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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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für einen Eindruck sie auf diesen fremden Störenfried auf ihrer Schwelle machen musste.
    Karl zog eine Visitenkarte hervor und zeigte sie Margaret. Sie sah die Karte an, nahm sie jedoch nicht.
    »Karl Kane. Ich bin Privatdetektiv und untersuche den Mord an Ihrem Mann, Mrs Milligan.«
    Die Antwort der sichtlich verärgerten Margaret fiel eisig aus. »Exmann. Und es heißt nicht mehr Milligan. Es heißt Boland.«
    »Das tut mir leid, Ms … Boland«, sagte Karl und nahm ein kleines schwarzes Notizbuch zur Hand. »Ob ich wohl reinkommen dürfte? Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Nein, Sie dürfen nicht reinkommen. Was immer Sie zu fragen haben, fragen Sie es hier, und dann gehen Sie wieder. Es ist scheißkalt.«
    Karl schlug unbeirrt das Notizbuch auf und betrachtete die ausgewählte Seite. »Hatte Ihr Ma… hatte Ihr Exmann Feinde, von denen Sie wissen, Margaret?«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Absolut.«
    »Etwa fünfhundert.«
    »Bitte?«
    »Häftlinge. Ex- und immer noch inhaftierte. Er war Gefängnisaufseher, wie Sie vielleicht wissen. In dem Beruf macht man sich keine Freunde. Nur Feinde.«
    Karl kritzelte hastig etwas in den Block, dann sah er Margaret an. »Hat er von einem der Häftlinge Drohungen bekommen, von denen Sie wüssten?«
    Margaret kniff einen Moment den Mund zu und öffnete ihn dann wieder. »Oh, die hat er bekommen. Und er hat jede einzelne verdient, der Dreckskerl. Wesley Milligan war ein Schläger, dem Gewalt innerhalb wie außerhalb des Gefängnisses Spaß gemacht hat.« Sie lachte gezwungen.
    Der festen Überzeugung, dass sich in Gelächter häufig wahre Offenbarungen verbergen, blickte Karl in Margaret Bolands Augen und sah das Misstrauen einer Frau, die selbst viel durchmachen musste. »Es betrübt mich, das zu hören … Margaret.« Er klappte das Notizbuch zu. »Ich denke, damit sind alle wichtigen Fragen beantwortet. Entschuldigen Sie den unschönen Zwischenfall vor Ihrer Haustür. Geben Sie auf sich acht.« Er wandte sich ab.
    »Moment noch«, sagte Margaret unerwartet, öffnete die Eingangstür ganz und hielt sich den Kragen des Bademantels mit der Hand zu. »Kommen Sie meinetwegen rein. Ich vermute, Sie hätten nichts gegen eine Tasse heißen Tee?«
    Karl lächelte. »Das wäre nett. Aber dann muss ich wieder los.«
    »Aber erst, wenn ich Ihnen alles über Wesley Milligan erzählt habe …«

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    Kapitel  Acht
    Montag, 29 .Januar (Abend)
    »There may be trouble ahead …« Irving Berlin,
Let’s Face the Music and Dance
    Karl tippte die ganze Zeit, während er Naomi die Begegnung mit Margaret Boland schilderte, nachdem er später am Abend ins Büro zurückgekehrt war. »Alles lief wie am Schnürchen, bis ich ins Fettnäpfchen trat und ihr sagte, dass ich den zornigen Thomas Blackburn für ihren Sohn hielt.«
    »Woher hättest du es wissen sollen? Außerdem ist so ein Altersunterschied keine große Sache mehr. Oder? Sieh uns an.« Naomi grinste. »Weshalb genau war ihr jugendlicher Stecher denn im Knast?«
    »Totschlag. Hat vor vier Jahren im Streit einen Zechkumpan umgebracht. Mit einer Weinflasche erschlagen. Die Bewährungskommission hielt ihn für bekehrt und ließ ihn vor drei Monaten raus.« Ein zynisches Lächeln erhellte Kanes Gesicht. »Wenn er tatsächlich bekehrt ist, würde ich ihn nur ungern vom rechten Weg abbringen. Er ist wie ein nervöser, mit Testosteron vollgepumpter Löwe auf der Pirsch. Im Gefängnis pflegte er offenbar sehr freundlichen Umgang mit einem Gentleman, der sein Würstchen gern in Eiscreme tunkt.«
    »Was?«
    »Nichts. Nur ein schlechter Witz.«
    »Was hat dir Margaret Boland über ihren verstorbenen Mann erzählt?«
    »Jekyll und Hyde. So hat sie ihn beschrieben. Eigentlich mehr Hyde als Jekyll. Als sie vor einigen Jahren andeutete, sie würde ihn verlassen, steckte er ihr eine Waffe in den Mund, drückte ab und versicherte ihr, beim nächsten Mal würde eine Kugel in der Kammer sein. Aber warum tauscht sie ein Extrem gegen das andere? Einen Wärter gegen einen Häftling. Das ergibt keinen Sinn.«
    »Zweifellos die höchste Form der Rache. Nach allem, was du sagst, war Wesley Milligan nicht gerade ein besonders netter Mensch und hat sie jahrelang körperlich und seelisch missbraucht. Auf die Weise zahlt sie es ihm gewaltig heim. Sie begehrt gegen alles auf, was ihm etwas bedeutet. Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau. Wenn du mich fragst, hätte sie dem Dreckskerl im Schlaf die Eier abschneiden

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