Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
Vom Netzwerk:
überleben werden.«

    »Die haben es leichter als wir. Sie haben sich für nichts zu schämen. Wir Menschen dagegen schon. Ganze Jahrhunderte von Kriegen, Schlachten, Blutvergießen...«

    Nach einer Stunde Fahrt erschien wieder ein Orientierungslicht, das dem Nautilus den Weg durch ein Labyrinth von Korallenriffen zum Ziel wies. Hier gab es keine Kontrollstellen mehr. Das Panzertor in einem Felsenriff in der Tiefe des Ozeans öffnete sich und verschlang die Riesenkugel Nautilus. Die bisher durchsichtigen Bullaugen wurden durch Kunstplast verdeckt. Die zwanzig Bevollmächtigten durchschritten eine Überdruckkabine und betraten das Archiv, um von dort (nach fünfhundert Jahren) Waffen aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu heben und ans Tageslicht zu schaffen:

    Das Verzeichnis lautete: Archiv (Genehmigung des Rats I, Rats II, Rats III): XXI Jh.: GH 6538-10:

    Video-Auge 1, Video-Auge 2 und Video-Auge 3 (Sichtwinkel 180 Grad) XX. Jh., XFB 223-4:

    Maschinenpistolen, zwei Stück + Munition XX. Jh. XFB 433 — Ein leichtes MG + Munition XX. Jh. KG-8-12:

    Splittergranaten — 5 Stück

    Das Video-Auge 1 glich einer Miniaturstecknadel mit Zierkopf. Ebenso das Video-Auge 2 und 3. Diese Gegenstände waren in durchsichtige Behälter eingeschmolzen. Im Vergleich zu den Maschinenpistolen und -gewehren sahen sie völlig unschuldig aus...

    »Mit diesen Dingen hat man auch...?« »Sie wollen sagen...?« Der Ratsvorsitzende zögerte kurz, bevor er das schreckliche Wort aussprach: »Gemordet, wollten Sie sagen? Nein. Im moralischen Sinn allerdings...eigentlich doch. Fernsehaugen mit Spiegelempfang. Man konnte mit ihrer Hilfe durch Mauern in fremde Heime blicken, solange das Gesetz zum Schutz der Privatsphäre noch nicht galt. Unsere Expedition wird diese Gegenstände aus dem Jahre 2015 selbstverständlich nur im äußersten Notfall und zu ihrem eigenen Schutz einsetzen. Eine einzige Ausnahme von dieser Regel bildet allerdings das Geld, ohne das man, wenn es bei dem Ausflug — aus welchem Grunde auch immerzu Schwierigkeiten kommen sollte, im zwanzigsten Jahrhundert nicht bestehen kann.

    Muster dieses Geldes gab es im Tresor C: Kronen.

    Dollar.

    Pfund Sterling.

    Deutsche Mark.

    Lire.

    Forint.

    »Heutzutage würde man so etwas als kleine grafische Kunstwerke bezeichnen«, bemerkte De Santis, indem sie gerührt die bunten Bildchen mit den Häuptern der Herrscher und die Stahlstiche der Wappen betrachtete. »Seltsam, nicht wahr?...So armselige Papierfetzen, mit Zahlen bedruckt, und damals...«

12. Lehrgang II

    »Nicht zerreißen, nicht zerknittern! Und Sie, Noll, laufen Sie mir hier nicht mit nur einem Schuh an den Füßen herum! Das werden wir alles schaffen«, sagte der Akademiker, indem er die von der ZD-Zentrale gelieferten Bündel von Geldscheinen als erster prüfte.« Zum Beispiel steht hier auf diesen grünen Papierchen, mit dem Bild einer Kornähre und eines Löwen, das Wort >sto<, das heißt >hundert<. Wie weiterhin angeführt, sind diese Banknoten durch Gold und andere Aktiva der Staatsbank gedeckt. Nachahmungen werden gesetzlich bestraft.«

    »Das bedeutet...?«

    »Daß Sie für so einen Geldschein, sagen wir einmal, einen Stuhl kaufen werden, Karas, damit Sie nicht mit gekreuzten Beinen auf dem Boden sitzen müssen. Das wäre nämlich, in jenem Gebiet, wo wir uns hinversetzen werden, ungewöhnlich. Haben wir uns das nicht schon mindestens tausendmal gesagt? Ebenso ungewöhnlich wäre es, mit einem einzigen Schuh am Fuß herumzulaufen, Noll! Ein Schuh konnte damals, sagen wir einmal, zwei solche rote...oder vier braune Papierchen kosten...«

    »Oder sechs blaue...«

    »Das werden wir leicht feststellen, sobald wir an Ort und Stelle sind...Übrigens...ich habe dazu einen Lehrfilm hier...«

    Philipp schaltete die Bildschirmwände ein und sagte erleichtert:

    »Sehen Sie? Alles ist klar!« Das Farbbild eines zeitgenössischen Filmstreifens zeigte das sich drehende Roulette Monte Carlos. Man sah eintretende Spieler, die eine Handvoll zerknitterter Banknoten für bunte Spielmarken eintauschten. »Jetzt eben zahlen sie mit diesem Geld! Sie tauschen es gegen bunte Rädchen ein!«

    Das Glücksrad drehte sich wieder. Zum Entsetzen des Croupiers fiel in drei Runden hintereinander die Neun. Die Bank war gesprengt. Eine geheimnisvolle, verschleierte Frau strich seelenruhig die Spielmarken in ihr Handtäschchen, schritt an die Kasse und tauschte sie dort für etliche Millionen Francs in Banknoten ein, mit denen sie in ihr

Weitere Kostenlose Bücher