor Wut und bereit, irgendetwas zu zerschlagen, bereit, es mit der ganzen verdammten Welt aufzunehmen. Unvermittelt drehte er sich wieder um und stürmte auf den Tresen zu. Die Frau duckte sich furchtsam dahinter. Er jagte ihr Angst ein! Das hatte er nicht gewollt. Überhaupt nicht.
    Ricks Blick ruhte auf dem leblosen Tier, dann stöhnte er vor Schmerz laut auf. Die Frau tauchte wieder auf und musterte ihn wachsam.
    “Bitte!”, sagte Rick. “Bitte, tun Sie, was Sie können!”
    Nur einer von uns muss sterben. Und das ist nicht die Maus.
    Lane konnte nicht schlafen. Nach dem Besuch im Restaurant und dem Telefonat mit Rick war sie unfähig gewesen, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Nicht einmal auf die Anrufe bei den Kunden, die sie dringend machen musste. Schokolade oder ihre Lieblingsmusik würden dieses Mal nicht

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