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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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Reinigungskräfte hatten ihre Zimmer und alle persönlichen Gegenstände nach genetischen Spuren abgesucht. Als ich die ersten gestohlenen Proben entgegennahm, sah Lian mich skeptisch an, aber ich schwieg, bis ich ein langsames, nach wie vor besorgtes Nicken bekam. Ich mochte Kir’tahsg nicht ohne Antworten verlassen, ethische Bedenken hin oder her. Ich überließ es Fergus und Lian, die restlichen Proben einzusammeln, um schon einmal im Labor mit der Arbeit zu beginnen, musste aber immer noch Joral zur Mithilfe verpflichten, um die Analyse innerhalb von drei Tagen fertigzustellen. Die Ergebnisse waren nur allzu eindeutig.
    Joral war ratlos. »Ich begreife das nicht. Haben wir auf Kir’tahsg nicht drei genetisch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gefunden: taSadiri, Terraner und Zhinuvier?«
    »Der Schein kann trügen, Joral«, murmelte Lian mürrisch.
    »Genau«, fuhr ich ihn an. »Nehmen Sie einen spiegelhäutigen, fahläugigen, matthaarigen Diener, und die Chance, in dieser Mischung Sadiri-Merkmale zu finden, ist genauso groß wie bei den Eliten mit den schillernden Haaren.«
    »Aber das haben wir doch schon früher erlebt. Was macht Sie so wütend?«, bohrte Joral weiter.
    »Außer der Beinahe-Sklaverei?«, fragte Fergus in ätzendem Ton.
    »Ruhig, Mann. Er hat nicht miterlebt, was wir gesehen haben«, versuchte ihn Lian zu beschwichtigen.
    »Für den Schwindel mit den Löhnen haben wir nur Elions Aussage«, warnte ich. »Wir sollten nicht ohne eingehende Untersuchung mit Anschuldigungen um uns werfen.«
    Fergus starrte mich böse an. »Sie nicht auch noch«, knurrte er.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Die Missionsleiterin. Sie hat gesagt, wir sollten uns nicht einmischen, das sei nicht unsere Aufgabe.«
    »Und damit hat sie recht, ob es Ihnen gefällt oder nicht!«, rief ich. »Wollen Sie als Ein-Mann-Armee auftreten? Glauben Sie etwa, Sie könnten die hiesige Regierung stürzen?«
    Seine Züge verhärteten sich. »Die Armee ist schon da. Sie braucht nur ein wenig Führung und ein paar Schlüsselinformationen.«
    »Oh nein.« Mein Lachen klang hohl. »Dazu wird es nicht kommen, Hauptmann.«
    »Nicht machbar«, murmelte Lian, wenn auch mit leichtem Bedauern.
    Fergus sah Lian an. Sein Grinsen war eine Mischung aus Galgenhumor und Warnung.
    »Ihre außerplanmäßige Beförderung ist nur Dekoration. Ich stehe im Rang immer noch höher, wenn ich also sage, wir …«
    »Sie werden nichts dergleichen sagen«, rief ich. »Wenn es hart auf hart geht, bin ich immer noch die Ranghöhere, und wir werden keine Dummheiten machen, nur weil Ihnen eine hübsche Zhinuvierin den Kopf verdreht hat!«
    Fergus fuhr zu mir herum, und ich dachte tatsächlich, er würde mich schlagen. Dann sagte er: »Ich wurde von den Zhinuviern zum Sklaven gemacht.«
    »Was?« Meine Wut schlug jäh um in tiefe Betroffenheit.
    »Sie haben die beste Handelsflotte in der Galaxis. Glauben Sie wirklich, dass sie nur legale Fracht befördern? Ein Arrangement wie dieses? Ist mir nur allzu vertraut. Ich weiß, dass Elion die Wahrheit sagt. Sie gehen tatsächlich so vor. Welche Ironie, nicht wahr? Terra wird von den zhinuvischen Kartellen mehr protegiert als wir anderen. Da fragt man sich, wozu uns die Kuratoren eigentlich hierher verschleppt haben.« Seine tiefe, leise Stimme bebte vor Hass.
    Bis dahin hatte ich es wohl nicht wahrhaben wollen. Die Vorstellung, dass Menschenhandel direkt vor der Nase der cygnischen Regierung stattfinden konnte, dass wir gegen Unterdrückung ebenso wenig gefeit waren wie jeder andere Planet – das erschütterte mich tief. Ich hatte mich immer noch an die Möglichkeit geklammert, dass Elion übertrieben, missverstanden, halluziniert oder gelogen hatte, nun musste ich einsehen, dass er die Wahrheit sprach. Ich sah das Mitgefühl in Lians ruhigem Gesicht und begriff, dass Qeturahs Adjutant bereits Bescheid gewusst hatte – jedenfalls, was den Teil über Fergus’ Vergangenheit betraf. Ich sah Joral an, und er war sichtlich außer sich, denn er dachte nicht nur an die Verkäufer der Sklaven, sondern auch an die Käufer.
    »Befolgen Sie weiter Ihre Anweisungen«, murmelte ich. »Ich muss mit der Missionsleiterin sprechen.«
    Fergus strahlte die Wut so stark aus den Augen und dem angespannten Körper, dass sie mich sogar aus dieser Entfernung zu verbrennen drohte. Ich stolperte, verstärkte meine Abschirmung und verließ wie in Trance das Shuttle.
    »Warten Sie!«, rief Joral.
    Ich ging langsamer,

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