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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Telefon gehen sollte. Verdrießlich bestellte sie ein Glas Rotwein. Hätte sie doch die Unterlagen mitgenommen, nun saß sie hier untätig herum, was ihre Laune nicht förderte. Berlin, dachte sie plötzlich, wo waren die angeblichen Toten geblieben? Dieses Gartengrundstück? Wieso hatte die Polizei dort nicht gesucht? Sie musste unbedingt dorthin. Ganz in Gedanken versunken schrak sie auf, als Wolf unvermittelt an ihrem Tisch stand. Sein Gesicht ließ auf eine weitere Stimmungstalfahrt schließen. Er winkte sogleich dem Kellner und deutete auf Ankes Glas Rotwein.
    „Nun setz dich doch erst mal.“
    „ Meinst du, ich bleibe stehen“, knurrte Wolf.
    „ Oh, der Herr hat aber sehr schlechte Laune, bei diesem Ausmaß geht es mir ja dann doch noch recht gut.“
    „ Zwei Patienten haben heute kurzfristig hintereinanderliegende Termine abgesagt.“
    „ Ein gähnendes Loch“, witzelte Anke gepresst.
    „ Dann stand ich im Stau, weil zwei Idioten nicht ...“
    „ Richtig Auto fahren konnten und was noch?“
    Wolf nahm seine Brille ab und rieb sich ausgiebig die Augen, ehe er antwortete.
    „Und Leons Sektenbraut ist in ihrer ersten Sitzung nach einer viertel Stunde wie eine Furie aus dem Zimmer geschossen und ward nicht mehr gesehen.“
    „ Dann hast du wohl irgendetwas falsch gemacht.“
    „ Vielleicht sollte ich meine Ausbildung wiederholen.“
    „ So weit zurück brauchst du nun auch nicht gehen. Also erzähl, ich höre.“
    Der Kellner brachte den Wein. Sie bestellten Pizza.
    „Also, Cara betrat betont locker den Raum, zu betont locker. Sie wollte ihr wirkliches Ich kaschieren.“
    „ Klar“, warf Anke ein.
    „ Wir kamen behutsam ins Gespräch. Sie erklärte mir, dass sie diese Therapie nur Leon zuliebe beginnen würde. Er sei in großer Sorge, aber sie käme eigentlich schon klar. Anschließen erzählte sie von Leon, wie wunderbar er sei, und so weiter. Ich hakte nach, stellte Fragen bezüglich Indiens. Schlagartig wurde sie komisch, ruhig, besonnen, vorsichtig. Aber mit einem Mal leuchteten ihre Augen. Sie sprach stolz von ihrer Pflicht, die sie dort zu erfüllen gehabt hatte, aber über die sie mit keiner Menschenseele sprechen durfte. Nie sei ihr ein Fehler bei ihrer Aufgabe unterlaufen. Von dem Moment an war es vorbei. Sie sprang auf, rannte im Zimmer umher, fasste sich ständig mit beiden Händen an den Kopf, so als wolle sie ihn zerquetschen. Dann schrie sie, sie würde wieder verrückt, verrückt und weg war sie. Ich bin ihr noch bis zur Tür nach, aber sie rannte, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.“
    „ Wahrscheinlich war er das auch.“
    „ Diese sogenannte Aufgabe scheint eine zentrale Rolle in ihrem Leben zu spielen. Vielleicht geben die Kladden ja was darüber her“, überlegte Wolf.
    Mit einer schwungvollen Handbewegung ließ der Kellner die Teller mit den Pizzen vor ihnen auf den Tisch gleiten. Sie rührten sie nicht an.
    „Und wie war dein Tag“, fragte Wolf.
    Anke sah auf ihre Pizza. Von Berlin wollte sie ihm nicht erzählen, das würde er heute Abend nicht mehr verkraften. Dem Gedanken folgend sagte sie.
    „Ach, nichts als das Übliche.“
    „ Was heißt das“, erkundigte sich Wolf sofort helle.
    „ Ich brenne darauf, weiter zu lesen.“
    „ Aber jetzt wird erst gegessen.“
     

21
    Satan repräsentiert Lebenskraft statt spiritueller Hirngespinste
    (Satanisches Gebot)
     
    Physisch war Cara nichts mehr von ihrer schweren Krankheit nach der Opferung ihres ersten Kindes anzumerken. Ihre Seele jedoch verlangte beständig mehr Haschischkekse, die ihr Nora mit schwindendem Widerstand zusteckte. Es war wichtig, dass Cara sich wohlfühlte und nicht in Depressionen unterging. Auch verlor Nora in ihrem berauschten Drogenzustand so manches Mal die Übersicht, und Cara war clever genug, sich zu holen, was sie brauchte, ohne es jemanden merken zu lassen. Die Zeit nach ihrer Krankheit schleppte sich endlos hin. Regelmäßig nahm Cara an den Ritualen teil, ohne gedanklich dabei zu sein, arbeitete in der Küche und hin und wieder begleitete sie Swami bei seinen Besorgungen außerhalb des Kultgeländes. Sie bekam sehr schnell mit, dass er sowohl zu den indischen Behörden, was bei Aufenthaltsgenehmigungen und Visaerteilungen wichtig war, als auch zu zwiespältigen Typen sehr guten Kontakt pflegte.
    Nora begrub ihren Traum, jemals wieder nach Hause, nach Berlin, zu kommen. Simeon kümmerte sich nicht mehr viel um seine Familie. Er kämpfte sich unter der Oberfläche seinem Ziel entgegen.

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