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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ungefähre Vorstellung davon, wo er sich jetzt befand. Die einzigen Hunde im Schloss selbst waren die Jagdhunde seines Vaters, und die bellten wahrscheinlich, weil Fütterungszeit war. Die meisten von Rolands Hunden waren mittlerweile fast so alt wie Roland selbst, und weil er nur zu gut wusste, wie die Kälte in den alten Knochen schmerzt, hatte er angeordnet, den Hunden direkt hier im Schloss einen Zwinger
zu bauen. Um vom Wohnzimmer seines Vaters zu den Hunden zu gelangen, ging man eine Treppe hinunter, wandte sich dann nach rechts und schritt etwa zehn Meter einen Flur entlang. Thomas wusste daher, dass sie sich jetzt etwa zehn Meter rechts von den Privatgemächern seines Vaters befanden.
    Flagg blieb so unvermittelt stehen, dass Thomas fast mit ihm zusammengestoßen wäre. Der Zauberer sah sich rasch um, um sicherzugehen, dass sie allein in dem Durchgang waren. Das waren sie.
    »Der vierte Stein über dem beschädigten ganz unten«, sagte Flagg. »Drück darauf. Rasch!«
    Aha, hier war also ein Geheimnis, und Thomas liebte Geheimnisse. Seine Miene hellte sich auf, als er vier Steine von dem beschädigten nach oben zählte und dann drückte. Er rechnete mit einem kleinen Taschenspielertrick - vielleicht einer Schiebetür, aber er war nicht auf das vorbereitet, was dann tatsächlich geschah.
    Der Stein glitt widerstandslos etwa drei Zoll in die Wand hinein. Es folgte ein Klicken. Plötzlich schwang eine ganze Sektion der Wand nach innen auf und enthüllte eine dunkle, vertikale Spalte. Das war überhaupt keine Wand! Es war eine riesige Tür! Thomas’ Kinnlade klappte herunter.
    Flagg schlug Thomas auf das Hinterteil.
    »Rasch, habe ich gesagt, du kleiner Narr!«, rief er mit gedämpfter Stimme. Seine Stimme war drängend, und das nicht nur, um Thomas zu beeindrucken, wie sonst viele von Flaggs Gefühlen. Er sah sich nach rechts und links um, ob der Durchgang immer noch leer war. »Geh! Jetzt!«
    Thomas sah in die dunkle Spalte, die sich aufgetan
hatte, und musste wieder an Fledermäuse denken. Aber ein Blick in Flaggs Gesicht sagte ihm, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sich mit ihm über dieses Thema zu unterhalten.
    Er stieß das Tor ein Stück weiter auf und trat in die Dunkelheit. Flagg folgte unverzüglich. Thomas hörte das leise Flattern des Mantels des Hofzauberers, als dieser sich umdrehte und die Wandtür wieder schloss. Die Dunkelheit war vollkommen und undurchdringlich, die Luft still und trocken. Bevor er den Mund öffnen konnte, um irgendetwas zu sagen, flammte das blaue Feuer aus Flaggs Zeigefinger auf und schuf einen grellen blauweißen Lichtkegel.
    Thomas krümmte sich ohne nachzudenken und riss die Hände in die Höhe.
    Flagg lachte grob. »Keine Fledermäuse, Tommy. Das habe ich dir doch versprochen, oder?«
    Und es waren keine da. Die Decke war ziemlich niedrig, und Thomas konnte sich mit eigenen Augen davon überzeugen. Keine Fledermäuse, alles war vollkommen ungefährlich … wie der Zauberer gesagt hatte. Im Licht von Flaggs magischer Fingerfackel konnte er auch sehen, dass sie sich in einem rechteckigen Geheimgang befanden, der ungefähr acht Meter lang war. Wände, Boden und Decke waren mit Eisenholzdielen verkleidet. Er konnte das andere Ende nicht besonders gut sehen, aber es schien völlig leer zu sein.
    Noch immer konnte er das gedämpfte Bellen der Hunde hören.
    »Als ich sagte: rasch, da war das mein Ernst«, sagte Flagg. Er beugte sich über Thomas, ein vager, düsterer Schatten, der in der Dunkelheit selbst wie eine Fledermaus
aussah. Thomas wich unbehaglich einen Schritt zurück. Der Zauberer hatte - wie immer - einen unangenehmen Geruch an sich, einen Geruch nach geheimen Pulvern und bitteren Kräutern. »Du weißt nun, wo der Durchgang ist, und ich werde dir nicht verbieten, ihn zu benutzen. Aber wenn du jemals dabei erwischt wirst, dann musst du sagen, dass du ihn durch Zufall gefunden hast.«
    Der Schatten beugte sich noch weiter herab und zwang Thomas einen weiteren Schritt zurück.
    »Wenn du sagst, dass ich ihn dir gezeigt habe, Tommy, dann werde ich dafür sorgen, dass es dir leidtut.«
    »Ich werde es niemals sagen«, meinte Thomas. Seine Worte klangen dünn und zittrig.
    »Gut. Noch besser wäre es allerdings, wenn niemand jemals sieht, wie du ihn benutzt. Einem König nachzuspionieren ist eine ernste Sache, ob Prinz oder nicht. Nun folge mir. Und sei still.«
    Flagg führte ihn zum Ende des Durchgangs. Auch die gegenüberliegende Wand war mit Eisenholz

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