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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Er schiebt das Bein meiner Jeans hoch bis übers Knie. Seine Finger hinterlassen kalte, unsichtbare Spuren auf meiner Haut und ich möchte mir sein T-Shirt um die Faust wickeln, ihn zu mir ziehen und ihn küssen; ich will ihn an mich drücken, aber ich kann es nicht, denn alle Geheimnisse, die wir voreinander haben, bilden eine Mauer zwischen uns.
    Mein Knie ist blutig, aber Tobias beruhigt mich. » Es ist nur aufgeschürft. Das heilt schnell.«
    Ich nicke. Der Schmerz lässt schon nach. Er schlägt mein Hosenbein um, damit es oben bleibt. Ich lege mich auf den Rücken und blicke an die Decke.
    » Ist er immer noch in deiner Angstlandschaft?«, frage ich.
    Sein Blick funkelt, man könnte meinen, jemand hätte ein Streichholz hinter seinen Augen angezündet. » Ja. Aber es ist anders als vorher.«
    Er hat mir erzählt, dass sich seine Angstlandschaft seit dem allerersten Mal während seiner Initiation nicht mehr verändert hat. Wenn sie sich jetzt also verändert, und sei es auch nur ein wenig, dann ist das doch schon was.
    » Aber du kommst jetzt auch darin vor.« Er starrt grimmig auf seine Hände. » Statt wie früher diese eine Frau erschießen zu müssen, muss ich jetzt zusehen, wie du stirbst. Und ich kann nichts dagegen tun.«
    Seine Hände zittern. Ich will etwas Nettes sagen. Ich werde schon nicht sterben – aber davon bin ich ja selbst nicht überzeugt. Die Welt, in der wir leben, ist gefährlich, und ich hänge nicht so sehr am Leben, dass ich alles tun würde, um es zu behalten. Ich kann ihn nicht trösten.
    Er sieht auf die Uhr. » Sie werden jeden Augenblick kommen.«
    Ich stehe auf und da sehe ich schon Evelyn und Edward neben den Gleisen stehen. Sie laufen los, bevor der Zug sie erreicht hat und springen ebenso mühelos auf wie Tobias. Bestimmt haben sie es geübt.
    Edward grinst mich an. Auf seiner Augenklappe ist heute ein großes blaues X zu sehen.
    » Hallo«, sagt Evelyn. Sie blickt mich dabei nicht an, sondern achtet nur auf Tobias. Sie tut so, als wäre ich Luft.
    » Netter Ort für eine Besprechung«, sagt Tobias. Jetzt ist es fast dunkel, ich sehe nur die Silhouetten der Häuser vor dem Abendhimmel und ein paar Lichter in der Nähe des Sees, die zum Hauptquartier der Ken gehören müssen.
    Der Zug nimmt eine Kurve, der er sonst nicht folgt– er fährt nach links, weg vom Lichtschein der Ken, hin zu dem verlassenen Teil der Stadt. Es wird leiser im Wagen, deshalb weiß ich, dass er langsamer fährt.
    » Es schien uns am sichersten zu sein«, sagt Evelyn. » Du wolltest dich mit uns treffen.«
    » Ja, ich möchte über ein Bündnis sprechen.«
    » Ein Bündnis«, wiederholt Edward. » Und wer hat dich dazu bevollmächtigt?«
    » Er ist ein Anführer der Ferox«, sage ich. » Er hat die Vollmacht.«
    Edward zieht die Augenbrauen hoch und gibt sich beeindruckt. Endlich würdigt mich auch Evelyn eines Blicks, aber nur ganz kurz, bevor sie wieder Tobias anlächelt.
    » Interessant«, sagt sie. » Und sie ist auch eine Anführerin der Ferox?«
    » Nein«, erwidert Tobias. » Sie ist hier, um mir zu sagen, ob man euch vertrauen kann oder nicht.«
    Evelyn verzieht ihren Mund. Ich würde ihr am liebsten die Zunge herausstrecken und » Ätsch!« sagen. Stattdessen lächle ich nur schmal.
    » Wir werden einem Bündnis natürlich zustimmen… unter gewissen Voraussetzungen«, sagt Evelyn. » Dazu gehört ein sicherer und gleichberechtigter Platz in einer Folgeregierung nach dem Sieg über die Ken sowie der uneingeschränkte Zugriff auf die Daten, die von den Ken nach dem Angriff gesammelt wurden. Natürlich –«
    » Was wollt ihr mit den Daten anfangen?«, unterbreche ich sie.
    » Natürlich löschen. Ihre Macht kann den Ken nur genommen werden, indem wir ihnen ihr Wissen wegnehmen.«
    Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht gesagt, was für eine Närrin sie ist. Aber irgendetwas hält mich davon ab. Ohne das Wissen, wie man Simulationen durchführt, ohne die Daten über die anderen Fraktionen, ohne das Bestreben, die Technik ständig zu verbessern, ohne all dies hätte es keinen Angriff auf die Altruan gegeben. Und dann wären meine Eltern jetzt noch am Leben.
    Selbst wenn wir Jeanine töten würden, könnte man wirklich darauf vertrauen, dass uns die Ken nicht wieder angreifen und beherrschen wollen? Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen.
    » Und welche Gegenleistung würden wir dafür erhalten?«, fragt Tobias.
    » All unsere verfügbaren Kräfte, die ihr braucht, wenn ihr das

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