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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich erst mal auf den Millionen ausruhen wollte. Sein Haus jedenfalls soll, so ein Angehöriger der deutschen Botschaft, vom Feinsten gewesen sein. Mehr gibt’s nicht. Aber jetzt zu dir.« Er drückte seine Zigarette aus, zündete sich gleich eine neue an. »Ich persönlich glaube nicht, daß diese ganzen … nennen wir esTerrorakte … etwas mit deinem Sohn Thomas zu tun haben. Da steckt mehr dahinter. In meinen Augen war er nur ein Opfer. Könntest du dir aus deinem näheren oder weiteren Umfeld irgendwen vorstellen, der es auf dich und deine Familie abgesehen haben könnte? Wobei ich vor allem jetzt einmal dich anspreche. Irgend jemand, der dir ans Leder will, aus welchen Gründen auch immer.«
    David schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, niemand. Wir oder besser gesagt ich haben niemandem etwas getan.«
    »Was mich noch interessieren würde, und ich bitte dich, mir die Frage so ehrlich wie möglich zu beantworten – was für einen Nebenjob hast du? Du hast letztesmal ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht.«
    David senkte den Kopf, errötete leicht. Krallte die Hände ineinander, schwieg einen Moment, sagte dann mit erhobenem Kopf: »Ich verdiene etwas für unseren Lebensunterhalt dazu.«
    »Und als was? Deinem Gesicht nach zu urteilen scheint es dir peinlich zu sein, darüber zu sprechen. Du bist doch nicht etwa ein Callboy?« fragte Henning grinsend und doch irgendwie ernst.
    David seufzte kurz auf und zuckte mit den Schultern. »So was Ähnliches. Ich bin einer Dame dreimal in der Woche für jeweils vier Stunden zu Diensten. Dafür entlohnt sie mich mit achtzehnhundert Mark im Monat. Das sind so in etwa meine Kreditraten. Aber wenn du denken solltest, daß es dabei nur ums Bumsen geht, irrst du dich. Ich halte die Wohnung sauber, spiele mit ihr, wir sitzen vor dem Fernseher oder unterhalten uns. Aber natürlich schlafen wir auch miteinander.«
    »Kann ich ihre Adresse haben?«
    »Nein, Manfred, nein!« wehrte David entschieden ab. »Es ist ein reines Dienstverhältnis, von dem Johanna niemals etwas erfahren darf. Sie würde mich sofort verlassen, du kennst Johanna. Und sie würde es erfahren. Diese Frau ist absolutinteger, sie ist promovierte Juristin, na ja, mehr werde ich dazu nicht sagen. Johanna denkt, ich mache Kontrollgänge für eine Bank.«
    »Seit wann geht das zwischen euch?«
    »Ende April.«
    »Und wie lange glaubst du, es vor Johanna verheimlichen zu können? Noch einen Monat, zwei? Und hast du dir schon mal die Frage gestellt, ob nicht vielleicht deine Juristin in der Sache mit drinhängt?«
    »Ich sagte doch schon, sie ist absolut integer. Sie ist die letzte, die auf solche Sachen kommen würde. Außerdem möchte ich dich daran erinnern, daß Thomas zusammengeschlagen wurde, und das bestimmt nicht von einer Frau, und die Fistelstimme, sie gehört auch ganz eindeutig einem Mann. Nein, vergiß die Frau.«
    »Also gut, die Angelegenheit ist dein Problem, und auch wie du damit zurechtkommst. Aber ich sehe schon, wie du dir die Finger verbrennst.«
    »Das laß meine Sorge sein, ich bin vorsichtig.«
    »Kann ich dir nur raten. Aber sei auf der Hut, du weißt, was du alles aufs Spiel setzt, wenn die Sache auffliegt. Am Ende stehst du ganz allein da.«
    David zuckte nur mit den Schultern und erhob sich. »Wollen wir noch ein Bier trinken gehen?«
    Manfred Henning schaute auf die Uhr, nickte. »Eine halbe Stunde habe ich noch Zeit, dann muß ich noch ein paar Erledigungen fürs Wochenende machen. Also, gehen wir.«

Montag, 9.15 Uhr
    Johannas Nerven lagen blank. Ihr war trotz der Hitze kalt, sie zitterte, war kaum zu einem klaren Gedanken fähig. Alles um sie herum schien zu verschwimmen, und schließlich, von Angst getrieben, der anonyme Anrufer könnte seine wüsten Drohungen bald in die Tat umsetzen, rief sie bei ihrer Mutter in Flensburg an und bat sie, Maximilian und Nathalie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen; natürlich wisse sie, daß dieser Wunsch recht ungewöhnlich sei und urplötzlich käme. Nach einigem Zögern und nachdem Johanna die bedrohliche Situation in aller Deutlichkeit erklärt hatte, willigte ihre Mutter ein. Sie sagte, die Kinder könnten zu ihr auf den Campingplatz kommen, wo das ganze Jahr über zwei Wohnwagen direkt an der Ostsee standen, aber Johanna müsse auch verstehen, daß sie nicht mehr die Jüngste sei und sich nicht den ganzen Tag um die Kinder kümmern könne. Johanna meinte, das würde nichts machen, Nathalie sei schließlich alt genug und Maximilian

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