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Die Ballade der Lila K

Die Ballade der Lila K

Titel: Die Ballade der Lila K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blandine Le Callet
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gab, unternahm er einen gewaltigen Paukenschlag: Zu meinem elften Geburtstag schenkte er mir einen alten Füller, aus Silber, ein Fläschchen Tinte und einen kleinen Packen Papier, den er bei einem Antiquar in der Zone ergattert hatte.
    Das haben die anderen ungnädig aufgenommen. Schließlich hatten auch sie ihren Stolz. Monsieur Kauffmann trampelte munter darauf herum, das musste sie ja schmerzen. Bis dahin hatten sie die Schläge einfach eingesteckt und den Mund gehalten. Aber irgendwann platzt jedem der Kragen.
    Ich habe nie erfahren, was damals wirklich passiert ist. Wenn ich Fernand danach fragte, hat er sich jedes Mal um eine Antwort gedrückt. Was bringt es schon, Vergangenes wieder aufzuwärmen? Es ist vorbei. Schlag es dir ein für alle Mal aus dem Kopf, Lila. Lauter Gemeinplätze, auf die man sich stürzt, um keine unbequemen Erinnerungen aufkommen zu lassen. Armer Fernand: Weiß Gott, was man ihm für den Fall angedroht hat, dass er das Schweigen bricht, mit dem diese Angelegenheit erstickt wurde.
    Ich habe keinerlei Verdacht geschöpft. Zwar ließ Monsieur Kauffmann von Zeit zu Zeit eine Bemerkung fallen, aus der eindeutig hervorging, dass sein Verhältnis zur Kommission alles andere als ungetrübt war, aber ich hatte schon so oft gehört, wie er diese Engstirner als Schwachköpfe bezeichnete, dass ich dem keine Beachtung schenkte. Er hat die Fassade hervorragend gewahrt. Er hat mich bis zum Schluss beschützt.
    Das dritte Protokolljahr ging zu Ende, ohne dass er einen Fingerbreit nachgegeben hätte, wegen der Bücher. Die Kommission trug erneut ihre Bedenken vor. Er gab ihr zu verstehen, dass ihm das zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausging.
    Eines Morgens tauchte er in Begleitung eines jungen, ziemlich gutaussehenden Mannes auf, der mich ansah, ohne zu lächeln. Was fiel ihm ein, diesen Kerl zu mir zu bringen? Ich habe die Stirn gerunzelt und sofort meine dunkle Brille aufgesetzt. Monsieur Kauffmann tat, als wäre alles ganz normal.
    »Lila, ich darf dir Fernand vorstellen.«
    Dann drehte er sich zu dem jungen Mann.
    »Fernand, ich darf Ihnen Lila vorstellen.«
    Der junge Mann lächelte.
    »Sehr erfreut«, sagte er und reichte mir die Hand.
    »Monsieur Kauffmann hat Sie offenbar nicht vorgewarnt, ich verabscheue Körperkontakt jeglicher Art«, zischte ich und starrte dabei auf seine ausgestreckte Hand wie auf ein obszönes Anhängsel.
    Auf einmal war das Lächeln des jungen Mannes wie ausgeknipst. Seine Hand sank schlaff auf seinen Schenkel herab, jetzt aber husch, husch, ab ins Körbchen, komm mir ja nicht zu nah.
    »Das ignorieren Sie am besten, Fernand«, sagte Monsieur Kauffmann. »Lila will Sie bloß triezen – es war nicht anders zu erwarten. Aber das wird nicht lange anhalten. Nicht wahr, Lila?«
    Nachdem ich mich ausgiebig geräuspert hatte – als steckte mir ein gewaltiger Kloß im Hals –, sagte ich mürrisch:
    »Aber sicher. Trotzdem möchte ich wissen, was hier vorgeht.«
    »Ganz einfach: Fernand, den du hier siehst, wurde soeben dazu auserkoren, mich bei der Durchführung des Protokolls zu unterstützen.«
    »Was soll der Blödsinn?«
    »Tja … das ist kein Blödsinn. Die Kommission ist der Ansicht, dass du und ich viel zu stark aufeinander bezogen sind.«
    »So ein Quatsch!«
    Monsieur Kauffmann schüttelte den Kopf.
    »Pass auf, Lila, nach reiflicher Überlegung glaube ich, dass die Kommission recht hat: Du solltest wirklich lernen, mit anderen Menschen umzugehen.«
    »Sie sind doch nicht der Einzige, mit dem ich zu tun habe! Da wären noch Monsieur Takano, der mich täglich begrapscht, die Tante, die mir die Mahlzeiten bringt, die hohle Nuss, die mich früher auf dem Dach bewachte und die bis heute ab und zu vorbeikommt, um mir von den Wundern der Welt vorzuschwärmen, außerdem …«
    »Pass auf, Lila, wir haben sowieso keine Wahl. Die Kommission hat es nun mal angeordnet, und wir müssen uns fügen.«
    »Seit wann halten Sie sich denn an die Vorgaben dieser Volltrottel?«
    Monsieur Kauffmann hüstelte, während Fernand mich entgeistert ansah. Ich zog eine Grimasse.
    »Lila«, sagte Monsieur Kauffmann mit sanfter Stimme, »diesmal gebe ich der Kommission recht, zumal sie mir die Möglichkeit gewährt hat, selbst auszusuchen, wer mit mir das Protokoll durchführen wird. Ich habe mich für Fernand entschieden. Ihm vertraue ich voll und ganz.«
    »Sie lassen mich hängen!«
    »Sicher nicht, meine Kleine. Ganz sicher nicht.«
    Er konnte noch so oft das Gegenteil

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