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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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glaube, er ist gekommen, um mit mir gemeinsam zu sterben.« Ich drücke die Hand auf meinen Mund, um ein Schluchzen zu ersticken. Wenn ich ruhig weiteratme, kann ich die Tränen vielleicht stoppen.
    Ich brauche ihn nicht, damit er mich in den Tod begleitet. Ich will es nicht.
    Ich will doch nur, dass er in Sicherheit ist. So ein Idiot, denke ich, aber mein Herz sagt etwas anderes.
    » Das ist doch lächerlich«, antwortet Peter. » Und völlig sinnlos. Er ist achtzehn, er findet sicher eine andere Freundin, wenn du erst mal tot bist. Wenn er das nicht selbst weiß, ist er ein hoffnungsloser Fall.«
    Tränen kullern über meine Wangen, zuerst heiße, dann kalte. Ich schließe die Augen. » Wenn du denkst, dass es darum geht…«, ich unterdrücke ein Schluchzen, » dann bist du ein Idiot.«
    » Und wenn schon.«
    Seine Schuhsohlen quietschen, als er sich zum Gehen wendet.
    » Warte!« Ich sehe seine Silhouette nur verschwommen, sein Gesicht kann ich nicht erkennen. » Was haben sie mit ihm vor? Das Gleiche wie mit mir?«
    » Keine Ahnung.«
    » Kannst du das für mich herausfinden?« Frustriert wische ich mir mit dem Handrücken die Tränen weg. » Kannst du wenigstens herausfinden, wie es ihm geht?«
    » Warum sollte ich das tun? Warum sollte ich überhaupt etwas für dich tun?«
    Einen Augenblick später höre ich, wie die Tür ins Schloss fällt.

30. Kapitel
    Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sich das Weinen wissenschaftlich nicht erklären lässt. Tränen sind nur dazu da, die Augen zu benetzen. Es gibt keinen Grund dafür, dass die Tränendrüsen nur wegen eines Gefühls mehr Tränen produzieren.
    Ich denke, wir weinen, damit wir den tierischen Regungen in uns Raum geben können, ohne dass wir unsere Menschlichkeit aufgeben. Denn in meinem Inneren ist ein Tier, das knurrt und schnaubt und an seinen Ketten zerrt, um in die Freiheit und vor allem ins Leben zu gelangen. Und sosehr ich mich auch bemühe, ich kann dieses Tier nicht töten.
    Also schluchze ich stattdessen hinter vorgehaltener Hand.
    Links, rechts, rechts. Links, rechts, links. Rechts, rechts. So haben wir uns von unserem Ausgangspunkt– meiner Zelle– zu unserem neuen Ziel bewegt.
    Ich bin in einem neuen Zimmer. Darin steht ein Stuhl, in dem man sich ein wenig zurücklehnen kann wie auf dem Stuhl eines Zahnarztes. In einer Ecke sind ein Schreibtisch und ein Bildschirm. Am Schreibtisch sitzt Jeanine.
    » Wo ist er?«, frage ich.
    Stundenlang habe ich darauf gewartet, dass ich ihr diese Frage stellen kann. Ich bin eingeschlafen und habe geträumt, dass ich Tobias durchs Hauptquartier der Ferox jage. Aber egal, wie schnell ich gelaufen bin, er ist mir immer weit voraus gewesen und ich habe nur einen Blick auf einen Ärmel oder einen Fuß erhascht und gesehen, wie er um die Ecken verschwindet.
    Jeanine wirft mir einen fragenden Blick zu. Aber sie ist nicht erstaunt, sie spielt nur mit mir.
    » Tobias«, sage ich trotzdem. Meine Hände zittern, aber diesmal nicht aus Furcht– sondern vor Wut. » Wo ist er? Was macht ihr mit ihm?«
    » Ich wüsste nicht, weshalb ich dir das sagen sollte«, erwidert Jeanine. » Und da du keinerlei Druckmittel in der Hand hast, wirst du mich schwerlich vom Gegenteil überzeugen können, es sei denn, du willst unsere Vereinbarung abändern.«
    Ich würde sie am liebsten anschreien, dass ich natürlich lieber wüsste, was mit Tobias los ist, als etwas über meine Unbestimmtheit zu erfahren, aber ich tue es nicht. Ich darf keine übereilten Entscheidungen treffen. Sie wird mit Tobias anstellen, was sie will, ob ich es weiß oder nicht. Es ist viel wichtiger, dass ich herausfinde, was sie mit mir vorhat.
    Ich atme durch die Nase ein und wieder aus. Ich schüttle die Hände. Ich setze mich auf den Stuhl.
    » Interessant«, sagt sie.
    » Solltest du nicht eigentlich eine Fraktion führen und einen Krieg vorbereiten?«, frage ich. » Warum bist du stattdessen hier und überwachst Tests an einem sechzehnjährigen Mädchen?«
    » Du redest von dir, ganz wie es dir in den Kram passt«, antwortet sie. » Manchmal bestehst du darauf, dass du kein kleines Mädchen mehr bist, dann wiederum behauptest du das Gegenteil. Ich wüsste wirklich gerne, wie du dich selbst siehst. Bist du das eine oder das andere? Oder beides? Oder keines von beiden?«
    Ich antworte genauso leise und sachlich wie sie. » Ich wüsste nicht, weshalb ich dir das sagen sollte.«
    Ich höre ein schwaches Prusten. Peter hält sich den Mund zu. Jeanine starrt ihn an

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