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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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gemeinsam mit Piero Mucciarini, Giovanni Mele und (möglicherweise) Francesco Vinci begangen hatte. Da drei von ihnen zum Zeitpunkt des letzten Mordes der Bestie 1984 im Gefängnis gewesen waren, blieb nur noch Salvatore übrig.
    Als die Ermittler mit ihren Nachforschungen über Vinci begannen, erfuhren sie bald von dem Gerücht, er habe in seinem Heimatdorf Villacidro seine Frau Barbarina ermordet. Rotella rollte ihren Fall neu auf und ließ ihn diesmal als Mord untersuchen, nicht als Selbstmord. 1984 reisten Ermittler nach Sardinien, wo sie inmitten der wilden Schönheit und bitteren Armut von Villacidro begannen, die Vergangenheit einer Person aufzudecken, die man sich durchaus als die Bestie von Florenz vorstellen konnte.
    Barbarina war bei ihrem Tod 1961 erst siebzehn Jahre alt gewesen. Sie hatte einen Freund namens Antonio, den Salvatore verabscheute. Salvatore hatte ihr in einem Feld aufgelauert und sie vergewaltigt, vermutlich, um Antonio zu demütigen. Sie war schwanger geworden, und Salvatore hatte »seine Pflicht erfüllt« und sie geheiratet. Alle im Ort erzählten sich, dass er sie schlecht behandelte, sie schlug und ihr nicht genug Geld gab, um Essen zu kaufen; es reichte gerade so für Milch für das Baby. Das Baby war ihr einziges Glück. Sie nannte den Kleinen Antonio, nach ihrer großen Liebe, und traf sich weiterhin heimlich mit ihrem Geliebten.
    Das Baby und sein Name waren für Salvatores Stolz unerträglich; angeblich zweifelte er sogar daran, überhaupt der Vater zu sein. Im Lauf der Jahre würde der Hass zwischen Vater und Sohn, zwischen Salvatore und Antonio, bis zur erbarmungslosen Abscheu anwachsen.
    Der Auslöser für den Mord an Barbarina – so es denn Mord gewesen war – lag vermutlich im November 1960. Jemand überraschte sie und ihren Liebhaber Antonio in der freien Natur und machte Fotos von ihnen. Das Verhältnis wurde im ganzen Dorf bekannt. In jenem uralten Land Sardinien, in dem das Gesetz der Barbagia galt, hatte Salvatore zwei Möglichkeiten, seine Ehre wiederherzustellen – er konnte seine Frau entweder verstoßen oder sie umbringen.
    Zunächst schien es, als wollte er ersteren Weg wählen. Er sagte ihr, sie müsse gehen, und sie begann sich nach Arbeit außerhalb des Dorfs umzusehen. Anfang Januar 1961 erhielt sie einen Brief von einer Nonne aus einem Waisenhaus, die Barbarina anbot, sie und ihr Kind aufzunehmen, wenn sie bereit sei, für Unterkunft und Verpflegung bei den Mahlzeiten zu servieren. Sie sollte sich am 21. Januar vorstellen.
    Sie kam nie dort an.
    Am Abend des 14. Januar 1961 war Barbarina allein mit ihrem Baby in dem winzigen Haus, in dem sie mit Salvatore wohnte. Er war wie üblich ausgegangen, trank in der Schenke im Dorf vermentino und spielte Billard.
    Zur Essenszeit merkte Barbarina, dass die große Propangasflasche leer war und sie die Milch für das Baby nicht warm machen konnte. Sie bat eine Nachbarin, deren Herd benutzen zu dürfen. Das war ein unbedeutender Vorfall, doch ein paar Stunden später würde er der wichtigste Beweis gegen die offizielle Version von Barbarinas Tod sein – Selbstmord durch Propangas. Wenn die Gasflasche drei Stunden vor ihrem Tod leer gewesen war und es keine Möglichkeit gegeben hatte, sie zu füllen, wie konnte dann noch genug Gas darin gewesen sein, um sie zu töten?
    Kurz vor Mitternacht verabschiedete Vinci sich von seinem Schwager in der Schenke und kehrte nach Hause zurück. Später sagte er aus, die Tür sei von innen abgeschlossen gewesen, und er habe sie mit einem kräftigen Stoß geöffnet. Er schaltete das Licht ein und sah, dass Antonios Wiege mit dem schlafenden, elf Monate alten Baby darin, die normalerweise im Schlafzimmer stand, in die Küche gebracht worden war. Die Schlafzimmertür war ebenfalls von innen verriegelt, und das, so behauptete er, machte ihm Sorgen. Vor allem, weil er trotz der späten Stunde Licht durch den Türspalt fallen sah.
    »Ich habe angeklopft und nach Barbarina gerufen«, erzählte er den Carabinieri mehrere Stunden später, »aber es kam keine Antwort. Sofort kam mir der Gedanke, dass sie mit ihrem Liebhaber da drin war, also bin ich aus dem Haus gelaufen, weil ich Angst hatte, er könnte mich angreifen.«
    Wenn uns dieses feige Verhalten – ängstlich vor einem Mann davonzulaufen, der ihm in seinem eigenen Ehebett Hörner aufsetzte –, heute schon unwahrscheinlich vorkommt, dann erscheint es umso absurder, wenn man sich vorstellt, ein vierundzwanzig Jahre alter Sarde solle 1961

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