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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Haarknoten und fällt auf die Wange.
    » Ich liebe dich.«
    Ich deute auf das Fenster links von mir und es zersplittert. Kleine Glasstückchen regnen auf uns herab.
    Ich will nicht im Hauptquartier der Ken aufwachen, deshalb schlage ich meine Augen nicht sofort auf, selbst dann nicht, als die Wirkung der Simulation nachlässt. Ich versuche, das Bild meiner Mutter so lange wie möglich zu bewahren, so lange wie möglich die Locke zu sehen, die ihre Wangenknochen umspielt. Erst als ich nur noch rot hinter meinen Lidern sehe, mache ich die Augen auf.
    » Du musst dich etwas mehr anstrengen«, sage ich zu Jeanine.
    » Das war erst der Anfang.«, erwidert sie.

31. Kapitel
    In dieser Nacht träume ich nicht von Tobias, auch nicht von Will, sondern von meiner Mutter. Wir stehen im Obstgarten der Amite, die Äpfel dort sind reif und baumeln dicht über unseren Köpfen. Die Blätter malen Schatten auf ihr Gesicht, und sie ist in Schwarz gekleidet, obwohl ich sie nie im Leben in schwarzer Kleidung gesehen habe. Sie bringt mir bei, Zöpfe zu flechten, sie zeigt es mir an einer ihrer eigenen Haarsträhnen und lacht, wenn ich mich dabei ungeschickt anstelle.
    Ich wache auf und frage mich, wie es mir entgehen konnte, dass sie Tag für Tag, wenn sie mir am Frühstückstisch gegenübersaß, voller Ferox-Energie steckte. Hat sie es so gut verbergen können? Oder habe ich einfach nicht darauf geachtet?
    Ich vergrabe mein Gesicht in der dünnen Matratze, auf der ich geschlafen habe. Ich werde meine Mutter niemals richtig kennen, aber wenigstens wird sie auch nie erfahren, was ich Will angetan habe. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn sie es wüsste.
    Ich blinzle noch den Rest Schlaf aus den Augen, als ich Sekunden später, Minuten später, ich weiß es nicht, Peter den Gang entlang folge.
    » Peter.« Meine Kehle brennt, ich habe bestimmt im Schlaf geweint. » Wie spät ist es?«
    Er trägt eine Uhr, aber ich kann das Ziffernblatt nicht erkennen. Er macht sie nicht einmal die Mühe, auf die Uhr zu sehen.
    » Wieso führst du mich ständig irgendwo hin?«, frage ich. » Gibt es denn nichts Gemeineres, was du jetzt gerade tun könntest, zum Beispiel kleine Hunde treten oder Mädchen beim Umziehen beobachten oder so etwas?«
    » Ich weiß, was du mit Will gemacht hast. Also tu nicht so, als wärst du besser als ich, wir beide sind gleich.«
    Das Einzige, wodurch sich ein Gang vom anderen unterscheidet, ist seine Länge. Ich beschließe, sie nach der Anzahl der Schritte zu benennen, die man bis zur nächsten Biegung braucht. Zehn. Siebenundvierzig. Neunundzwanzig.
    » Du irrst dich«, sage ich. » Vielleicht sind wir alle zwei schlecht, aber zwischen uns beiden besteht ein großer Unterschied– ich bin nicht damit zufrieden, wie ich bin.«
    Peter schnaubt abfällig und führt mich zwischen den Labortischen der Ken hindurch. Da bemerke ich erst, wo ich bin und wohin wir gehen. Wir kehren in jenen Raum zurück, den Jeanine mir gezeigt hat. In jenen Raum, in dem ich exekutiert werde. Ich werde so von Grauen geschüttelt, dass ich mit den Zähnen klappere, es fällt mir schwer, geradeaus zu gehen, es fällt mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Es ist doch nur ein Zimmer, rede ich mir ein. Nur ein Zimmer wie jedes andere auch.
    Was für eine Lügnerin ich doch bin.
    Diesmal ist die Hinrichtungszelle nicht leer. Vier Ferox treiben sich in einer Ecke herum, und zwei Ken, eine dunkelhäutige Frau und ein älterer Mann, beide tragen sie Labormäntel, stehen bei Jeanine an dem Metalltisch in der Mitte des Raumes. Um mich herum sind mehrere Maschinen aufgebaut, überall sind Kabel.
    Ich weiß von den meisten Maschinen nicht, welchen Zweck sie haben, aber da ist auch ein Überwachungsmonitor. Was hat Jeanine vor, dass sie einen Monitor braucht?
    » Legt sie auf den Tisch«, sagt Jeanine, es klingt fast gelangweilt. Ich starre auf die stählerne Liege, die auf mich wartet. Vielleicht hat Jeanine sich anders entschieden, vielleicht werde ich gleich sterben? Ich versuche mich mit aller Kraft aus seinem Griff zu winden, aber Peter hält mich an den Armen fest.
    Er hebt mich einfach hoch, weicht meinen Fußtritten aus und wirft mich auf die Pritsche, sodass mir die Luft wegbleibt. Ich keuche auf und schlage mit der Faust auf alles, was ich treffen kann– zufällig ist es Peters Handgelenk. Er zuckt zusammen, aber inzwischen sind ihm schon die anderen Ferox zu Hilfe gekommen.
    Einer von ihnen packt mich an den Fußgelenken, der

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