Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
Vom Netzwerk:
Häusermauern einer weißen Stadt stürzten ein. Brände und Explosionen. Man sah nirgends Menschen. Vor den entsetzen Augen derer aus der Zukunft rückten in der plötzlichen Stille an Ungeheuer erinnernde Panzer, ihre Geschützläufe gegen die Häuserfenster richtend, vor.

    Sekunden später veränderte sich das Bild. Niedrige Ungeheuer auf vier Rädern rasten auf die Kamera zu. In einer Kurve stießen sie zusammen und explodierten. Über einem Flammenmeer stieg eine Rauchsäule hoch. Trümmer der Maschinen regneten auf die flüchtenden Zuschauermassen herab.

    Ein anderer Kampf wütete auf einem grünen Rasen, wo Männer in gelben Trikots, mit gelben Lederhelmen auf dem Kopf, versuchten, andere Männer in grünen Trikots, mit grünen Lederhelmen auf dem Kopf, umzubringen.

    »Vermutlich Krieg? Entsetzlich!« stammelte Katja mit vor Grauen heiserer Stimme. »Sich so zu vernichten...!«

    »Das ist aber kein Krieg...«, flüsterte Philipp. »So pflegten sich die Leute damals zu unterhalten...« Die Sportberichte liefen weiter. Halbnackte Frauen rangen im Schlamm eines Ringes miteinander. Ein Stier stürzte in den Sand der Arena, wo Sägespäne eine Blutlache bedeckten. »Wollen Sie vielleicht sagen, daß auch das noch eine Unterhaltung ist?« »Gewiß. In Amerika. In Spanien.« »Um so schrecklicher, wenn das nur deren Unterhaltung ist! Was, wenn sie Ernst machen?« bemerkte Karas. »Ich hab drei Kinder, die glauben, daß ich zurückkommen werde. Im Interesse der Menschheit! Gut, sagen wir mal, daß wir rechtzeitig Maulwurf spielen. Fluchtgeschwindigkeit dreihundert. Kugelsichere Plasten...aber warum haben Sie mit uns nie über all’ diese Dinge gesprochen?«

    »Weil...«, Sekundenlang hatte Philipp Lust einzugestehen, daß auch er Angst habe; daß er noch kurz zuvor gedacht hatte, alles aufzugeben und es Johansson aufzubürden. Aber zu seinem eigenen Erstaunen hörte er sich sagen: »Weil das alles Unsinn ist. Wir landen doch weder in New York noch in Spanien. Ich habe die Chronik der Stadt Kamenice studiert. Ein völlig ruhiges Städtchen. Im Verlaufe eines ganzen Jahres fünf Autounfälle, drei Leichtverletzte. Zwei Raubüberfälle, ein Mord...aus Eifersucht, bitte sehr...sonst nichts. Übrigens, wenn unsere Aktion klappt, werden wir uns dort nur drei, vier Stunden aufhalten. Das sind, wenn ich nicht irre, zweihundertvierzig Minuten, während Ihre Eltern bereits seit fünf Jahren auf der Fahrt nach Alpha Centauri sind.«

    »Sie wollten allerdings hinfliegen! Uns hat aber der Computer ausgesucht...«

    Plötzlich drang grelles Licht in die Museumshalle. Auch der künstliche Garten erstrahlte im Licht der aufgehenden Sonne. Eine alte Standuhr am Ende der Treppe schlug sechs.

    »Sie haben den Ton abgeschaltet?«

    An den Bildschirmwänden erschien eine Wüste. In der drückenden Stille sah man die Techniker des Forschungszentrums bei den Vorbereitungen des letzten Tests für den Niva-VI-Geländewagen mit dem eingebauten Kinetor für Zeit- und Raumsprünge. Das Gefährt war bereits voll beladen: Gepäckstücke, Theodoliten. Plastische Modelle der Expeditionsmitglieder Noll, Karas, Katja und Philipp saßen bereits im Auto.

    »Schnell noch einige Informationen«, donnerte die Stimme von den Bildschirmwänden, nachdem es Karas gelungen war, den Ton einzuschalten. »Es handelt sich um den letzten Testsprung des Objekts. Es wiegt mit der Besatzung und dem Ballast zwölfhundertzwanzig...«

    Die letzten Worte rief der Reporter, als er von dem Auto fortrannte. Von der Spitze des Antennenturms sprühten Funken.

    »...in eine Entfernung von 1856 Kilometern, wo der Weltrat in einem Schutzraum das Testergebnis erwartet...«

    Die das Gefährt umgebenden Techniker gingen hinter einer Sanddüne in Deckung.

    Der Ton verstummte.

    Ganz kurz hörte man nur einen gellenden Pfiff. Die Oberfläche des verlassenen Autos lief rot an, dann verblaßte sie und verwandelte sich in eine leuchtende Silhouette.

    Dann war nichts mehr.

    Das Auto verschwand...

    ...um im Verlauf einer Minute...

    »Wir befinden uns am Fuße des Berges Chopok in der Niederen Tatra«, meldete sich die Reporterin vom Zielpunkt. »Sonnenschein. Glitzernder Schnee. Gute Laune. Kurz zuvor hatte ich Gelegenheit, mit dem Vorsitzenden des Weltrats zu sprechen. Er sagte mir: Wir sind davon überzeugt...«

    Wovon sie überzeugt waren, das sagte sie nicht mehr. Von einer Explosion hinweggefegt, verschwand sie hinter einer Schneewehe. Kurz darauf kam sie wieder zum

Weitere Kostenlose Bücher