Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)
gewartet, bis es dafür schließlich zu spät war. Daniel entwickelte sich mehr und mehr zu einem Freund, nachdem er erwachsen geworden war, dachte er. Mit ihm konnte er über die meisten Dinge reden und erkannte sich in vielem wieder, was der älteste Sohn über sich erzählte. Und Marlen brachte ihn mit ihren drolligen Gedanken immer zum Lachen. Tom hingegen hatte etwas an sich, das ihn daran hinderte, sich ihm zu nähern. Er konnte es nicht benennen, wusste nur, dass es ihn unbeholfen und verlegen machte.
Er füllte sein Glas, blieb sitzen und roch an der goldenen Flüssigkeit. Er hatte die Flasche im Flugzeug auf dem Rückflug von Zypern gekauft. Dort hatten sie die Osterferien verbracht. Es war der letzte gemeinsame Urlaub gewesen, bevor Daniel ausgezogen war. Axel hatte es vor dem Auszug gegraut, und die grelle Sonne und das türkisfarbene Meer hatten seine Traurigkeit noch verstärkt. Am Tag ihrer Abreise fühlte er sich erleichtert. Der Busfahrer, der sie zum Flughafen brachte, hieß Andreas. Während einem ihrer Ausflüge hatte Axel ein bisschen mit ihm geplaudert. Sie waren ungefähr gleich alt. Der Fahrer hatte schmale Augen und eine schiefe Nase, die nach einem Bruch nicht richtig zusammengewachsen war. Er warf Bie, deren kurzes, weißes, fast durchsichtiges Kleid sich eng an ihre runden Hüften schmiegte, einen langen Blick zu, bevor er Marlen, Tom und Daniel musterte, die nach ihr in den Bus stiegen. Als Axel schließlich an ihm vorbeiging, rief er aus:
»You must be a very happy man!« Er entblößte lachend sein bräunliches Zahnfleisch.
Als Axel dann neben seiner Frau im Bus saß und sie ihn in den Oberschenkel kniff und ihm ins Ohr flüsterte, dass sie scharf auf ihn sei, während die honigfarbene Landschaft an ihnen vorbeizog, da dachte auch er: I must be a very happy man.
Das Feuer im Kamin war erloschen. Er schenkte sich ein weiteres Glas ein und beobachtete die verglimmende Glut. Ich werde Miriam nach Hause begleiten, ging ihm durch den Kopf. Ich werde in Rodeløkka in ihrer Wohnung sitzen. Ich werde Kaffee trinken und mit ihr reden, sonst nichts.
Er war auf dem Weg ins Bad, als er draußen ein Auto hörte. Er sah aus dem Fenster und erblickte ein Taxi. Es war Viertel nach zwei. Das Geräusch der Haustür, die aufgeschlossen wurde, und das Klirren des Schlüsselbunds auf der Glasplatte der Kommode.
Er zog sich aus und stellte sich in Boxershorts vor den Spiegel. Er sah immer noch ziemlich durchtrainiert aus, obwohl die einst gerade Linie über den Hüften sich inzwischen ein wenig nach außen wölbte. Kurz darauf kam sie ins Badezimmer und blieb hinter ihm stehen.
»Bist du immer noch auf?«
Er sah sie im Spiegel an.
»Wenn ich nicht schlafwandle.«
Ihre Haare waren in Unordnung, und ihre Augen sahen gerötet aus, doch die Schminke war nicht verwischt. Sie trug ein enganliegendes, dunkelgrünes Satinkleid mit Schulterpolstern und tiefem Ausschnitt. Auch ihr Lidschatten hatte einen grünlichen Schimmer. Wenn sie sich so zurechtmachte, ihre mandelförmigen Augen und die hohen Wangenknochen betonte, dann wirkte sie fünf Jahre jünger. Mindestens.
Er drehte sich um und nahm ihren Duft wahr. Der flüchtige, ein wenig abgestandene Duft des Parfüms, das er ihr immer kaufte, hatte sich mit dem Geruch nach Schweiß und Zigaretten verbunden. Allerdings mischte sich noch eine andere, männliche Note in den vertrauten Duft von Shalimar. Vor seinem inneren Auge stiegen Bilder auf, mit wem sie zusammengesessen und getanzt hatte. Er fasste sie am Arm und zog sie an sich.
»Wie viel Energie du noch hast«, murmelte sie, als er sie zu küssen begann.
Immer stärker nahm er den Geruch des fremden Mannes wahr, der sie zu einer Frau machte, die er nicht kannte. Ihre Zunge schmeckte nach Wein, doch auch nach Wodka – oder Gin? Sie ließ sich nur selten darauf ein, Schnaps zu trinken, und als er ihren Rock hochhob und ihren nackten Po umfasste, gab sie ein Stöhnen von sich und zog seine Shorts nach unten. Er hob sie auf das Waschbecken und riss ihr den durchsichtigen Tanga herunter.
»Nicht hier, Axel!«, beschwerte sie sich. »Wenn die Kinder aufwachen …«
Doch im Grunde war es genau das, was sie wollte, an Ort und Stelle genommen zu werden, auf dem kalten Porzellanwaschbecken sitzend, halb entkleidet, dagegen protestierend, wie er ihr Kleid behandelte, als er die Schulterpolster herunterriss und sich an einer Brust festsaugte, ihren Unterkörper anhob und mit einem gewaltigen Stoß in sie
Weitere Kostenlose Bücher