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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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stehen beide rechts von mir. Ich halte das Messer in der rechten Hand und führe die Schneide zu meiner Handfläche. Mit zusammengebissenen Zähnen drücke ich die Klinge nach unten. Es sticht, aber ich bemerke es kaum. Ich presse beide Hände vor die Brust und stoße zitternd die Luft aus.
    Ich öffne die Augen und strecke den Arm aus. Mein Blut tropft auf den Teppich zwischen den beiden Schalen.
    Dann, mit einem leisen Aufschrei, den ich nicht unterdrücken kann, strecke ich die Hand aus– und mein Blut tropft zischend auf die Kohlen.
    Ich bin nicht selbstlos.
    Ich bin mutig.

6 . Kapitel
    Mit gesenktem Blick stelle ich mich hinter die Ferox-Initianten, die sich dafür entschieden haben, bei ihrer eigenen Fraktion zu bleiben. Sie sind alle größer als ich; selbst wenn ich den Kopf hebe, kann ich nur ihre Schultern sehen. Als schließlich auch das letzte Mädchen seine Wahl getroffen hat– es entscheidet sich für die Amite–, ist es Zeit zu gehen. Die Ferox machen den Anfang. Schweigend laufe ich an den grau gekleideten Männern und Frauen meiner alten Fraktion vorbei und starre angestrengt auf den Hinterkopf irgendeines Menschen vor mir.
    Aber ich muss meine Eltern unbedingt noch einmal sehen. Im letzten Moment schaue ich über die Schulter– und wünschte, ich hätte es nicht getan. Der vorwurfsvolle Blick meines Vaters durchbohrt mich förmlich. Hinter meinen Augen verspüre ich ein Brennen, und unwillkürlich überlege ich, ob mein Vater es irgendwie geschafft hat, mich in Flammen zu setzen, um mich für das zu bestrafen, was ich getan habe– aber nein, ich brenne nicht, ich fange nur zu weinen an.
    Meine Mutter neben ihm lächelt.
    Die Leute hinter mir schieben mich weiter, weg von meiner Familie, die die letzte sein wird, die geht. Vermutlich bleiben meine Eltern, um die Stühle aufzustapeln und die Schalen zu reinigen. Ich verdrehe den Kopf, suche Caleb inmitten der Ken, die ebenfalls nach draußen drängen. Er steht bei seiner neuen Fraktion und schüttelt gerade einem Jungen die Hand, der von den Candor gekommen ist. Sein entspanntes Lächeln kommt mir wie ein Verrat vor; mir dreht sich der Magen um und ich muss mich abwenden. Wenn es ihm so leichtfällt, warum nicht auch mir?
    Verstohlen betrachte ich den Jungen rechts von mir. Er war früher bei den Ken; jetzt sieht er blass und nervös aus, womöglich fühlt er sich genauso wie ich. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, welche Fraktion ich wählen soll, aber nie habe ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was passieren würde, wenn ich mich für die Ferox entscheide. Erstmals frage ich mich, was mich in deren Hauptquartier erwartet.
    Die vordersten Ferox stürmen zum Treppenhaus statt zum Aufzug. Ich dachte immer, nur die Altruan gingen zu Fuß.
    » Was zum Teufel ist hier los?«, fragt der Junge neben mir.
    Ich schüttle stumm den Kopf und renne weiter. Im Erdgeschoss angekommen, schnappe ich keuchend nach Luft, aber die Ferox drängen bereits zum Ausgang. Die Luft draußen ist frisch und kalt, die untergehende Sonne färbt den Himmel rötlich und spiegelt sich in den schwarzen Fensterscheiben der Zentrale.
    Die Ferox nehmen die ganze Straße in Beschlag, sogar ein Bus muss ihretwegen anhalten; ich renne, um den Anschluss nicht zu verlieren. Beim Laufen wird mein Kopf etwas klarer. Ich bin schon seit ewigen Zeiten nicht mehr irgendwohin gerannt. Die Altruan lehnen alles ab, was dem eigenen Vergnügen dient, und genau das ist es: Meine Lungen stechen, meine Muskeln schmerzen, aber ich spüre das wilde Vergnügen eines kraftvollen Spurts. Ich laufe den Ferox hinterher, die Straße entlang, um die Ecke, und dann höre ich ein vertrautes Geräusch: das Pfeifen des Zugs.
    » Oh nein«, murmelt der Ken-Junge halblaut. » Müssen wir etwa auf dieses Ding aufspringen?«
    » Ja«, stoße ich atemlos hervor.
    Wie gut, dass ich den Ferox so oft zugesehen habe, wie sie zur Schule kamen. Die Wartenden stellen sich in einer langen Reihe auf. Der Zug rollt auf seinen stählernen Schienen heran, die Lichter blinken, das Warnsignal dröhnt. Alle Wagentüren sind offen, damit die Ferox hineinspringen können, und genau das tun sie, eine Gruppe nach der anderen. Die Initianten aus den Reihen der Ferox sind natürlich schon längst daran gewöhnt, in Windeseile springen auch sie auf. Nun sind nur noch die Neulinge der restlichen Fraktionen übrig. Mit ein paar anderen laufe ich los. Wir rennen ein Stück neben dem Wagen her, dann machen wir einen Satz zur

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