Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
Vom Netzwerk:
Erzieher, als Berater und mauserte sich zur grauen Eminenz hinter den Kaisern.
Kaiser Constantius hatte das Heischen der Arianer um Macht, Prestige und Einmischung so satt, dass er den Streit über das Wesen Christi kurzerhand verbot. Denn zu den Interessen des Staates passte nur die eine, einige Kirche. Die Bischöfe des westlichen Reiches verwandelten die Staatsdoktrin zum eigenen Vorteil und planten in der Sicherheit der zweiten Reihe langfristig ihre Schachzüge. Und während sich die Kirche des Orients zerfleischte, setzte man in Rom an, rechts zu überholen.
E.A.S.

Karfreitag, 23 Uhr 38; die Verhaftung
     
    Seit jener Nacht war Maiorinus nicht mehr ins Internat zurückgekehrt. Er hatte vorgegeben, über die Feiertage nach Hause zu fahren. Doch dort war er nie angekommen. Warum er überhaupt nach Mainz zurückgekehrt war, wusste er nicht. Sein Geld hatte gerade für die Fahrkarte und die billige Absteige am Bahnhof gereicht, wo er seine Angst mit billigem Schnaps betäubte. Er trieb sich herum, noch eine Nacht in dem Zimmer konnte er sich nicht leisten. Was sollte er tun?
    Sie würden ihn kriegen, so oder so. Er schluckte die letzte der Pillen, die er von einem Mitschüler vor ein paar Wochen gekauft hatte. Sie machte ein herrliches Gefühl, wenigstens für ein paar Stunden. Und dann? Sollte er einfach zur Polizei gehen? Er hatte nichts getan. Was sollte er sagen? Es blieb also nur, sich Pater Donatus auszuliefern. Denn wie sollte er ohne seine Liebe weiterexistieren? Er döste lange auf der Bank im Park vor sich hin. Es wurde dunkel, es wurde Nacht. Er ging los. Der frische Wind kühlte seinen Kopf und bereits nach wenigen Schritten malte er sich die Möglichkeiten eines Aufschubs aus, ein Aufschub und sei er auch noch so klein. Er irrte durch die Stadt, wie er es getan hatte, als er dem Professor auf den Fersen war, mied die dunklen Ecken ebenso wie die hellen Straßen und bemühte sich, im Zwielicht zu bleiben. Nach beinahe drei Stunden ununterbrochenen Laufens schien es ihm endlich, als könne er die vage Ahnung in Worte fassen. Er wollte dem Pater auf neutralem Boden begegnen, um vielleicht ein Zeichen zu erhaschen, ein Lächeln zu bekommen. Denn er war soweit gekommen, dass ihm selbst das grässlichste Schicksal leichter zu ertragen schien, als so weiter zu machen.
    Hinter einer Mauernische in einer Seitengasse ganz nah beim Dom warf er sich auf die Knie, um ein paar Augenblicke lang dem Erlöser zu danken. Es gab einen Ort, wo er dem Pater begegnen konnte und doch gänzlich sicher blieb. War sein Stab gebrochen, so würde er es hier erfahren, verschonte man ihn, so gab es keinen besseren Platz für die zweite Geburt. Denn wie nah war dieser Ort dem Herrn! In der Nassauer Kapelle, bei der Totenwache am Grab des Gekreuzigten würde sich entscheiden, ob er für ewig dem Dunkel gehörte oder mit Jesus, dem Herrn, auferstehen durfte.
    Leo konnte nicht sagen, was die Entdeckung des Wagens unter dem Carport in Sophie ausgelöst hatte. Aber er fühlte sich überhaupt nicht mehr unsicher in ihrer Nähe. Sie hatten eine heiße Spur! Sophie klingelte an der Haustür, nichts geschah. Sie klingelte noch einmal mit Nachdruck. Im Haus blieb es still.
    »Verdammt noch mal«, sagte sie, »oben brennt doch Licht!«
    Sie klingelte wieder.
    »Der Pater scheint nicht da zu sein«, bemerkte Leo.
    »Doch, doch«, mischte sich der Domaufseher ein, »das ist seine Wohnung, Sie können mir glauben.«
    »Warum macht er dann nicht auf?«, fragte Sophie böse.
    »Ach mein Gott, da fällt es mir ein! Es ist ja schon so spät«, rief der Aufseher aus.
    »Was fällt Ihnen ein?«, fragte Leo.
    »Der Pater wird sicher schon die Totenwache halten. Es ist Tradition hier in der Nassauer Kapelle, am Grab Jesu‘ zu wachen, von Karfreitag bis Ostersonntag, bis der Heiland endlich aufersteht.«
    »Waren deshalb die Kerzen in der Kapelle«, wollte Leo wissen.
    Der Domaufseher nickte.
    »Die Totenwache ist ein ganz besonderes Ereignis. Doch es kommen nicht mehr viele Leute. Wer ist noch bereit, für seinen Heiland auf das warme Bett zu verzichten? Ich habe vergessen Ihnen zu sagen, dass Pater Donatus in diesem Jahr die Totenwache mit den Gläubigen zelebriert.«
    »Wir müssen da hin und mit dem Pater reden«, bemerkte Leo.
    Sophie nickte, doch irgend etwas ließ sie zögern.
    »Was hast du?«
    »Ich muss das mit meinem Chef abstimmen!«, antwortete sie. »Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen.«
    Sie schaltete ihr Handy ein und wählte. Der

Weitere Kostenlose Bücher