Die beste Welt: Roman (German Edition)
Ihnen schlecht geworden. Alles in Ordnung?«
»Ja. Nein. Ich weiß nicht.« Ich machte noch ein paar Schritte und kaute an meinen Fingernägeln. »Ich weiß nicht, was da drin passiert ist.«
»Was immer es war, Joral, Tarik und Dllenahkh reden sich Ihretwegen die Köpfe heiß.«
Ich hielt inne, plötzlich schämte ich mich. »Wirklich? Was sagen sie denn?«
»Ich kann kein Sadirisch, haben Sie das vergessen?«, antwortete Lian. »Da kommen sie. Fragen Sie sie selbst.«
Sie machten sogar für sadirische Verhältnisse entsetzlich ernste Gesichter. Ich zog den Kopf ein, bevor die Kritik auf mich niederprasseln konnte. »Es tut mir leid …«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Tarik. »Wir wollen mehr darüber erfahren, was Sie während der Aufführung erlebt haben.«
Dllenahkh sah sich im Foyer um, das sich jetzt mit Zuschauern auf dem Weg nach draußen füllte. »Aber nicht hier. Wir gehen in unser Hotel.«
Qeturah schlief bereits, als wir zurückkamen, doch als Tarik Nasiha in den Aufenthaltsraum geholt hatte, runzelte Lian die Stirn, zuckte die Achseln und machte sich auf die Suche nach Fergus. Damit waren wir fast vollzählig.
Dllenahkh ließ Nasiha nicht einmal Zeit, sich hinzusetzen. »Ihre Schülerin hat sich heute sehr ungewöhnlich verhalten.«
Nasihas Interesse war sofort geweckt. Sie machte es sich in einem Sessel bequem und sagte: »Oh?«
»Sie konnte während der Aufführung sehr deutlich die Emotionen eines Schauspielers empfangen«, begann Dllenahkh.
Nasiha schien enttäuscht. »Oh, beim Lesen von Emotionen zeigt sie gelegentlich eine nahezu ntshunische Empfänglichkeit, aber diese Fähigkeit ist bislang noch nicht stabil. Kein Grund zur Besorgnis.«
»Nicht das war ungewöhnlich.«
Ich richtete mich überrascht auf.
»Während sie diese Emotionen detektierte, berührten sich unsere Hände. In diesem Moment konnte ich, wenn auch nur sehr schwach, die Gedanken des Schauspielers lesen – nicht seine Emotionen, seine Gedanken. Das fand ich so bemerkenswert, dass ich mit Delaruas Erlaubnis eine einseitige Verbindung zu ihrem Bewusstsein herstellte. Dabei las ich nicht ihre Gedanken, sondern die des Schauspielers, und zwar mit noch größerer Klarheit.«
Nasiha runzelte die Stirn: »Manche Cygnier sind tatsächlich zu berührungsfreier Telepathie fähig, allerdings ist dafür im Allgemeinen eine sehr starke Projektion von beiden Seiten erforderlich. Außerdem haben wir bereits festgestellt, dass Delarua so gut wie keine telepathische Veranlagung besitzt.«
»Das war noch nicht alles«, bemerkte Tarik und sah Dllenahkh bedeutungsvoll an.
Dllenahkh erwiderte den Blick ruhig, richtete aber seine Worte weiterhin an Nasiha. »Ich bin überzeugt davon, dass die Gedanken des Schauspielers unmissverständlich die Absicht verrieten, einen Mord zu begehen.«
»Der Schauspieler spielte aber doch die Rolle eines eifersüchtigen Ehemanns«, gab Tarik zu bedenken. Er hatte sich offenbar selbst zum Advocatus Diaboli ernannt
»Wie ist Ihre Meinung, Delarua?«, fragte Nasiha.
»Ich weiß es nicht. Ich habe keine Gedanken gehört. Ich wusste auch nicht, was Dllenahkh eigentlich tat. Ich dachte, er empfinge genau wie ich die Emotionen. Aber eines kann ich Ihnen sagen, die Mordlust war nicht gespielt. Als er nach dem Messer griff …« Ein Schauer überlief mich, und mir wurde übel.
»Vielleicht sollte man vorsichtshalber die Behörden benachrichtigen«, sagte Dllenahkh.
»Und was genau wollen Sie melden?«, fragte Tarik mit sanfter Stimme.
So kamen wir nicht weiter. »Nasiha, warum überzeugen Sie sich nicht einfach selbst?«, sprudelte ich hervor. »Setzen Sie sich neben mich und stellen Sie eine Parallelverbindung her oder was immer Sie für nötig halten.«
»Ich würde mir die Vorstellung gerne ansehen, wenn auch nur, um festzustellen, was dabei in Ihrem Bewusstsein vorgeht«, überlegte sie.
»Moment mal«, schaltete sich Fergus plötzlich ein. »Sollten Sie dazu nicht die Genehmigung der Missionsleiterin einholen?«
»Das werden wir natürlich tun, Fergus«, beschwichtigte ihn Lian. »Aber das ist kein Spaß. Vielleicht handelt es sich um etwas Ernstes, da sollte man lieber auf Nummer sicher gehen.«
Ich war froh, dass Lian dabei gewesen war, dass er unsere Reaktion beobachtet hatte und deshalb auf unserer Seite stand, denn als wir Qeturah am nächsten Morgen informierten, war sie nicht überzeugt. »Ich kann Sie nicht davon abhalten, noch einmal in das Theater zu gehen, wenn
Weitere Kostenlose Bücher