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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Luft.
    Mir gefällt unser Aussichtspunkt in schwindelnder Höhe, aber für ihn ist es einer seiner schlimmsten Albträume.
    » Wir müssen runterspringen, stimmt’s?«, rufe ich über das Brausen des Windes hinweg.
    Er nickt.
    » Ich zähle bis drei, okay?«
    Er nickt wieder.
    » Eins… zwei… drei!« Ich fange an zu laufen und ziehe ihn einfach mit. Nachdem wir den ersten Schritt getan haben, ist der Rest einfach. Wir rennen über die Dachkante und fallen wie zwei Steine, die Luft zerrt an uns, der Boden kommt immer näher. Dann verschwindet das Bild– und ich kauere auf allen vieren und grinse übers ganze Gesicht. Ich liebte den Rausch des freien Falls an dem Tag, an dem ich mich für die Ferox entschieden habe, und ich liebe ihn immer noch.
    Neben mir ist Four, er schnappt nach Luft und presst sich die Hände an die Brust. Ich stehe auf und helfe auch ihm aufzustehen. » Was kommt jetzt?«
    » Es ist…«
    Etwas Hartes schlägt mir in den Rücken und schubst mich gegen ihn, mein Kopf prallt gegen sein Schlüsselbein. Rechts und links von mir tauchen plötzlich Wände auf. Es ist so eng, dass Four die Arme dicht an den Körper legen muss, um Platz zu finden. Mit lautem Knall legt sich eine Decke auf die Wände. Four stöhnt auf und duckt sich. Der Raum ist gerade groß genug, dass er hineinpasst, kein bisschen größer.
    » Enge«, sage ich nur, als ich begreife, worum es geht.
    Four stößt einen kehligen Laut aus. Ich lege den Kopf in den Nacken und lehne mich zurück, damit ich ihn anschauen kann. Ich kann sein Gesicht kaum erkennen, so dunkel ist es hier und so beengt. Wir atmen dieselbe Luft ein. Er verzieht das Gesicht, als habe er Schmerzen.
    » Hey«, sage ich. » Es ist alles in Ordnung…«
    Ich lege seine Arme um mich, damit er mehr Platz hat. Er klammert sich an meinen Rücken und steht vornübergebeugt da. Sein Gesicht ist dicht neben meinem und sein Körper warm, aber ich spüre nur seine Knochen und seine kräftigen Muskeln. Keine der Wände gibt unter dem Druck nach. Meine Wangen brennen. Merkt er, dass ich noch immer wie ein Kind gebaut bin?
    » Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich so klein bin«, sage ich betont munter. Wenn ich einen Scherz mache, beruhigt er sich vielleicht, und mich lenkt es auch ab.
    » Mmhmm«, brummelt er, aber es klingt angestrengt.
    » Ausbrechen können wir nicht«, überlege ich laut. » Also müssen wir der Angst ins Auge schauen, ja?« Ich warte nicht auf seine Antwort. » Du musst den Raum noch enger machen. Mach es schlimmer, damit es besser wird. Stimmt doch?«
    » Ja«, sagt er, wortkarg vor lauter Anspannung.
    » Okay. Wir müssen uns hinkauern. Fertig?«
    Ich packe ihn an der Taille, um ihn mit hinunterzuziehen. Ich spüre seine Rippen an meiner Hand, und ich höre, wie sich ein Holzbrett am anderen reibt, als sich die Decke mit uns zusammen tiefer senkt. Es wird immer enger, aber da zwischen uns beiden noch Platz ist, drehe ich mich um und rolle mich zusammen, sodass mein Rücken gegen seine Brust gepresst wird. Eines seiner Knie ist neben meinem Kopf, das andere ist unter mir, was dazu führt, dass ich auf seinem Fußgelenk sitze. Wir sind ein Knäuel von Gliedern. Ich spüre seinen schweren Atem an meinem Ohr.
    » Oje«, keucht er heiser. » Das ist ja noch schlimmer, das ist eindeutig…«
    » Psst«, sage ich. » Leg die Arme um mich.«
    Gehorsam schlingt er die Arme um meine Taille. Ich schmunzle in mich hinein. Mir macht das keinen Spaß, natürlich nicht. Nicht im Mindesten, nein.
    » Die Simulation misst, wie groß deine Angst ist«, sage ich beruhigend. Ich wiederhole nur das, was er uns gesagt hat, aber vielleicht hilft es ihm, wenn ich ihn daran erinnere. » Wenn du deinen Pulsschlag dämpfen kannst, dann geht die Simulation in die nächste Phase über. Versuch also zu vergessen, dass wir hier sind.«
    » Tatsächlich?« Ich spüre seine Lippen an meinem Ohr und mich durchfährt es heiß. » So einfach, ja?«
    » Weißt du, den meisten Jungs würde es Spaß machen, auf engstem Raum mit einem Mädchen eingeschlossen zu sein.«
    » Nicht Jungs mit Klaustrophobie!« Er klingt jetzt richtig verzweifelt.
    » Okay, okay.« Ich fasse seine Hand und lege sie direkt auf mein Herz. » Spürst du meinen Herzschlag? Fühle ihn.«
    » Ja.«
    » Spürst du, wie gleichmäßig er ist?«
    » Dein Herz klopft schnell.«
    » Ja, aber das hat nichts mit diesem engen Raum hier zu tun.« Kaum habe ich das gesagt, kriege ich einen Schreck. Hoffentlich merkt er nicht,

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