Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
andere drückt meine Schultern nach unten, während Peter mich angurtet, damit ich mich nicht mehr bewegen kann. Der Schmerz in meiner verletzten Schulter bringt mich dazu, mich nicht länger zu wehren.
» Was zum Teufel geht hier vor?« Ich verrenke mir fast den Hals, damit ich Jeanine ansehen kann. » Wir haben es doch abgemacht. Zusammenarbeit im Austausch gegen Informationen. Wir haben es doch abgemacht –«
» Das hat mit unserer Abmachung gar nichts zu tun«, unterbricht mich Jeanine und blickt auf ihre Uhr. » Hier geht es nicht um dich, Beatrice.«
Die Tür geht wieder auf.
Tobias kommt herein– humpelt herein– zwischen zwei Ferox-Verrätern. Sein Gesicht ist blutunterlaufen und über den Augenbrauen hat er eine Platzwunde. Er bewegt sich nicht so geschmeidig wie sonst, sondern hält sich sehr aufrecht. Bestimmt ist er verletzt. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was sie mit ihm gemacht haben.
» Was ist los?«, fragt er mit rauer, unsicherer Stimme.
Das kommt vielleicht vom Schreien.
Meine Kehle fühlt sich ganz zugeschwollen an.
» Tris«, sagt er und stürzt auf mich zu, aber die Ferox sind zu schnell. Sie halten ihn fest, bevor er die paar Schritte machen kann. » Tris, bist du okay?«
» Ja«, sage ich. » Und du?«
Er nickt. Ich glaube ihm nicht.
» Anstatt noch mehr Zeit zu vergeuden, Mr Eaton, habe ich beschlossen, die Sache abzukürzen. Das Wahrheitsserum wäre natürlich am besten, aber es würde Tage dauern, bis ich Jack Kang dazu überreden könnte, etwas davon herauszurücken, da die Candor es eifersüchtig hüten, und so viel Zeit möchte ich nicht verschwenden.« Sie hält eine Spritze in der Hand. Das Serum ist grau. Es könnte eine neue Version des Wahrheitsserums sein, aber ich bezweifle es.
Ich frage mich, was es bewirkt. Dass sie so selbstzufrieden aussieht, kann nichts Gutes bedeuten.
» In wenigen Sekunden werde ich Tris dieses Serum injizieren. Dann, da bin ich mir sicher, wird deine Selbstlosigkeit die Oberhand gewinnen, und du wirst mir alles sagen, was ich wissen will.«
» Was will sie denn wissen?«, frage ich ihn.
» Sie will wissen, wo die Zufluchtsorte der Fraktionslosen sind«, antwortet er, ohne mich anzusehen.
Ich reiße erschrocken die Augen auf. Die Fraktionslosen sind unsere letzte Rettung, jetzt, wo die Hälfte der Altruan tot ist und die Hälfte der loyalen Ferox sowie alle Candor von der Simulation gelenkt werden können.
» Sag es ihr nicht. Ich werde sowieso sterben. Sag ihr nichts.«
» Wie war das noch gleich, Mr Eaton«, sagt Jeanine. » Wie laufen bei den Ferox die Simulationen ab?«
» Wir sind hier nicht im Unterricht«, antwortet er mit zusammengebissenen Zähnen. » Sag mir, was du vorhast.«
» Erst wenn du meine einfache Frage beantwortest.«
» Schön.« Tobias sieht mich an. » Die Simulationen stimulieren die Amygdala, die Angst auslöst; sie rufen Halluzinationen hervor, die auf diesen Ängsten beruhen. Dann übertragen sie die gewonnenen Daten an einen Computer, wo sie weiterverarbeitet und ausgewertet werden.«
Es klingt so, als hätte er dies schon vor langer Zeit auswendig gelernt. Vielleicht hat er es auch– er hat ja viel Zeit damit verbracht, solche Simulationen durchzuführen.
» Sehr gut«, sagt sie. » Als ich vor Jahren die Simulationen für die Ferox entwickelt habe, mussten wir feststellen, dass ab einer bestimmten Serumstärke das Gehirn von Angst überflutet wird und nicht mehr in der Lage ist, sich in simulierten Situationen zurechtzufinden. Daher haben wir die Lösung verdünnt, damit das Gehirn funktionsfähig bleibt. Aber ich weiß immer noch, wie man die hochkonzentrierte Lösung herstellt.«
Sie klopft mit dem Fingernagel gegen die Spritze.
» Angst«, sagt sie, » ist viel wirkungsvoller als Schmerz. Gibt es also etwas, das du noch loswerden willst, bevor ich Miss Prior die Spritze gebe?«
Tobias presst die Lippen aufeinander.
Und Jeanine gibt mir die Spritze.
Es fängt ganz still an, mit Herzklopfen. Anfangs weiß ich gar nicht, wessen Herzschlag es ist, aber er ist viel zu laut, als dass es mein eigener sein könnte. Doch dann wird mir klar, dass es doch mein eigener ist und er wird immer schneller und schneller.
Schweißtropfen sammeln sich in meinen Handflächen und in meinen Kniekehlen.
Und dann muss ich nach Luft schnappen.
Und dann fange ich an zu schreien.
Und dann kann ich
Nicht mehr
Denken.
Tobias kämpft mit den Ferox-Verrätern an der Tür.
Neben mir höre ich etwas, es klingt wie
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