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Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Brandes
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ihm zusammenzuarbeiten. Und so hatte Djallo damit angefangen, sich mit der etwas anderen Denk- und Arbeitsweise seines Chefs anzufreunden. Bei Tessa war es ganz ähnlich. Und so hatte sich zwischen den Dreien, ohne dass sie länger darüber hätten sprechen müssen, ein intuitives Verstehen untereinander entwickelt.
     
    De Wall zog sich derweil mit dem Wirt in ein Hinterzimmer zurück, um in Ruhe mit dem Wirt sprechen zu können.  
     
    „Möchten Sie vielleicht einen Espresso?“, fragte ihn der Wirt.
     
    „Ja gerne“.
     
    „Ich genehmige mir noch einen Amaretto dazu. Aber den darf ich Ihnen wohl nicht anbieten, wo Sie doch im Dienst sind?“
     
    „Doch, doch. Ich nehme gerne einen. Darf ich hier auch rauchen?“
     
    „Gerne. Hätten Sie wohl auch eine für mich?“
     
    „Na klar.“
     
    Als der Wirt zurückkam, tranken sie zunächst in Ruhe den Espresso und den Amaretto und rauchten anschließend in Ruhe.
     
    „Herr??“
     
    „Simonitsch heiße ich“, erklärte der Wirt.
     
    „Herr Simonitsch, über den Ablauf des Geschehens bin ich bereits gut informiert. Mich interessiert jetzt vor allem: Was hatten Sie für einen Eindruck von den Tätern?“
     
    „Was ich für einen Eindruck hatte? Schwer zu sagen. Ich würde sagen: Ich wundere mich ein wenig.“
     
    „Sie wundern sich?“
     
    „Ja, weil....Wie soll ich sagen? ... Ich hatte mir die Aussortierten irgendwie anders vorgestellt. Wissen Sie, ich hab auch schon mal sehr schlechte Zeiten erlebt. Und auch wenn ich jetzt ein sehr gut verdienender und wohlhabender Unternehmer bin, ich weiß, was Arbeitslosigkeit und Armut bedeuten. Als vor einigen Jahren meine damalige Frau sich von mir trennte, war ich emotional aus der Bahn geraten. Depressionen, Angstzustände, ich war kaum noch arbeitsfähig. Schließlich war ich meinen Job los. Irgendwann hatte ich nicht mal mehr die Kraft, auf das Amt zu gehen. Ich hatte damals Glück, dass ein guter Freund sich meiner annahm und dafür sorgte, dass ich in eine Klinik kam. Er hat auch dafür gesorgt, dass ich weiter Arbeitslosengeld bekam. Später bekam ich dann durch seine Vermittlung hier Arbeit – und hatte das Glück, dass ich mich mit dem Inhaber sehr gut verstanden habe und regelrecht auflebte. Deshalb bekam ich von ihm auch das Angebot, den Krug zu übernehmen. Wie gesagt: Da war ganz viel Glück im Spiel. Das hätte genauso gut in die andere Richtung gehen können. Seitdem bin ich mir sehr bewusst, wie zerbrechlich und gefährdet man als Mensch ist. Wie schnell man zusammenklappen kann, wenn ein paar äußere Stützen plötzlich nicht mehr da sind. Das geht ganz fix. Und deshalb kann ich auch keine Arbeitslosen verachten, wie dies oft im mittelständischen Unternehmermilieu der Fall ist. Aus diesem Grund hatte ich durchaus eine gewisse Sympathie für die Aussortierten. Obwohl mir natürlich der betroffene Wirt leid tat. Und ich war natürlich auch nicht scharf darauf, dass die sich auch meinen Laden vornehmen. Aber ich fand es einfach gut, dass endlich mal Leute das Thema auf den Tisch bringen. Aber nach diesem Auftritt haben die sich meine Sympathien verscherzt. Die waren in ihrem Auftreten dermaßen knallhart, ja sogar brutal. Das hat mich geschockt. Die haben wirklich einigen Gästen so eine Angst gemacht, ein älterer Herr hat sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Hosen gemacht. Und darüber hat sich dann noch einer von denen lustig gemacht! Es war furchtbar, mit tat der Mann so leid. Und ich hab gedacht: Wie können die ihr eigenes Anliegen so verraten? Das ist doch keine politische Aktion mehr. Ich glaub, die wollten einfach nur Kohle für sich abziehen. Und...“
     
    „Ja?“
     
    „Ich weiß nicht, das ist nur so ein Eindruck, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, die hatten richtig Spaß an ihrer Brutalität. Insbesondere bei dem Anführer hatte ich den Eindruck. Der kam mir vor, als wenn der einen regelrechten Machtrausch hatte. Vor dem hatte ich wirklich Angst und gebetet, dass keiner auf die Idee kommt, den Helden zu spielen.“
     
    „Danke, Herr Simonitsch. Sie haben mir mit Ihrer Schilderung sehr gut weitergeholfen. So langsam entsteht da ein Bild in mir“, sagte de Wall zufrieden. „Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen – rufen sie uns an!“
     
    „Da ist tatsächlich noch was.“
     
    „Ja?“
     
    „Das ist das Verflixte. Ich weiß ganz genau, da ist mir was aufgefallen. Aber ich weiß nicht mehr was. Aber ich bin sicher, irgendwas war da, was sehr auffällig

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