Die Bestien - Thriller (German Edition)
fest. Als er an dem Seil zog, fühlte es sich vertrauenerweckend sicher an. »Okay, lass es uns zu Ende bringen.«
Er nahm den Rest des Seils und warf ihn über den Abgrund. Es baumelte direkt neben dem Baum, auf dem Dale lag. »Perfekt. Okay, wer klettert runter?« Ethan hatte sich noch nie irgendwo abgeseilt oder war bergsteigen gewesen – er war nicht unbedingt der sportliche Typ. Seine Vorstellung von intensivem Training war harter Sex, gefolgt von Armbeugen mit einer Dose Bier.
»Also, wahrscheinlich hat er sowieso ’nen Hirnschaden«, sagte Billy. »Vielleicht müssen wir ja gar nicht runterklettern und die Sache zu Ende bringen. Er wird nicht mal wissen, von welchem Planeten er ist, geschweige denn, wer versucht hat, ihn umzubringen.«
Ethan seufzte. »Du bist ein dämlicher Vollidiot, weißt du das? Der ganze Sinn der Sache ist doch, dass wir wollen, dass es wie ein Unfall aussieht, nicht, dass er umgebracht wurde. Ich will, dass nicht der geringste Zweifel an der Todesursache besteht. Du erinnerst dich wohl noch daran, dass der Chief weiß, dass wir Darlene umgebracht haben. Und er weiß von unserem Treffen mit Dale, deshalb wird er uns zuerst verdächtigen, wenn es so aussieht, als sei an der Sache irgendwas faul.«
Billy presste die Lippen aufeinander: »Wie auch immer.«
»Wie auch immer, wie auch immer. Wie wär‘s, wenn du hilfst, indem du da runterkletterst und ihm den Rest gibst, hä? Mach dich zur Abwechslung mal nützlich.«
»Ich hab doch schon das Seil geholt, oder etwa nicht?«
»Und ich musste hier mit ihm warten, ich denke also, wir sind mehr als quitt. Eigentlich schuldest du mir sogar was.«
»Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Du hast ihn doch erwürgt. Du wolltest ihn doch umbringen, obwohl das nicht zu unserem Plan gehört hat. Und du konntest noch nicht mal das richtig machen!«
Billy grinste. Seine verfaulten Zähne sahen ihm Mondlicht widerlich grau aus. »Du bist nur ein Angsthase, das ist alles.«
Das stimmte zwar, aber das würde er Billy gegenüber sicher nicht zugeben. »Fick dich. Ich bin kein Angsthase. Ich finde nur, dass du derjenige sein solltest, der runterklettert. Und mach schnell, bevor noch jemand kommt.«
Billy nickte. »Okay, ich mach‘s ja. Und dieses Mal mach ich es richtig. Ich brech‘ ihm ordentlich das Genick, schubs ihn dann runter und schau zu, wie er auf den Felsen zermatscht.«
»Spitze, tu das. Stell einfach nur sicher, dass er wirklich tot ist, bevor du ihn runterwirfst.«
Billy trat an den Rand der Klippe, beugte sich nach vorne, hob das Seil auf – und holte tief Luft.
»Was?«, flüsterte Ethan. Billy winkte Ethan zu sich heran.
Mit einem Stirnrunzeln stellte Ethan sich neben Billy an den Klippenrand. Billy legte einen Finger an seinen Mund und nickte zum Fluss hinunter.
Ethan folgte seinem Blick, sah aber nur Wasser und Felsen. Er wollte gerade fragen, was zur Hölle Billy ihm eigentlich weismachen wollte, als er eine Bewegung wahrnahm. Ethan blieb der Mund offen stehen. Der große Fremde schien nicht zu bemerken, dass die beiden ihn von oben beobachteten. Er kletterte am Flussufer entlang, und irgendetwas Großes, Silbernes baumelte um seinen Hals.
Dale stöhnte, und Ethan war sich sicher, dass der Fremde nun den Kopf heben und nach oben sehen würde.
Aber das tat er nicht. Vielleicht lag es am Rauschen des Flusses, jedenfalls setzte der Fremde seinen Weg am Ufer ohne Unterbrechung fort.
»Sollen wir ihn erschießen?«, fragte Billy.
»Nee, wir könnten ihn verfehlen, und er könnte abhauen.«
»Wohin denn?«
Ethan zuckte die Achseln. Der Fremde konnte eigentlich nirgendwohin fliehen. »Er muss ein Versteck haben oder so. Wir sollten ihm folgen.«
Billy nickte.
Aufgeregt lief Ethan zu der Leiter hinüber, die zum Fluss hinunterführte, und Billy folgte dicht hinter ihm.
Völlig außer Atem und verschwitzt erreichte Jim endlich den Pfad, der zur Mine hinaufführte. Er blieb stehen, atmete ein paarmal tief ein, spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht und stieg dann den schmalen Pfad hinauf, während die Blechdose gegen seine Brust baumelte.
Er ignorierte seine Wunden und Schmerzen und rannte den Hang hinauf. Als er den Eingang erreichte, holte er die Kerze und die Streichholzschachtel heraus, zündete die Kerze an und begann, die Bretter beiseite zu schieben. Als die Öffnung groß genug war, quetschte er sich in die Mine, schob die Bretter wieder an ihren Platz und machte sich auf den Weg zurück zu
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