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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Seite der Arena steht Eric. Er grinst und spielt mit einem Ring an seiner Augenbraue.
    Will taumelt und presst eine Hand gegen das Gesicht. Mit der anderen Hand pariert er Als nächsten Schlag. Seiner verzerrten Miene nach zu urteilen, war es genauso schmerzhaft, den Schlag abzuwehren, wie ihn auszuhalten. Al ist zwar langsam, aber kräftig.
    Peter, Drew und Molly blicken verstohlen in unsere Richtung, dann stecken sie die Köpfe zusammen und flüstern.
    » Sie ahnen, dass wir über sie reden«, sage ich.
    » Na und? Sie wissen, dass ich sie nicht leiden kann.«
    » Tatsächlich? Woher denn?«
    Christina setzt ein falsches Lächeln auf und winkt ihnen zu. Beschämt senke ich den Blick. Meine Wangen glühen. Ich sollte nicht über andere klatschen. Klatschen ist selbstsüchtig und unbeherrscht.
    Will hakt einen Fuß um das Bein seines Gegners, reißt ihn blitzschnell zurück und bringt Al zu Fall. Aber Al rappelt sich sofort wieder auf.
    » Weil ich es allen dreien gesagt habe«, murmelt Christina mit zusammengebissenen Zähnen und lächelt immer noch in deren Richtung. Ihre oberen Zähne sind gerade gewachsen, die unteren schief. Sie blickt mich an. » Wir Candor versuchen immer, möglichst offen über unsere Gefühle zu sprechen. Viele Leute haben mir gesagt, dass sie mich nicht mögen. Viele haben es aber auch nicht gesagt. Was soll’s?«
    » Wir wurden dazu angehalten, andere Menschen nicht zu verletzen«, erkläre ich ihr.
    » Ach, weißt du, ich stelle mir immer vor, ich helfe ihnen, wenn ich meinen Hass offen zeige«, erwidert sie ungerührt. » Auf diese Weise erinnere ich sie daran, dass sie kein Geschenk Gottes an die Menschheit sind.«
    Ihre spitze Bemerkung bringt mich zum Lachen, doch schließlich wende ich mich wieder dem Kampfgeschehen zu. Will und Al fixieren einander, inzwischen sind sie schon etwas zögerlicher geworden. Will streicht sich die blonden Haare aus den Augen. Beide Kontrahenten blicken Four fragend an und scheinen darauf zu warten, dass er den Kampf abbricht, doch der steht nur mit verschränkten Armen da und zeigt keinerlei Reaktion. Ein paar Schritte entfernt wartet Eric mit dem Blick auf die Uhr.
    Die beiden beschränken sich darauf, abwartend im Kreis zu tänzeln, bis Eric ruft: » Glaubt ihr, das hier ist ein Kaffeekränzchen? Oder wollt ihr vielleicht ein Nickerchen einlegen? Kämpft endlich!«
    Al richtet sich auf, lässt die Hände sinken und fragt: » Wann hat man eigentlich gewonnen? Wann ist der Kampf zu Ende?«
    » Er ist dann zu Ende, wenn einer von euch nicht weiterkämpfen kann«, antwortet Eric.
    » Nach den Regeln der Ferox kann sich auch einer von euch ergeben«, korrigiert ihn Four.
    Eric reagiert auf diesen Einwand mit einem Stirnrunzeln. » Nach den alten Regeln«, sagt er. » Nach den neuen Regeln kann man sich nicht ergeben.«
    » Wer tapfer ist, kann auch anerkennen, wenn ein anderer stärker ist«, erwidert Four.
    » Wer tapfer ist, ergibt sich nie.«
    Four und Eric messen sich mit Blicken. Offenbar gibt es zwei Arten von Ferox– eine anständige und eine skrupellose– und beide habe ich gerade vor mir. Aber alle hier im Raum, auch ich, wissen, dass Eric als jüngster Anführer der Ferox derjenige ist, der das Sagen hat.
    Al wischt sich mit der flachen Hand die Schweißperlen von der Stirn.
    » Das ist doch lächerlich«, sagt er kopfschüttelnd. » Was bringt es, wenn ich ihn zusammenschlage? Wir sind doch in derselben Fraktion!«
    » Ach, du denkst wohl, das ist das reinste Kinderspiel?«, fragt Will. » Na komm schon, Lahmarsch. Versuch mich zu schlagen.«
    Will hebt die Fäuste. In seinem Blick liegt eine Entschlossenheit, die vorher nicht da war. Glaubt er allen Ernstes, er könne den Kampf gewinnen? Ein gut platzierter Treffer an den Kopf, und Al hat ihn erledigt.
    Natürlich nur, wenn Al auch trifft.
    Der setzt zum Schlag an, aber Will weicht ihm aus. Sein Nacken ist schweißüberströmt. Und schon wieder weicht er einem Schlag aus, trippelt dann um Al herum und tritt ihm mit aller Kraft in den Rücken. Al taumelt nach vorne und dreht sich um.
    Als ich jünger war, habe ich ein Buch über Grizzlybären gelesen. Darin war ein Bär abgebildet. Er stand auf den Hinterpfoten, die Vorderpfoten hocherhoben, und brüllte. Genauso sieht Al jetzt aus. Mit einem Satz packt er Will am Arm, hält ihn unerbittlich fest und versetzt ihm einen wuchtigen Schlag gegen das Kinn.
    Wills Augen, die sonst blassgrün wie Sellerie sind, werden glasig. Alle Spannung weicht aus

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