Die Augen
lasse ich es Sie wissen, okay? Ich habe ja Ihre Handynummer.«
Er nickte, stellte aber den Motor ab, stieg ebenfalls aus und sagte: »Ich will kurz mit Andy sprechen.«
Maggie schloss ihr Auto auf und sagte ruhig: »Wollen Sie, dass ich Ihnen aufschreibe, was ich Ihnen im Haus der Mitchells erzählt habe, damit Andy es für Sie nachprüfen kann?«
John stand unweit von ihr auf dem Gehweg und starrte sie an. »Verdammt, war mir das so deutlich anzumerken?«
»Sagen wir, ich begreife langsam, wie Sie ticken.«
Er lächelte schwach. »Ist das gut oder schlecht?«
»Ich lasse es Sie wissen.«
Er schnaubte amüsiert. »Na schön. Nein, Sie müssen mir nicht alles aufschreiben. Ich habe zufälligerweise ein ganz gutes Gedächtnis.«
»Na, das überrascht mich gar nicht. Bis dann, John.« Sie stieg ein und schloss die Tür. Dann ließ sie den Motor an, beobachtete, wie er auf die Polizeiwache zuging, und murmelte: »FBI. Großartig. Einfach super.«
Andy legte auf und sah John über den Schreibtisch hinweg stirnrunzelnd an. »Okay, ich habe es überprüft. Und wie Sie hören konnten, hat ein verständlicherweise bestürzter Thomas Mitchell alles bestätigt. Er und seine Frau haben vergangene Woche in ihrem Fernsehzimmer wegen eines Papageis gestritten, seine Frau hat sich in der Woche davor im Frühstückszimmer an einem Handspiegel geschnitten, und er und sein Schwiegervater haben tatsächlich vor kurzem in seinem Arbeitszimmer eine recht laute ›Diskussion‹ über geschäftliche Angelegenheiten geführt. Und jetzt fragt sich der arme Kerl wahrscheinlich, ob er abgehört wird. Und ich frage mich das auch.«
John versuchte, ihn abzulenken. »Ich muss mehr über diesen Papagei wissen. Warum haben sie über den gestritten?«
»Samantha Mitchell wollte einen als Haustier«, antwortete Andy ungeduldig. »John …«
»Wer hat den Streit gewonnen?«
»Sie. Der Vogel ist bestellt. John, woher zum Teufel wussten Sie das alles?«
Er zögerte, doch nur kurz. Es gab wirklich keine andere Erklärung, und außerdem hatte John ganz deutlich das Gefühl, wenn überhaupt einer der Polizisten Maggie voll und ganz akzeptieren könnte, gleichgültig, wie absonderlich ihre Begabung wirken mochte, dann Andy.
»Ich weiß es«, antwortete er schließlich, »weil Maggie es mir gesagt hat. Während sie durch das Haus der Mitchells gegangen ist.«
Andy zuckte nicht mit der Wimper. »Sie ist also eine Hellseherin, was? Tja, habe ich mir eigentlich schon gedacht.«
»Ich bin immer noch nicht hundertprozentig überzeugt«, gab John zu, »aber ich muss zugeben, sie ist verdammt beeindruckend. Ich war nur einen Schritt hinter ihr, als sie ins Spielezimmer der Mitchells ging, und ich schwöre Ihnen, was immer sie da gesehen hat, hat sie beinahe in die Knie gezwungen. Sie sagt, der Angreifer hätte sich auf eine bestimmte Art angefühlt , seine Arme, sein Körper hinter ihr. Und sie behauptet, die gleichen körperlichen Merkmale hätte sie auch gespürt, als die Opfer, mit denen sie gesprochen hat, ihre Entführungen noch einmal durchlebt hätten.«
»Mein Gott«, murmelte Andy. »Wenn sie das gefühlt hat … dann muss sie auch alles andere gefühlt haben. Die ganzen Schmerzen, die Angst. Ich wusste, dass sie stark ist, aber ich hatte keine Ahnung, wie stark.«
John betrachtete ihn. »Sie zweifeln nicht daran, oder? Dass sie wirklich wahrnimmt, was sie sagt, das sie wahrnimmt?«
»Nein, ich zweifle nicht daran.« Andy atmete tief durch. »Vor etwa zwei Jahren hatten wir den scheinbar einfachen Fall eines Teenagers, der von zu Hause weggelaufen war. Normalerweise hätte ich damit überhaupt nichts zu tun gehabt, aber die Eltern waren politische Akteure hier in der Stadt, und der Polizeichef wollte, dass seine besten Leute nach ihrer fünfzehnjährigen Tochter suchen.
Also haben wir rund ein Dutzend Freunde von ihr befragt und versucht herauszufinden, wann und wie sie weggelaufen sein könnte. Maggie saß bei den Befragungen dabei, weil der Polizeichef sie darum gebeten hatte, aber sie hat selbst keine Fragen gestellt, immer nur zugehört. Als wir fertig waren, hatte keiner von uns eine Ahnung, wo dieses Mädchen sein könnte, aber alles – und ich meine alles – deutete darauf hin, dass sie einfach ihre Sachen gepackt hatte und abgehauen war. Sogar die Psychologin war dieser Meinung.«
»Und dann?«
»Wir haben die Freunde rund zwei Tage lang befragt, und hinterher haben wir Maggie gefragt, ob sie mal das Haus und den Garten der
Weitere Kostenlose Bücher