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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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belästigt, die aus dem Spirituosengeschäft dahinten gekommen sind, hätte irgendwas geplappert von wegen, der Geist seines alten Feindes sei hinter ihm her. Und er hat immer wieder zu dem Gebäude da drüben gesehen, wo man Hollis Templeton gefunden hat.« Jennifer schüttelte den Kopf. Unter dem ruhigen, scharfäugigen Blick der anderen Frau wurde ihr plötzlich mulmig zumute. »Das hier bringt wahrscheinlich überhaupt nichts. Ich weiß gar nicht, warum ich das für eine echte Spur gehalten habe. Das war bestimmt einfach ein betrunkener Schwätzer.«
    »Irgendetwas muss Ihre Aufmerksamkeit darauf gelenkt haben. Irgendwas, das Ihren Instinkt geweckt hat.«
    Jennifer suchte nach einem Zahnstocher und zwang sich zu sagen: »Vielleicht war es einfach die pure Verzweiflung. Vielleicht bilde ich mir Spuren ein, wo keine sind.«
    Kendra lächelte schwach. »Das bezweifle ich. Sie sind eine zu gute Polizistin, um sich so etwas einzubilden. Sie vertrauen dem Freund, der Ihnen den Hinweis gab, stimmt’s? Deshalb sind Sie dem ursprünglich nachgegangen.«
    »Ja.«
    »Aber da war noch etwas, stimmt’s? Vielleicht etwas, das Sie in dem Bericht über die Festnahme gelesen haben?«
    Jennifer wollte schon verneinen, doch als sie sich im Einzelnen wieder an den Bericht erinnerte, wurde ihr bewusst, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie spürte den vertrauten Adrenalinstoß wie immer, wenn sie ein Puzzleteilchen anlegen konnte. »Ja, da war etwas. Das meiste, was er dahergeplappert hat, ergibt keinen Sinn – wenn Sie mich fragen, ist der eher schizophren als manisch-depressiv –, aber etwas, das Robson gesagt hat, ist mir doch aufgefallen.«
    »Was?«
    »Er hat gesagt, der Geist seines alten Feindes hätte einen Sack über der Schulter getragen – einen Sack mit jungen Hunden darin. Robson war sich sicher, der Geist würde die Welpen ertränken und dann zurückkommen, um ihn zu holen.«
    Kendra nickte langsam. »In dem Sack befand sich etwas Lebendiges, das hat er gesehen. Etwas, das sich bewegte.«
    »Ja. Das plus die Tatsache an sich, dass dieser Geist, von dem er da sprach, etwas mit sich herumgetragen haben sollte, das schien mir alles ein bisschen zu detailliert, um reine Einbildung zu sein.«
    Kendra wandte sich um und musterte das Gebäude in der Ferne, vor dem man Hollis gefunden hatte. Dann meinte sie: »Ich könnte mir vorstellen, dass bei schlechtem Wetter bestimmt ein paar Obdachlose das halb verfallene Lagerhaus da an der Ecke als Unterschlupf benutzen. Es war kalt, als man Hollis fand, nicht wahr?«
    »Ja, richtig kalt.«
    »Irre ich mich, oder kann man die Rückseite des Hauses zumindest von einer Seite des Lagerhauses aus sehen?«
    »Finden wir es heraus.«
    Zehn Minuten später standen die beiden Frauen vorsichtig auf einem verrosteten alten Steg, der immer noch verbunden war mit einer Innenwand dessen, was von dem Lagerhaus übrig war. Im Gebäude befand sich nicht viel, doch was dort lag, war der eindeutige Beweis dafür, dass das Haus zumindest einigen Menschen noch vor kurzem als Unterschlupf gedient hatte. In einer Ecke standen alte Möbelstücke – ein modriges Sofa und ein zerlumpter Stuhl –, und eine zerschlissene Plane bildete eine dritte Wand, sodass wenigstens ein Großteil des Windes abgefangen wurde. In einer alten Mülltonne in der Mitte dieses Bereichs war Feuer gemacht worden, wohl um sich daran zu wärmen.
    Mit der Schuhspitze stupste Jennifer einen Haufen alter Zeitungen und Lumpen an, die offensichtlich als Bett auf dem Steg gedient hatten. »Ein gruseliger Schlafplatz, finde ich.«
    »Aber vielleicht sicherer als da unten.« Kendra deutete auf den Betonboden unter ihnen. »Zumindest aus Sicht eines Paranoid-Schizophrenen. So wie das Ding da quietscht, warnt es ihn auf jeden Fall, wenn er Gesellschaft bekommt.«
    »Ja. Und vielleicht hat er aus demselben Grund unterm Fenster geschlafen – weil er paranoid ist und die Dinge im Auge behalten wollte.« Jennifer sah zu dem Fenster oberhalb des provisorischen Bettes. Es war das einzige, bei dem sich in den meisten Feldern noch Milchglas befand, doch zwei Scheiben fehlten. Und durch die Öffnungen hatte sie einen erstklassigen Blick auf die Rückseite des Gebäudes, vor dem man Hollis gefunden hatte. »Und sehen Sie hier – Sie hatten Recht.«
    Kendra beugte sich vor, um durchs Fenster zu sehen. »Soweit ich sehe, ist das vermutlich der einzige Beobachtungspunkt hier in der Gegend, von dem aus dieser Eingang ungehindert zu sehen ist. Ist

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