Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
Vom Netzwerk:
Schräubchen hinter Joeys runden blauen Augen beinahe sichtbar in Bewegung. Deutlich sichtbar war jedenfalls die Hoffnung in seinen Augen, als der Groschen fiel. »Klar. Okay, klar, ich versteh schon. Ich werd’ anrufen, Quentin. Verlass dich drauf.«
    Sie ließen ihn dort zurück, mit dem Rücken ganz wörtlich zur schmierigen Wand zwischen zwei widerlichen Becken. Er schien ihnen nicht folgen zu wollen, und als Kendra sich noch einmal umblickte, ehe sie den Spielsalon verließen, war er noch nicht von der Toilette zurück.
    »Das ist ja mal ein ausgesprochen nervöser, unglaublich riesiger Kerl«, bemerkte sie, als sie ins Auto stiegen. »Ich könnte schwören, dass er panische Angst vor dir hatte.«
    Quentin ließ lächelnd den Wagen an, erwiderte jedoch nichts.
    Kendra musterte ihn, dann sagte sie: »Joey ist also ein alter Kumpel aus Kindertagen, was?«
    »Eher ein Bekannter aus Kindertagen, würde ich sagen.«
    »Aha … Ich nehme an, du möchtest mir nicht von deiner hochinteressanten Kindheit erzählen?«
    »Ach, die war nicht interessant. Sie war langweilig, wirklich.«
    »Wirklich?«
    »Sicher.«
    »Hm. Irgendwie habe ich da meine Zweifel, weiß auch nicht, wieso. Aber lassen wir das – einstweilen. Wen hat Joey ausgeknipst?«
    »Was für ein Wort, ausgeknipst! Wie wär’s mit ›getötet‹?«, meinte er nachdenklich.
    »Hör auf, meine Wortwahl zu kritisieren, und antworte auf meine Frage.«
    »Jawoll, Ma’am. Joey hat seinen Vater getötet. Hat ihm mit der Schrotflinte das Gesicht weggepustet.«
    »Du liebe Güte. Und der läuft frei herum? Unser Rechtssystem ist zum Kotzen.«
    »In diesem Fall eigentlich nicht. Joey war elf, als es passierte, und sein alter Herr hatte seine Mutter gerade zum xten Mal bewusstlos geschlagen. Joey kam dazu, sah sich die Szene an – und dann ist etwas in ihm entzweigegangen. Er ist ganz kaltblütig ins Schlafzimmer gegangen, hat die Kanone seines Alten gesucht, sie geladen, ist zurückgegangen und hat ihm die Birne weggepustet.«
    Kendra drehte sich leicht auf ihrem Sitz und musterte ihren Partner. »Das war seine Version?«
    »Na ja, seine Version für den Polizeibericht lautete, er hätte die Kanone nur geholt, um seine Mutter zu verteidigen, und als sein Vater mit Mordlust in den bösartigen Augen auf ihn zugerast sei, hätte Joey in reiner Selbstverteidigung gehandelt.«
    »Die Beweise stützten seine Version?«
    »Sie sprachen jedenfalls nicht dagegen. Zumal es einen Zeugen gab, der für ihn ausgesagt hat.«
    »Einen Zeugen?«
    »Ja. Ein Klassenkamerad war mit zu ihm nach Hause gegangen, um sich ein Buch auszuleihen. Damals zeigte Joey noch schwache Anzeichen, die vermuten ließen, er könnte anders werden als sein Vater. Jedenfalls hat der Zeuge seine Version gestützt, und Joey bekam Bewährung und eine Therapie.«
    »Die Therapie scheint ihm nicht viel genutzt zu haben, wenn er seitdem in Schwierigkeiten ist.«
    »Nein, und er ist von der Schule ab, sobald er schneller laufen konnte als der Mann von der Schulbehörde. Angesichts seiner Herkunft und seines Lebensumfelds nicht verwunderlich. Sein Vater war einer jener durch und durch bösen Dreckskerle, die das Leben manchmal hervorbringt, und ich habe gehört, sein Großvater sei noch schlimmer gewesen. Aber Joey hat genug von seiner Mutter mitbekommen – nicht zu vergessen ihren Einfluss auf ihn –, sodass er viel leichter zu lenken ist. Er würde dich nach Strich und Faden übers Ohr hauen und dir die Taschen leeren, wenn er dich bewusstlos oder tot fände, aber er hat Angst vor seiner eigenen Kraft und seinem Temperament; er will nicht werden wie sein alter Herr. Man muss ihm zugute halten, dass er normalerweise ohne Gewalt auskommt.«
    Kendra nickte. »Und warum ist er vor dir auf der Hut? Hat er Angst, dass du nach all den Jahren doch noch die Wahrheit sagst?«
    Quentin lächelte schwach. »Das würde ich nicht tun. Aber allein die Möglichkeit hilft mir, Joey bei der Stange zu halten.«
    »Sogar von der anderen Seite des Landes aus?«
    »Nun ja, ich versuche, wenigstens ein Mal pro Jahr zurückzukommen. Und ich suche ihn jedes Mal auf, finde heraus, was er angestellt hat.« Er lachte in sich hinein. »Seit ich beim FBI bin, hat Joey sich nichts Großes zuschulden kommen lassen. Ich schätze, er hat zu viele unrealistische Hollywood-Filme über die Macht des FBI gesehen.«
    »Also hilft dir auch deine Dienstmarke, ihn bei der Stange zu halten.«
    »Bis jetzt. Joey gilt als jemand, der einmalig aus einem

Weitere Kostenlose Bücher