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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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Zeit.«
    Ein hochgewachsener Mann mit fahlen Augen und leuchtender Haut stand auf. »Ich bin Elion. Das sind einige der Leute, die sich während Ihres Besuches nicht blicken lassen sollten. Ich will Ihnen zeigen, warum.« Er deutete auf sich selbst. »Dem Aussehen nach könnte man mich für einen Zhinuvier halten, doch mein Vater war ein Adeliger. Mit solchen Augen gibt es allerdings für mich im Palast des Herrschers keinen Platz und auch keine Arbeit.«
    Er trat zu einer schönen Frau mit olivfarbener Haut, braunen Augen und langen, schillernden Locken, die ihr ins Gesicht fielen. Erstaunlicherweise war sie wie eine höhere Dienerin gekleidet.
    »Meine Halbschwester. Unsere Mutter hatte so große Hoffnungen auf sie gesetzt. Sie hatte sich als Erste unserer Familie aus der Dienerklasse emporgearbeitet. Aber keines ihrer Kinder lebte länger als eine Woche. Das erste hatte keine Augen, die anderen hatten missgebildete Hände und Füße, und alle hatten ein schwaches Herz. Jetzt wagt man nicht mehr, sie weitere Kinder gebären zu lassen, man hat sie degradiert – und verwarnt.«
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und zeigte mir das Brandmal, das von der Schläfe bis zum Unterkiefer reichte, eine breite, glatte Narbe ohne Buchstaben oder Symbole, die nur den Zweck hatte, ihre Schönheit zu zerstören. Sie hielt den Kopf gesenkt und errötete vor Scham.
    Die nächste Frau am Tisch war ein wenig dunkelhäutiger als Qeturah, aber ihr Haar war so tiefschwarz, dass es grünlich schillerte. Damit unterschied sie sich deutlich von den Sadiri mit ihren glänzend braunen oder bläulich schwarzen Haaren.
    »Eine Mischung aus Zhinuvierin und Terranerin. Sie haben ihren Sohn kennengelernt. Er hatte sich in die Hand geschnitten, und Sie haben ihn verbunden. Aber es hat ihm nichts genützt. Inzwischen wird er an einem Ort bestraft, wo es niemanden stört, wenn Blut fließt.«
    »Was …?«, begann ich und verstummte beschämt, weil ich ihn so unhöflich unterbrochen hatte. »Ich meine, ich glaube zu verstehen, was Sie mir sagen wollen, aber was erwarten Sie jetzt von mir? Unsere sadirischen Kollegen haben bereits bemerkt, dass man ihnen auf Kir’tahsg nicht alles zeigt. Sie lassen sich nicht so leicht täuschen. Und warum wenden Sie sich nicht einfach an die hiesigen Behörden, wenn Sie sich Sorgen um den Jungen machen?«
    Eine Frau von zhinuvischem Aussehen, die mir noch nicht vorgestellt worden war, wandte sich in der mir fremden Sprache an Fergus. Es klang besorgt. Er versuchte sie zu beruhigen.
    »Das ist Karya«, erklärte Elion. »Sie ist neu im Palast, eine zhinuvische Sklavin – gekauft, nicht in der Zitadelle geboren.«
    »Auf Cygnus Beta gibt es keine Sklaverei«, rief ich verärgert. Ich wollte mich nicht für dumm verkaufen lassen. »Bezahlt man Ihnen keinen Lohn? Sicher ist jeder von Ihnen im Steuer- und Rentensystem erfasst. Daran kommt Ihr Herrscher auf gar keinen Fall vorbei.«
    Elion verzog die Lippen zu einem zynischen Lächeln. »Er braucht doch bloß den Aufwand entsprechend geltend zu machen. Die Kosten für unsere Verpflegung, für Unterkunft und Kleidung – irgendwie gleicht es sich immer exakt aus.«
    »Unmöglich. Auf solche Tricks hat die Regierung ein Auge.«
    »Oh, es gibt durchaus einen Überschuss. Aber der geht nicht an uns. Der wird ratenweise an unsere früheren Besitzer ausbezahlt.«
    »Der Herrscher hat Beziehungen zu einem Kartell auf Zhinu«, erklärte Fergus leise. »Von dort werden seit Generationen Sklaven gekauft, und bei Unfruchtbarkeit, Geburtsfehlern oder Aufständen wird gelegentlich auch weiterverkauft.«
    »Sie brauchen uns nicht zu glauben«, sagte Karya stolz, »Es genügt, wenn Sie unsere Gendaten aufnehmen. Vielleicht ist der eine oder andere noch als vermisst gemeldet. Sie bekommen das Genprofil, das Sie haben wollen, und wir haben eine Chance, dass man uns findet.«
    Die Leute glauben immer, dass man mit einer Genanalyse Wunder bewirken kann. Aber noch gab es keine globale Datenbank. Und wir waren auch an keine galaktische Datenbank angeschlossen. Nichts garantierte, dass die Akte einer vermissten Person mit übereinstimmender DNA gefunden werden konnte. Ich schüttelte den Kopf über so viel Torheit und hörte mich gleichzeitig »Ja« sagen.
    Sie hatten ihr Material mit beängstigender Gründlichkeit zusammengetragen. Sie lieferten mir nicht nur Proben ihrer eigenen DNA . Auch die Adeligen der Zitadelle waren gut repräsentiert, denn Zofen, Kammerdiener und

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