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Die beste Lage: Roman (German Edition)

Die beste Lage: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Lage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaetano Cappelli
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Etikett angeklebt. Ich bin der Supertrampel aus dem Süden, und das muss ich unter allen Umständen loswerden, koste es, was es wolle … Ihr, ihr habt ja keine Ahnung, wie viele Kröten ich habe schlucken müssen.«
    Kröten, die zu schlucken sind
    Kröten vielleicht nicht gerade, aber nach dem, was er auf der Party getrunken hatte, und dem, was er jetzt hinunterkippte, wussten sie beide genau, wie viele Drinks sich Graziantonio genehmigt hatte, und die Anzahl war beträchtlich. So kam es, wie es Menschen passieren kann, die sich in dem Zustand befinden, in dem er sich in diesem Augenblick befand: Er war tatsächlich so stockbesoffen, dass er jetzt, nach tagelanger Selbstbeweihräucherung in Tränen ausbrach. Es kam plötzlich und ohne die geringste Vorwarnung, nachdem er noch geflüstert hatte: »Ja, ja, nicht nur ihr habt mich am Gymnasium verarscht … wegen diesem Scheißnamen.«
    ›Eigentlich nicht nur deswegen‹, dachten Riccardo und Giàcenere übereinstimmend, aber angesichts seiner niedergeschlagenen Miene hielten sie den Mund, hörten ihm nicht ohne eine gewisse Verlegenheit zu und tippten ihm auf den Arm oder tätschelten ihn – was hätten sie sonst schon tun können? –, während Graziantonio in seiner ganzen Bitterkeit, die niemand hinter der goldenen Existenz eines Millionärs – eines Euromillionärs, wohlgemerkt! – vermutet hätte, jetzt alles herausließ, angefangen bei den traurigen Erinnerungen an die Jahre in Potenza, zwischen der Verachtung seines Vaters und dem Spott seiner Schulkameraden, über seine Erfahrungen als Auswärtsstudierender in Rom bis hin zu seiner ersten Zeit in Mailand.
    »Dort war es am Anfang dasselbe Lied. Vielleicht hat man mich nicht so direkt veralbert wie in Rom, das wäre wenig vornehm gewesen. Aber wenn du es am wenigsten erwartet hast, haben sie die Bombe platzen lassen: ›Was willst du denn mit so einem Namen?‹, ›Und trotzdem ist es dir gelungen, dich so perfekt zu integrieren?‹ Integrieren , so ein Scheiß! Bin ich vielleicht ein Marokkaner? Nahtlos ging es dann weiter, nicht nur wegen dem Namen, sondern auch wegen meiner Art zu reden. Damit wir uns recht verstehen: Sie haben nicht nur uns aus dem Süden auf dem Kieker! In bestimmten Kreisen schauen sie dich schon schief an, wenn du bloß aus einer Provinz wie, meinetwegen, Venetien kommst. Letztlich ist es mir aber gelungen, mich zu integrieren . Sagen wir, ich habe ihnen gehörig das Fell über die Ohren gezogen. Aber offensichtlich reicht das nicht. Als ich nämlich gedacht hätte, endlich nach dem beurteilt zu werden, was ich geleistet habe … Und ich habe doch wohl das Maximum geleistet, oder?«
    »Mehr als das Maximum«, »Mehr wäre gar nicht möglich«, bestätigte der Chor.
    »… Da kommt also dieser verdammte Hurensohn von Yarno daher, und ich stehe wieder auf null. Wenn wenigstens einer dieser Mistkerle von Journalisten mich verteidigt hätte, nach all dem Stoff, den ich ihnen geliefert habe, diesen Arschlöchern. Die, auf die es ankommt, haben jetzt, nachdem ich Opfer der Lynchjustiz im Fernsehen geworden bin, wieder angefangen, mir die kalte Schulter zu zeigen. Bei jedem Blödsinn, den ich zuvor gemacht habe, haben sie im Chor Gloria gesungen, und Dell’Arco hier und Dell’Arco da, und haben sich darum gerissen, mich in ihren Salon zu kriegen. Jetzt dagegen tun alle nur noch angewidert …«
    »Ach, hör auf! Wir sind doch von einer Villa zur anderen gezogen und mit vielen Leuten zusammengekommen«, sagte Riccardo.
    »Das war nur die zweite Garnitur«, antwortete Graziantonio entschieden. »Ich garantiere euch, dass die Leute, auf die es wirklich ankommt, mir die Tür vor der Nase zugeknallt haben, mir, stellt euch das vor, dem zwölftreichsten Mann Italiens! Diese Position habe ich mir hart erarbeitet, und bloß wegen diesem beschissenen Arschloch Cantini werde ich nicht darauf verzichten. Was würde ich nicht springen lassen, um diesem Idioten eine Lektion zu erteilen und aller Welt zu beweisen, dass nur der Neid an ihm nagt. Ist euch klar, zu welcher Behauptung sich dieser gottverdammte Snob verstiegen hat: ›Als meine Vorfahren mit den Königen von Frankreich tafelten, mussten sich die seinen die Eicheln noch mit den Schweinen teilen‹?«
    »Na ja, könnte ja sein, dass sie tatsächlich an solchen Tischen gespeist haben. Aber mit Händen, an denen Blut klebte! Damals waren die Cantinis das, was heute die Mafiakiller sind. Ein Geschlecht von Heißspornen und brutalen Mördern,

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