Die bestellte Braut
es aussah, dass sie vor den Gräbern der Familie Sullivan stand. „Ich habe es bisher nicht geschafft an Jims Grab und denen der anderen vorbei zu schauen. Das wollte ich nachholen.“
Luke nickte langsam und auch sein Blick wanderte zurück zu dem schlichten Holzkreuz auf der anderen Seite des Friedhofs. „Da haben wir wohl den gleichen Gedanken gehabt. Ich war seit meiner Rückkehr auch nicht hier.“
Es folgte ein kurzes Schweigen und Finney wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, als Luke wieder das Wort ergriff. „Sie fragen sich, wer Josephine ist, nicht wahr?“
Die junge Frau wurde etwas rot, dann nickte sie. „Aber ich möchte nicht aufdringlich sein. Ich habe mich nur gefragt, zu wem die Gräber gehören, die so abseits liegen. Deswegen bin ich hergekommen.“ Es klang fast wie eine Entschuldigung.
„Sie sind nicht aufdringlich. Josephine war Bills Frau. Die beiden haben sehr jung geheiratet und sie ist bereits nach zwei Jahren Ehe gestorben.“
Unwillkürlich schlug Finney sich die Hand vor den Mund. Bill war verheiratet gewesen! Darauf wäre sie nie gekommen, aber wenn sie es sich recht überlegte, erklärte das zumindest seine schweigsame Art. Und den goldenen Ring an seiner Hand. Wieso hatte sie sich nicht früher gefragt, warum ausgerechnet der wortkarge Bill einen Ring trug?
„Das tut mir leid. Er muss sie sehr geliebt haben“, brachte sie schließlich mit zitternder Stimme hervor.
„Das hat er. Seit ihrem Tod hat er keine einzige Frau mehr angeschaut“, antwortete Luke.
Steffiney hätte gern mehr über diese traurige Geschichte erfahren, doch es erschien ihr nicht richtig Luke auszufragen, wenn Bill darüber ganz offensichtlich lieber schweigen wollte. Es war nie auch nur die geringste Andeutung im Familienkreis der Sullivans gemacht worden und Finney ging davon aus, dass man schwieg, um Bill nicht öfter als nötig an seine Frau zu erinnern. Er musste in der Tat noch sehr jung gewesen sein, als er geheiratet hatte. Bill war jetzt 25 und wenn Josephine vor fünf Jahren gestorben war und da schon zwei Jahre verheiratet, musste Bill 18 gewesen sein.
Eine Zeit lang stand das Paar noch schweigend vor den Gräbern der Sullivan-Frauen, bis Steffiney ganz unbeabsichtigt unter einem Windhauch fröstelte.
Luke schreckte sofort aus seinen Gedanken auf und meinte dann: „Sie sollten zurückgehen sonst holen Sie sich gleich die nächste Erkältung. Kommen Sie, ich begleite Sie.“
Während die beiden langsam die ruhige Hauptstraße hinuntergingen zerbrach Finney sich den Kopf wie sie es anstellen sollte, aber schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen. Lukes Andeutungen bei seinem Abschiedsbesuch hatten in ihr die Hoffnung geschürt, dass er vielleicht doch irgendwann einmal etwas für sie empfunden hatte, aber jetzt wollte sie es genau wissen.
„Es ist einiges passiert seitdem Sie nach Colorado Springs geritten sind. Haben Sie schon von dem Preis gehört, den Mrs. Aldridges Quilt gewonnen hat?“, fragte sie etwas unsicher. Luke lachte, erklärte aber, dass er noch nichts gehört hatte und ließ sich die ganze Geschichte erzählen. Nachdem Finney sehr anschaulich Eugenia Straights Gesicht imitiert hatte, nachdem Trusty sich unter ihrem Rock verkroch und mit dem Preis, der jetzt auf Bess Aldridge Kaminsims stand schloss, hängte sie noch wie beiläufig an. „Oh und dass Mrs. Brandon wieder abgereist ist, haben Sie sicher auch schon gehört.“
Luke schaute mit einem zufriedenen Lächeln hinunter auf seine Begleiterin, aber die zog es vor stur geradeaus zu sehen.
„Ja, das habe ich. Mein Vater hat es mir nach Colorado geschrieben.“ Luke war natürlich über alles, was sich in seiner Abwesenheit in Bezug auf Mary-Sue ereignet hatte, bestens informiert. Nach Finneys Worten bei seinem Abschied wusste er mehr oder weniger auch wie sie zu ihm gestanden hatte als er ihr diesen unseligen Antrag machte, aber er konnte nicht widerstehen Doc Daves hübsche Arzthelferin etwas in Verlegenheit zu bringen. Sie sah einfach zu anziehend aus, wie sie auf ihren Lippen herumkaute und versuchte nicht rot zu werden.
„Nun, dann hat sich Ihr Plan ein eigenes Haus zu bauen sicher erledigt. Ihr Vater hat so etwas einmal bei einem Essen erwähnt“, murmelte Finney. Sie hatte inzwischen den Kopf soweit gesenkt, dass ihr Kinn fast auf ihrer Brust ruhte, aber sie musste einfach wissen, wie Luke wirklich zu der Witwe gestanden hatte. Hätte sie nur einmal kurz aufgeschaut, hätte ihr Lukes amüsiertes
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