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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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richtig gewesen war, diesen Therapietermin platzen zu lassen. Leon hatte sich geweigert, abzusagen und ihr war es egal gewesen. Dieser Psychologe, von dem Leon so schwärmte, vielleicht konnte er ihr doch helfen, diese Alpträume abzubauen, ihren zu bestimmten Zeiten auftretenden Wahn zu mildern und ihr den Zwang zu nehmen, sich was anzutun.
    Sie betrachtete Leons Rücken. Seine Muskeln zeichneten sich durch das eng anliegende weiße T-Shirt ab. Er bevorzugte seit ihrer Flucht helle Kleidung. Vor wenigen Tagen war er aus der Stadt mit zwei schneeweißen Daunenjacken zurückgekommen. Cara hatte ihre wegen der Bettruhe bisher noch nicht tragen können. Rührung überkam sie. Sie hob die Hand und streichelte seinen Rücken.
    „ Mach einen neuen Termin aus, Leon, bitte.“
    Der wandte sich ihr wieder zu. Ruhig sagte er:
    „Nein, den machst du selbst aus.“
    Nun drehte sich Cara von ihm ab. Auch innerlich entfernte sie sich für einige Augenblicke von ihm. Zum ersten Mal fühlte sie sich von Leon im Stich gelassen. Zum ersten Mal stellte er Forderungen an sie. Sofort bemerkte sie die Veränderung in ihr. Ein Empfinden bemächtigte sich ihrer Brust, wurde intensiver, und sie erkannte und deutete es richtig. Ein sehnsüchtiges Verlangen nach dem Altvertrauten, in dem sie sich sicher gefühlt hatte, obwohl diese Sicherheit mit Entsetzen verbunden war. Aber in diesem Grauen kannte sie sich aus, wusste, was sie erwartete, was sie zu tun und zu erfüllen hatte und konnte sich nach Vollbrachtem in die sanfte scheinheilige Welt der Drogen flüchten. Und sie hatte sich zugehörig gefühlt. Nun aber war sie auf der Flucht vor dem Satan persönlich. Bei dem Gedanken lachte sie gequält auf. Leon blickte sie darauf hin erstaunt und fragend an. Cara reagierte nicht und Leon schwieg weiterhin. Sie hing ihren Gedanken nach. In sieben Tagen war Winebaldstag , Blutfest. Cara begann zu frösteln. Abwehrend verschloss sie die Arme vor der Brust. Diesmal würde sie nicht dabei sein und zusehen, beruhigte sie sich. Nicht anschließend durch Rauschmittel betäubt, allen zu Willen sein zu müssen. Sie versuchte, vor diesen schweren Gedanken zu fliehen, indem sie Leon liebevoll ansah. Er setzte an, etwas zu sagen, aber Cara wandte ihr Gesicht schon wieder von ihm ab. Sie konnte den in ihr aufkommenden dunklen Bildern nicht entkommen. Bombay. Vor ihren Augen schob sich unweigerlich der längliche fensterlose Raum des Wohngeländes der Loge einige Kilometer entfernt des Molochs. Als wäre sie dort, lag die rabenschwarze Finsternis dieser Zeit bedrückend auf ihrer Brust. Es duftete nach Weihrauch, überall flackerten Kerzen und Fackeln. Über dem Altar hingen das Satanskreuz, Dolche und Schwerter. Drei Mädchen im Alter zwischen sieben und siebzehn Jahren, aufgegriffen von den Straßen Bombays, lagen zur Opferung bereit. Simeon Vronhoff stand schwarz gewandet und mit ausgebreiteten Armen hinter dem Opfertisch, als wolle er sowohl die Opfer als auch seine Ergebenen umarmen. Cara fühlte sich nun völlig zurückversetzt an diesen Ort:
    Mit flimmernden Augen hatte sie ihre Mutter unter all den dunklen Gestalten gesucht. Gleichwohl Cara wusste, dass Mutter nicht unter den Anwesenden war. Sie lag längst in einem der Zimmer auf einer beliebigen Matratze und dämmerte im Rausch dahin. Vater hatte sie gewähren lassen, jagte sie meistens nicht mal mehr zu den Messen von ihrem Liegeplatz hoch. Oftmals schien er sie gar nicht mehr zu bemerken, denn er war voll im Wahn des Herrschens versunken gewesen.
     
    „ Mamaa!“ schrie Cara unvermittelt in Percy Sledge’s Kuschelsong ‘Love Me Tender’.
    Leon wandte sich blitzschnell um und packte sie bei den Schultern. Cara sah ihn mit einem feindlichen Gesichtsausdruck an und zischte drohend durch die Zähne:
    „Rühr uns nicht an.“
    Leon zeigte sich perplex über die Wandlung und zog sofort seine Hände zurück. Er sprang auf. Cara    erhob sich ebenfalls, jedoch langsam und lauernd wie eine Katze und ließ ihn dabei nicht aus den Augen, durchbohrte ihn mit einem hypnotischen Blick wie einen Kontrahenten, den es zu stoppen galt. Leon hob beschwichtigend seine Hände.
    „Was, was heißt hier uns , rühr uns nicht an?“
    Er betonte jedes einzelne Wort. Cara wich einige Schritte zurück, drehte sich um und rannte den Flur entlang bis in die Küche. Leon folgte ihr. In der Küche riss Cara eine Schublade nach der anderen auf, und blitzschnell hielt sie ein Messer in der Hand. Sie starrte Sekunden auf

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